Câmara de Lobos ist eine portugiesische Stadt auf der Insel Madeira und gilt als der Fischerort schlechthin. Schon Winston Churchill war von dem malerischen Fischerdorf angetan, sodass er es bei seinem Besuch 1950 malte. Heute ist der Ex-Premier selber dort verewigt: malend, als Bronzestatue.

Câmara de Lobos ist eine portugiesische Stadt auf der Insel Madeira und gilt als der Fischerort schlechthin. Schon Winston Churchill war von dem malerischen Fischerdorf angetan, sodass er es bei seinem Besuch 1950 malte. Heute ist der Ex-Premier selber dort verewigt: malend, als Bronzestatue.
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Long Weekend Madeira: Entdeckungshungrig im Atlantik

Mit malerischen Wasserfällen und hohen Berggipfeln, dschungelartigen Wäldern und wüstenkargen Felslandschaften zeigt Madeira viele Gesichter. So viel in der Natur unterwegs zu sein, macht aber auch hungrig. Gut also, dass es auf der portugiesischen Atlantikinsel kulinarisch einiges zu entdecken gibt – Sternerestaurants inklusive.

Freitag

Nach einem ersten Überblick über die Insel-Spezialitäten wird über das Festland gewandert: erst zum Grünen Kessel und schließlich köstlich-kulinarisch bei »The Wanderer«.

Als wir vom Meer aus auf Funchal schauen, scheint es tatsächlich so, als würden sich die weißen Häuser wie die Besucherränge in einem Halbrund am dahinterliegenden Berg aufbauen. Kein Wunder, dass die Hauptstadt Madeiras, der Dreh- und Angelpunkt des Insellebens, gern mit einem Amphitheater verglichen wird. Auch für uns bietet sie die Bühne für unsere (kulinarischen) Entdeckungen – wie gleich zum Einstieg bei einer »Food & Wine«-Tour.

Auf dem Weg durch das Stadtzentrum und die quirlige Altstadt mit ihren Gassen voller Bars und Restaurants legen wir einen Stopp beim Markt »Mercado dos Lavradores« ein, wo unter anderem die opulenten, farbintensiven Obstauslagen begeistern. Außerdem lernen wir einige der wichtigsten Spezialitäten Madeiras kennen: In der hübsch aus der Zeit gefallenen »Fábrica Santo Antonio« probieren wir den Bolo de Miel, den Honigkuchen, der dort seit 1883 hergestellt wird. In der rustikalen Bar »Rei da Poncha« hingegen dreht sich alles um das Lieblingsgetränk: »Poncha«, eine erfrischende Mischung aus Zuckerrohrschnaps, Honig und Zitronensaft.

Ein paar Straßen weiter probieren wir zudem den Wein, der nach der Insel benannt ist: den Madeira-Wein, dessen Gärung durch die Zugabe von hochprozentigem Alkohol unterbrochen wird. Das Resultat ist ein verführerischer Likörwein, der bei »Blandy’s« seit über 200 Jahren produziert wird. Nach der Tour durch die Wine Lodge und den Weinkeller kosten wir uns durch unterschiedliche Jahrgänge.   

Zum Mittagessen gibt es dann eine Spezialität, die bereits auf dem Fischmarkt zu sehen war: »Espada preta«, der schwarze Degenfisch, der vor seiner Zubereitung vor allem durch sein hässliches Äußeres auffällt. Auf dem Teller im Fischrestaurant »Vila do Peixe« verliert er seinen Schrecken – weiß und filetiert, perfekt gegrillt, so simpel wie köstlich.

Danach ist es Zeit für Bewegung in der vielseitigen Natur Madeiras. Wir entscheiden uns für einen der zahlreichen Wanderwege entlang einer Levada, einem der alten, schmalen Wasserkanäle, die wie ein Netz die Insel überziehen. Auf dem dschungelartig umwucherten Weg zum Caldeirão Verde, dem Grünen Kessel, fließt das Wasser nicht nur in der Levada. Beim ersten Wasserfall stürzt es auch eindrucksvoll aus der Höhe. Selbst in der Luft hängt die Feuchtigkeit in dieser tropischen Waschküche. Wie ein Amphibium läuft man staunend durch das Sattgrün des geheimnisvollen Waldes.

