Pulsierende Metropole an der Themse: links das London Eye, rechts der Big Ben.

Pulsierende Metropole an der Themse: links das London Eye, rechts der Big Ben.
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Long Weekend: Lustvolles London

Wir sagen Ihnen, was Sie an einem langen Wochenende in der britischen Metropole nicht verpassen sollten.

Freitag

Der Piccadilly Circus ist und bleibt jener Platz, wo man die Stadt so richtig spürt. Erste Shopping-Erkundungen führen in die Jermyn Street, die Straße der Hemden- und Schuhmacher.

Dort bietet das nagelneue »45 Jermyn St« im Nobelkaufhaus Fortnum & Mason Labung aller Art. Nach einer Runde in den Boutiquen von Mayfair ist es nicht weit nach Soho, wo man im »Babaji« von Top-Gastronom Alan Yau türkische Pizza namens »Pide« in exzellenter Qualität bekommt.

Oder man spaziert in Richtung Covent Garden, wo man im jüngsten Lokal der »Barrafina«-Kette an der Essbar Platz nimmt und der grandiosen spanischen Küchenchefin beim Anrichten von Fisch, Meeresfrüchten und Tapas zusehen kann – in beiden Lokalen muss man eventuell ein wenig Warten, ganz dem aktuellen Londoner Trend zu No-reservation-Konzepten entsprechend.

Dann geht es Richtung Oxford Street zum Kaufhaus Selfridges, gleich daneben bietet das neue »Social Wine & Tapas« von Starkoch Jason Atherton Weine in Zalto-Gläsern und dazu raffinierte kleine Happen.

Am Abend ist es durchaus spannend, einmal die ausgetretenen Pfade zu verlassen und südlich der Themse Zeuge zu werden, wie Gentrifizierung die einst drögen Pendler-Bezirke in lebendige Viertel verwandelt. Weil die Mieten im Zentrum für junge Wirte unerschwinglich werden, zog etwa Dean Parker nach Clapham und sperrte dort »The Manor« auf, wo man um läppische 42,– Britische Pfund ein großartiges Sieben-Gänge-Menü genießt.

Zurück im Zentrum ist die neue plüschig gestylte Bar »Black Dice« in Mayfair ein Ort, wo man bis drei Uhr früh aus den unzähligen Rums wählt oder einen »Sake Collins« schlürft.

Samstag

Ausflug nach Maidenhead: Im »The Fat Duck« erwartet uns experimentelle Sterneküche, und im Schloss Windsor entdecken wir die königliche Geschichte des Landes.

Ein erfolgreicher Tag beginnt mit einem wirklich guten Kaffee. Den gibt es bei »Fernandez & Wells« in South Kensington, dazu großartige Sandwiches oder hausgemachte Kuchen. Derart gestärkt startet die vierzigminütige Reise vom Bahnhof Paddington gen Westen nach Maidenhead und weiter mit dem Taxi ins idyllische Dorf Bray, wo man nach sehr frühzeitiger Reservierung einen Tisch bei Drei-Sterne-Koch Heston Blumenthal ergattert hat. Wobei »Reservierung« nicht den Punkt trifft – seit »The Fat Duck« nach einem Gastspiel in Australien im Herbst wieder eröffnet hat, gibt es hier nach Vorbild der Lokale von Grant Achatz in Chicago oder »The Clove Club« in London nur mehr »Tickets«, d. h. man bezahlt wie im Theater sein Essen im Vorhinein. GBP 255,– sind dafür Mittag wie Abend zu löhnen, Getränke und Trinkgeld kommen extra. Dafür lädt der verspielte Blumenthal zu einer vierstündigen »Reise in die Geschmackswelt der Kindheit« mit unzähligen überraschenden Details.

Krönen lässt sich dieser äußerst luxuriöse Ausflug mit einem Besuch in der königlichen Residenz im nahen Schloss Windsor. Nach der alle Sinne fordernden Kost von Blumenthal gelüstet es am Abend nach Einfacherem. Das bietet – auf hohem Niveau – »Les Deux Salons«, eine Neueröffnung von Design-Guru Sir Terence Conran. Vorbild sind die klassischen Bistros von Paris, Conran hat mit dem üblichen Gespür für Orte und Kochstile ein Stück Seine an die Themse verpflanzt. Und dann endlich – ein Bier. Die beste Auswahl, aktuell 37 Sorten vom Fass, findet sich in »The Craft Beer Company« in Clerkenwell.

Sonntag

In London pulsiert das Leben, auch sonntags: Wir lernen die jungen Starköche der Stadt kennen und lassen das Wochenende genussvoll ausklingen.

Glücklicherweise ist London eine Stadt, die am Sonntag ganz und gar nicht ruht. Besonders lebendig ist der Osten, etwa die Zone rund um den Old Spitalfields Market unweit der Liverpool Street Station. Dort haben sich einige der angesagtesten Gastronomen eingemietet. Jüngster Zugang ist Nuno Mendez, portugiesischstämmiger Küchenchef im Celebrity Hotel »Chiltern Firehouse« von André Balazs. Hier in der »Taberna do Mercado« ist er selbst der Chef und serviert typisch portugiesische Marktküche, sprich – wunderbaren Rohschinken vom Alentejo, selbst eingelegte Meeresfrüchte und auch Ungewöhnliches wie »Acorda«, eine traditionelle Knoblauchsuppe mit Kabeljau und dessen Kutteln. Aber auch Frühstück auf portugiesische Art gibt’s hier, mit ofenfrischen Pastéis-de-nata-Törtchen. Vorteil: Für Frühstück und Lunch kann man hier reservieren.

Am Abend – gerade ein großer Trend in London – werden nur »walk in guests« akzeptiert. Platzmäßig auf Nummer sicher geht man in den Lokalen der genialen Fischhändler »Wright Brothers«, entweder hier am Markt oder in der jüngsten Filiale im feinen South Kensington. Austern von den Bänken rund um Britannien, atlantischer Frischfisch, Hummer und mehr. Oder man beschließt seinen London-Trip mit einem Besuch im jüngsten Ableger der genialen »Roka«-Kette von Rainer Becker. Im eleganten Straßenbogen von Aldwych stößt man auf einen Lokaltyp, wie ihn keine andere europäische Stadt hervorbringt. Diese Kombination von exzellenter japanischer Küche, Chic, Glamour, Genuss und Erlebnis ist eines der Geheimnisse, das manche gern kopieren und man doch nur in London so zu erleben vermag.

Aus Falstaff Magazin Nr. 07/2015

Alexander Bachl
Alexander Bachl
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