Andrea Belegante ist seit 2017 Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Systemgastronomie e.V.

Andrea Belegante ist seit 2017 Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Systemgastronomie e.V.
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Systemgastronomie: Gestärkt aus der Corona-Krise hervorgehen

Auswirkungen, Schadensbegrenzung und Optimismus für die Zukunft: Die Hauptgeschäftsführerin des BdS Andrea Belegante nimmt Stellung zur Corona-Thematik.

Ausnahmesituation aufgrund der Corona-Pandemie: An eine herkömmliche Bewirtung von Gästen ist durch empfindliche Beschränkungen (Falstaff PROFI berichtete) kaum mehr zu denken. Die Krise gilt es so glimpflich wie möglich zu überwinden – aber wie? Die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Systemgastronomie e.V. (BdS) Andrea Belegante spricht im Interview über die aktuelle Lage.

PROFI Welche Auswirkungen wird das Corona-Virus auf die Branche haben?
Andrea Belegante Wie die langfristigen Folgen des Corona-Virus sein werden, lässt sich aktuell nicht seriös abschätzen. Sicher ist, dass bereits jetzt viele unserer Mitglieder einen erheblichen Rückgang der Gästezahlen und Umsatzeinbußen zu verzeichnen haben. Das bedroht in vielen Fällen die unternehmerische Existenz – man muss es leider so hart sagen.

»Sicher ist, dass bereits jetzt viele unserer Mitglieder einen erheblichen Rückgang der Gästezahlen und Umsatzeinbußen zu verzeichnen haben.«
Andrea Belegante, Hauptgeschäftsführerin BdS

Wir als Verband und verantwortungsbewusster Sozialpartner haben auf diese wirtschaftliche Ausnahmesituation reagiert und mit der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten im Eiltempo eine tarifliche Vereinbarung zu unserem Tarifvertrag abgeschlossen. Dieser Zusatz ermöglicht rückwirkend zum 1. März 2020 die Einführung von Kurzarbeit mit einem Zuschuss zum Kurzarbeitergeld. Wir senden damit einerseits an die Beschäftigten das Signal, dass wir sie weiterhin brauchen und wir gemeinsam mit diesen Mitarbeitern die Krise überwinden wollen.

Andererseits verschaffen wir unseren Mitgliedsunternehmen etwas Luft, um diese bis dato unbekannte Krisensituation und deren wirtschaftlichen Folgen abfedern und überstehen zu können, ohne die in der Branche dringend benötigten Mitarbeiter entlassen zu müssen. Es wird auch eine Zeit nach der Krise geben, in der Restaurants wieder eröffnen werden und sich dann auf die vielen treuen Mitarbeiter stützen können.
 
Rechnet der Bundesverband der Systemgastronomie mit massiven Schäden für seine Mitglieder? Mehr als 830 Mitgliedsunternehmen umfasst der Verband.
Wir bekommen aus unserer Mitgliedschaft nahezu täglich Wasserstandsmeldungen über die Umsatzrückgänge. Wir sprechen hier teilweise von 50 Prozent und mehr. Das ist massiv und wirklich sehr besorgniserregend. Hinter diesen »nackten« Zahlen stehen engagierte und verantwortungsvolle Unternehmer, die sich Tag für Tag überlegen, wie die Krise bewältigt werden kann.

Es stehen aber auch über 120.000 Beschäftigte und ihre Familien dahinter. Allein diese Ungewissheit, wie es mit dem Unternehmen oder dem Arbeitsplatz weitergeht, richtet einen erheblichen Schaden an – von den wirtschaftlichen Folgen ganz zu schweigen.

Die Flut an Informationen zu Covid-19 ist unglaublich – was sollen Gastronomen unbedingt beachten?
Wir stehen unseren Mitgliedern bei Unklarheiten jederzeit mit Rat und Tat zur Seite. Was wir dringend empfehlen ist, die behördlichen Auflagen und Verordnungen ganz genau im Blick zu behalten und sich streng danach zu richten. Die Gesundheit der Gäste und der Mitarbeiter hat oberste Priorität. Diesem Ziel müssen andere Belange jetzt untergeordnet werden.

»Die Gesundheit der Gäste und der Mitarbeiter hat oberste Priorität.«
Andrea Belegante, Hauptgeschäftsführerin BdS

Der bereits angeschlagenen Restaurantkette »Vapiano« fehlten durch Corona Umsätze, sie hat Insolvenz angemeldet. Wie können Betriebe bestmöglich Schäden abwenden?
Die Bundesregierung und auch die Landesregierungen haben umfangreiche Finanzhilfen und Unterstützungsprogramme aufgelegt. Das ist ein gutes Zeichen und absolut wichtig! Ich wünsche mir allerdings, dass registriert wird, was wir als Bundesverband und Sozialpartner geleistet haben. Wir sind mit der erwähnten tariflichen Vereinbarung mit der Gewerkschaft zur Kurzarbeit in Vorleistung gegangen.

Wir übernehmen dadurch Verantwortung für die Branche, die Unternehmen und die Mitarbeiter und hoffen so, die Krise gemeinsam durchzustehen. Im schlimmen Fall der Fälle, wenn Mitgliedsunternehmen in Schieflage geraten sollten, muss diese vorbildliche Form der Sozialpartnerschaft besonders anerkannt werden, wenn es um konkrete Hilfen und sonstige Unterstützung geht.
 
Auch wenn Gastro-Betriebe nicht schließen müssen, bleiben Gäste trotzdem vielfach aus. Ist die Corona-Krise auch eine Krise der Gastronomie?
Die aktuelle Krise der Gastronomie ist durch den Corona-Virus ausgelöst worden. Vor dem Ausbruch waren die Restaurants unserer Mitgliedsunternehmen gut besucht. Dafür trifft uns die Entwicklung jetzt nun umso härter. Ich bin aber felsenfest davon überzeugt, dass die Systemgastronomie gestärkt aus der Krise hervorgeht.

»Die aktuelle Krise der Gastronomie ist durch den Corona-Virus ausgelöst worden.«
Andrea Belegante, Hauptgeschäftsführerin BdS

Beispielsweise werden gerade jetzt, in der Krise, Mitarbeiter nicht gekündigt, sondern dank des Instruments der Kurzarbeit gehalten, neue Online-Bestellplattformen bei Mitgliedern hochgezogen oder die Delivery-Strukturen noch weiter verbessert. Das sind gute Nachrichten in einer weniger optimistischen Zeit. Wir werden in ganz sicher auch in Zukunft wieder Gäste anziehen, neue hinzugewinnen und mit unseren Produkten sowie freundlichem Service begeistern.

bundesverband-systemgastronomie.de

Alexandra Embacher
Alexandra Embacher
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