Passend zum Nachmittag ist am Abend bei »The Wanderer« reserviert. Das etwas versteckt gelegene Restaurant hat nur einen Tisch, an dem alle Gäste des Abends zusammensitzen, um das beeindruckende und außergewöhnliche Fünf-Gänge-Menü unter dem Motto »Last Days of
Gravity« zu genießen. In der offenen Küche steht Selim Latrous, der für seine kulinarischen Kunstwerke neugierig und enthusiastisch mit Texturen, Techniken, Aromen und Zutaten experimentiert. Ideen hierfür nimmt er aus Madeira und der ganzen Welt. Was für ein auf- und anregender Abend!

Samstag

Nach dem Ausflug zum Sonnenaufgang über den Inselgipfeln wartet der Tag mit zahlreichen Gourmet-Höhepunkten auf – und einem superlativen Feuerwerk zum Finale.

Es fällt zwar schwer nach dem langen Abend gestern, aber das frühe Aufstehen am Silvestermorgen (Silvester fiel 2022 auf einen Samstag) lohnt sich. Kurz nachdem der Jeep von »Hit the Road Madeira« den Aussichtspunkt im Norden erreicht hat, wirft die Sonne ihre ersten Lichtstrahlen über den mit 1862 Metern höchsten Berg Pico Ruivo und die vielen anderen Gipfel der Vulkaninsel. Ein kleines Frühstück hat der Guide auch dabei: Der Tag beginnt mit Kaffee, frischem Smoothie und leckeren Sandwiches des »Vantastic«-Foodtrucks in Funchal, bevor wir die Tour mit einem Spaziergang durch alte, knorrige Lorbeerwälder fortsetzen. Sehr sehenswert im dünn besiedelten Norden ist zudem der schöne Ort Porto Moniz mit seinem
Meeresschwimmbecken.

Zurück im Süden in Funchal steuern wir gleich den Hafen an. Dort steht der berühmte Inselsohn und mehrfache Weltfußballer Cristiano Ronaldo – verewigt als Statue in Lebensgröße. Das Ziel ist allerdings eine alte Festung auf der Hafenmauer. Das »Design Centre Nini Andrade Silva« zeigt darin eine Dauerausstellung der Innenarchitektin Nini Silva, deren Schaffen von der Geschichte, Kultur und Natur Madeiras beeinflusst ist. Die überaus geschmackvolle Ästhetik findet sich auch im Ambiente des Restaurants wieder – und bei den hervorragenden Gerichten.

Eigentlich sehr britisch, aber doch ein Muss beim Insel-Urlaub ist der Afternoon-Tea im »Reid’s Palace«, einem altehrwürdigen Hotelklassiker in Funchal. In der eleganten Atmosphäre der Terrasse mit Meerblick folgen dem Glas Champagner zunächst die feinen Finger-Sandwiches, dann Scones mit clotted Cream und exquisite Patisserie-Häppchen. So schwer es uns dabei auch fällt: Wir halten uns zurück, ein bisschen zumindest. Denn am Abend haben wir schließlich, ebenfalls hier im Hotel, einen Tisch im »William«-Restaurant bekommen, das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet ist.

»Wir möchten Sie heute mitnehmen auf eine Reise über die Insel«, sagt der Kellner einleitend über das Menü, das in fünf Gängen zum Madeira-Genussstreifzug wird. Der beginnt mit der Gourmet-Variante des inseltypischen Cozida mit Schweinefleisch und Kraut, setzt sich mit einem feinen Kastanien-Süppchen fort und landet unter anderem beim Rinderfilet mit den Aromen des Madeira-Lorbeerwaldes.

Nach dem kulinarischen Erlebnis ist der Abend allerdings noch lange nicht vorbei – zum Jahreswechsel wartet Madeira mit einem wahren Spektakel auf: Rund ein Dutzend Kreuzfahrtschiffe liegen im Hafen, während über Funchal traditionell ein opulentes Feuerwerk entzündet wird. 2006 landete die Stadt damit sogar im Guinness-Buch – für die größte Feuerwerkshow der Welt. Bunt, laut, eindrucksvoll erleuchtet, beginnt so das neue Jahr.

Sonntag

Vom paradiesischen Garten bis zur rauen Nordküste, vom Insel-Rum bis zur bodenständigen Küche – der letzte Tag ist voller Kontraste und spannender Entdeckungen.

Am letzten Tag entschließen wir, auf der wunderschönen Terrasse des »Les Suites at Cliff Bay« zu frühstücken. Dort genießen wir die letzten Blicke auf Funchal, denn heute geht es nochmal raus aus der Hauptstadt – zunächst nach Westen. Wir fahren durch kleine Ortschaften der stark bebauten Küstengegend, vorbei an Bananenplantagen und durch das hübsche Fischerdorf Camara de Lobos, immer wieder die bergige Landschaft auf und ab bis zum Zwischenstopp beim Skywalk. Auf der Plattform, die sich auf einer Klippe in fast 600 Metern Höhe über dem Ozean befindet, kann man nicht nur in die Weite, sondern auch schwindelerregend steil nach unten schauen.

