Bassano del Grappa ist ein Must auf der Tour durch Venetien.

Bassano del Grappa ist ein Must auf der Tour durch Venetien.
© mauritius images

Long Weekend Venetien – Das Prosecco-Paradies

In Venetien wird nicht nur Grappa und der bekannteste Schaumwein Italiens erzeugt, die Region ist an und für sich ein Mekka für Feinschmecker.

Freitag

Die DOCG-Region liegt zwischen Conegliano und Valdobbiadene und erstreckt sich auf 6000 Hektar von der Ebene über sanfte ­Hügel bis zu extremen Steillagen.

Conegliano ist als »Hauptstadt des ­Prosecco« der Ausgangspunkt unseres prickelnden langen Wochenendes. Herz der Stadt ist der historische Hauptplatz, auf dem einmal im Jahr ein überdimensionales Dame-Spiel mit echten Menschen in historischen Kostümen gespielt wird. Das Spektakel findet im Juni statt, nennt sich »La Dama Castellana« und wird im September zur »Enodama« abgewandelt: In traditionellen Lokalen werden anstelle der Spielsteine Gläser mit Weiß- bzw. Rotwein verwendet und je nach Spielverlauf konsumiert.

Da die Stadt aber sehr industriell geprägt ist, fahren wir rasch nach Susegana zum Landgut Borgoluce weiter, wo man nicht nur hervorragenden Prosecco kaufen und verkosten kann, sondern auch weitere Produkte aus der biologisch geführten Landwirtschaft: Käse (Büffelmozzarella!), Wurst, Fleisch, Olivenöl und vieles mehr. All diese Köstlichkeiten werden auch in der Osteria nördlich von Susegana in großartiger Qualität verarbeitet.

Der Weg gen Norden führt uns von der Ebene in sanft hügeliges Gebiet, bis wir spektakuläre Steillagen erreichen. Das pittoreske Örtchen Follina eignet sich hervorragend für einen kleinen Spaziergang, einen Espresso mit einem Amaro oder einen Besuch in der »Enoteca Al Milani«. Das vermutlich beste Restaurant der Region liegt in der Nachbar-Ortschaft Miane: »Ristorante da Gigetto«.

Das achtgängige Degustationsmenü kostet 45 Euro, und das umfassende Weinangebot lädt zum Verweilen ein. Die Küche steht idealtypisch für die Region: herzhafte Fleischgerichte, vor allem von Rind und Pferd, Innereien und frische Zutaten zu günstigen Preisen. Luxushotels sind Mangelware, es gibt aber gemütliche Agriturismi.

Samstag

Nur auf den steilsten Hängen wachsen die Trauben für den Cartizze, eine Rarität, die es nur selten außer Landes schafft. In den Gasthäusern wird am offenen Kamin gegrillt.

Cartizze – diese Lagenbezeichnung steht per Definition noch über dem Prosecco Superiore. Hier wird um ­jeden Quadratmeter gekämpft, das Herz des Schaumwein-Paradieses umfasst gerade einmal 107 Hektar Anbaufläche. Ebenso gut wie die Glera-Trauben (die Rebsorte, die dem Prosecco zugrunde liegt) auf diesen extremen Steillagen hier gedeihen, so faszinierend ist die Landschaft.

Perfekter Ausgangspunkt für Spaziergänge durch das Cartizze-Gebiet ist das malerische Örtchen Santo ­Stefano. Schon nach wenigen schweißtreibenden Minuten erreicht man die »Osteria senz’Oste«, das Gasthaus ohne Wirt. Das steinalte Haus steht leer, die Tür ist unversperrt. Der Hausbrauch will es, dass man sich selbst bedient: Wurst, Speck und Käse sind foliert, feiner Cartizze wartet im Kühlschrank auf seine Bestimmung. Das Geld wirft man in eine Holztruhe und genießt die Köstlichkeiten auf der Terrasse mit atemberaubenden Blick über endlose Rebzeilen, der an schönen Tagen das Meer bei Venedig erahnen lässt.

Es geht aber noch ein wenig höher und skurriler: Am Gipfel des Weinberges steht ein Automat, prall gefüllt mit herrlichem Cartizze! Für das Mittagessen würde sich das »Salis Ristorante Enoteca« empfehlen.

Eine Kombination aus moderner und regionaler Küche sowie eine umfassende Weinkarte mit den besten Prosecchi (und Craft-Bieren!) lassen die Zeit zu schnell verstreichen. Nicht weit entfernt liegt die Villa Sandi, ein Leitbetrieb der Region, in dem Führungen und Verkostungen angeboten werden. Niemand sollte das Prosecco-Land wieder verlassen, ohne die »Trattoria alla Cima« besucht zu haben. Gewaltige Fleischportionen werden hier am offenen Kamin im Haus zartrosa gegrillt.

Sonntag

Von Valdobbiadene geht es zur Hotel-Legende »Villa Cipriani« und weiter nach Bassano del Grappa. Freunde edlen Destillats besuchen das Grappa-Museum von Jacopo Poli.

Für das Frühstück am Sonntagmorgen gibt es wenig schönere Plätze als am Hauptplatz von Valdobbiadene. Von einem der gemütlichen Cafés aus kann man die Kirchgänger beobachten oder selbst die Messe mitfeiern. Eine Dreiviertelstunde südwestlich liegt die legendäre Hotel-Ikone »Villa Cipriani«. Wer nicht das Vergnügen hat, hier ein paar Tage zu verbringen, sollte zumindest einmal hier gegessen haben. Nationale und internationale Stars, Adelige und Monarchen haben bereits die prachtvolle Terrasse, den bezaubernden Garten und die hervorragende Küche genossen. Es gibt wenige Hotels auf der Welt, die so viel Charme und Historie ausstrahlen wie das Schmuckkästchen aus dem 16. Jahrhundert.

Zum Abschluss der Reise fahren wir in das pittoreske Bassano del Grappa mit der berühmten Holzbrücke »Ponte degli Alpini«. Eine Viertelstunde mit dem Auto entfernt liegt die Destillerie von Jacopo Poli, der zu den besten Grappa-Produzenten Italiens zählt. Zur Destillerie gehören auch zwei Grappa-Museen, die nicht nur viele Geheim­nisse der Grappa-Herstellung preisgeben, sondern auch vielfältige Verkostungsmöglichkeiten bieten.

Der Monte Grappa ist beim Giro d’Italia eine entscheidende Etappe und somit bei Radfahrern ein herausforderndes Ziel. Von Bassano führt eine gut ausgebaute Straße auf den 1745 Meter hohen Gipfel, den Mussolini mit einem monumentalen Grabmal für die Abertausenden dort Gefallenen des Ersten Weltkriegs verunstaltet hat. Es ist aber auch der südlichste Gipfel der Dolomiten und ­bietet einen traumhaften Panoramablick über das Prosecco-Land. An klaren Tagen kann man sogar bis Venedig sehen.

Landschaft und Kulinarik der Prosecco-Gegend

Weiterführende Links

Conegliano Valdobbiadene Prosecco Superiore
www.prosecco.it

Agriturismo Venetien
www.agriturismo.it

Consorzio Valdobbiadene
www.valdobbiadene.com

Insider-Guide für Bassano del Grappa:
adayinbassano.com/de/​​​​​​​​​​​​​​​​​​

Aus Falstaff Magazin Nr. 06/2014

Bernhard Degen
Autor
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