Ein paar Serpentinen weiter wollen wir zu »Fajã dos Padres« und gondeln dafür mit einer Seilbahn die Steilküste nach unten. Nach der kurzen Fahrt landen wir nicht nur direkt am Meer, sondern laufen dort auch durch Obst- und Gemüsegärten, wo man bei den Mangos und Bananen am liebsten direkt zugreifen würde. In der Küche des benachbarten Restaurants wird gleich das verarbeitet, was hier wächst. Daher legen wir hier die Lunch-Pause ein und genießen das Thunfisch-Steak in traumhafter Lage.

Schweren Herzens brechen wir schließlich auf, um ans andere Ende Madeiras in den Nordosten zu fahren, um noch einmal andere Gesichter der facettenreichen Insel kennenzulernen. Bei der Wanderung zur Ponta de São Lourenço, dem Kap, das wie ein schmaler Zipfel im Osten aus der Insel herausreicht, zeigt Madeira seine karge und steinige Seite. Die Natur hat hier kunstvolle Formationen in Rot, Schwarz und sandigem Beige aus den Felsen herausgemeißelt. Aus dem weiten Blau des Atlantiks rauschen rhythmisch die Wellen gegen die steilen Klippen und zerklüftete Ufer. Es ist pure Ozeandramatik auf der Wanderung, bei der das Ziel das einzige Zeichen der Zivilisation ist: Casa do Sardinha, das umsäumt von Palmen an eine Oase erinnert und wo wir im Schatten bei einem kalten Bier eine Rast einlegen.

Nach dem Ausflug erkunden wir noch die deutlich rauere Nordküste und die Orte, die sich entlang der Straße auffädeln. Im Örtchen Porto da Cruz stoppen wir an der alten Rum-Brennerei »Engenhos do Norte«. In der Halle kann man sich in Eigenregie über die Geschichte des Rums auf der Insel und die Destillerie informieren, bevor wir im Shop ein Tasting machen – aber nur ein paar Schluck, dann gehen wir weiter zum Abendessen. Nach den eleganten Restaurants der vergangenen Tage ist es diesmal Zeit für die bodenständige Madeira-Küche: mit Limpets-Muscheln und traditionellem Espetada-Fleischspieß in der urigen und gemütlichen Atmosphäre des »A Pipa«.

Das Wochenende klingt schließlich im »Quinta do Furão« aus, bei einem letzten Cocktail auf dem von (Wein-)Gärten umgebenen Hotel – und mit dem Geräusch der Wellen im Ohr, die am Fuße der Steilküste gegen die Felsen rauschen.


Tipps & Adressen

HOTELS

Les Suites At The Cliff Bay ***** (1)
23 luxuriöse Suiten mit Meerblick in einem separaten Teil des Fünf-Sterne-Resorts »Cliff Bay«. Ein Infinity-Pool und das sehr empfehlenswerte »Avista«-Restaurant gehören u.a. auch dazu.

Estrada Monumental 145, 9004-532 Funchal
T: +351 291 707 770, portobay.com

Reid's Palace ***** (2)
Der Klassiker unter den Luxushotels auf Madeira. Das weit über 100 Jahre alte »Reid’s Palace« liegt an der Steilküste und ist von einem Garten umgeben. Der Afternoon Tea mit Meerblick ist ein Muss.   

Estrada Monumental 139, 9000-098 Funchal
T: +351 291 717 171, belmond.com

Savoy Palace ***** (3)
Großes Luxushotel in einem geschwungenen Hauptgebäude und in sehr zentraler Lage. Unter anderem mit mehreren Restaurants, zwei Pools und einem Spa.

Av. do Infante 25, 9004-542 Funchal
T: +351 291213000, savoysignature.com

Quinta Da Casa Branca ***** (4)
Schickes Boutique-Hotel inmitten eines weitläufigen, botanischen Gartens nicht weit vom Zentrum Funchals – Pool inklusive.   

R. da Casa Branca 7, 9000-088 Funchal
T: +351 291700770, quintacasabranca.com

Quinta Do Furao **** (5)
Sehr schöne Hotelanlage an der Steilküste im Norden mit Pool und sehr gutem Restaurant.

Estrada da Quinta do Furão Nº6, 9230-082 Santana
T: +351 291570100, quintadofurao.com

RESTAURANTS

Il Gallo D’Oro (1)
Exzellente, mediterran- und iberisch-inspirierte Gourmetküche im »Cliff Bay«-Resort. Einziges Restaurant auf Madeira, das mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet ist.

Estrada Monumental 147, 9004-532 Funchal
T: +351 291707700, portobay.com

William (2)
Das »William« befindet sich im »Reid’s Palace« und bietet exzellente Menüs in eleganter Atmosphäre. Chefkoch Luís Pestana legt großen Wert auf frische Zutaten und Aromen Madeiras. Ausgezeichnet mit einem Michelin-Stern.

Estrada Monumental 139, 9000-098 Funchal
T: +351 291 717 171, belmond.com

The Wanderer (3)
Kleines Restaurant mit äußerst kreativen Menüs – und ein verstecktes Highlight auf Madeira! Unbedingt reservieren, da es nur einen Tisch gibt, an dem alle Gäste des Abends zusammen dinieren.   

Centro Comercial Olimpo, Av. do Infante, 9000-015 Funchal
T: +351 915 682 872, thewanderermadeira.com

Faja Dos Padres (4)
Paradiesisch am Fuße der Steilklippen gelegenes Restaurant, wo man auch durch einen Obst- und Gemüsegarten spazieren kann – nur erreichbar mit der Seilbahn oder mit dem Boot.

Estr. Padre António Dinis Henrique 1, 9300-261 Quinta Grande
T: +351 291 944 538, fajadospadres.com

Vila Do Peixe (5)
Gehobenes Restaurant im Fischer-Dorf Câmara de Lobos nahe Funchal, mit einer täglichen
wechselnden Auswahl von Fisch- und Meeres-spezialitäten vom Markt.

R. Dr. João Abel de Freitas 30A, 9300-048 Câmara de Lobos
T: +351 291 099 909, viladopeixe.com

Design Centre Nini Andrade Silva (6)
Stilvolles Design Centre in einer alten Hafenfestung mit Dauerausstellung über die Innenarchitektin Nini Silva, sowie einem hervorragenden Restaurant mit grandiosem Funchal-Blick.

Estrada da Pontinha, Forte de Nossa Senhora da Conceição, 9000-726 Funchal
T: +351 291 648 780, ninidesigncentre.com

A Pipa (7)
Uriges Lokal mit handfester Inselküche an der Nordküste. Gemütlich und köstlich!

Casas Proximas, Porto da Cruz, 9225 050 Madeira
T: +351 968 527 400, facebook.com/SnackBarAPipa

TOUREN

Jeep-Tour (1)
Ganz bequem im Jeep auf Tages- oder Halbtages-Touren die Schönheit der Insel(-natur) jenseits von Funchal entdecken. Ein Highlight für Frühaufsteher: eine Fahrt zum Sonnenaufgang mit Blick über Madeiras Gipfel.

T: +351 969 466 359, hittheroadmadeira.com

Food & Wine Tour (2)
Bei der Tour durch Funchal gibt es nicht nur viel zu probieren. Man bekommt auch einen unterhaltsamen Einblick in die Geschichte der Insel und ihre kulinarischen Spezialitäten.

T: +351 911 911 711, winetoursmadeira.com

Rum-Brennerei Engenhos Do Norte (3)
Eine Besichtigung der an der Nordküste gelegenen Brennerei mit ihren alten Produktionsanlagen ist eine Reise in die Vergangenheit. Probieren kann man dort natürlich auch.

Rua do Cais, nº 6 - Casas próximas
9225-050 Porto da Cruz
T: +351 291 563 346, engenhosdonorte.com

Blandy's Wine Lodge (4)
Der womöglich bekannteste Produzent von Madeira-Wein. In der Wine Lodge werden Verkostungen und Touren mit Besichtigung des Weinkellers angeboten.   

Av. Arriaga 28, 9000-064 Funchal
T: +351 291 228 978, blandyswinelodge.com

BARS

Dash, Cocktail Bar (1)
Einfallsreiche Drinks in trendiger Atmosphäre bietet diese Cocktailbar im Zentrum von Funchal.

R. da Alfândega 1B, 9000-059 Funchal
T: +351 961 014 423, facebook.com/DashCocktailBar

Musa Lounge Bar (2)
Moderne Bar, in der es neben spannenden Cocktail-Eigenkreationen unter anderem auch eine ordentliche Auswahl an Craft-Bier gibt.

Rùa Imperatriz D Amelia 100, 9000-018 Funchal
​​​​​​​musaloungebar.com​​​​​​​

Sascha Rettig
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