Auf dem Donauradweg entdecken wir Kultur & Kulinarik.

Auf dem Donauradweg entdecken wir Kultur & Kulinarik.
© DZT, Benedikt Steinle

Long Weekend-Kulinarik entlang der Jungen Donau

Unberührte Natur, Spezialitäten von kleinen, regionalen Produzenten & eine einzigartige Kulturlandschaft. Die Blogger Toni & Bene nehmen uns mit auf Entdeckungsreise.

Die Donau, Europas zweitlängster Fluss, beginnt ihre Reise als kleines Rinnsal im Schwarzwald. Schon wenig später wird sie mächtiger, bis sie schlussendlich in Passau endgültig zum Strom wird. Dieser Abschnitt wird Junge Donau genannt.
Bekannt sind auf dieser Etappe nicht nur die Städte wie Ulm, Regensburg oder eben Passau, die allesamt zu Städtereisen einladen, sondern auch der Donauradweg. Ganz bequem, weil es kaum Steigungen gibt, erkundet man Kultur und Kulinarik. Für ein Long Weekend haben sich die Blogger Toni & Bene nebst Beagle Emil auf kulinarische Entdeckungstour begeben: von der Schwäbischen Alb bis nach Passau.

Die Schwäbische Alb

Erlebnis-Ausflug Wimsener Höhle
Wir starten unsere Tour in der Wimsener Höhle auf der schwäbischen Alb, die einzige ihrer Art in Deutschland, die mit einem Boot befahren werden kann. 15 Minuten lang geht es in einem kleinen Boot für neun Personen rund 70 Meter weit ins Innere. Wir ziehen die Köpfe ein, in der mystischen Höhle kann es stellenweise ganz schön eng werden. Direkt hinter dem Eingang liegt auch das sogenannte Kuchenboot. Ab September reifen hier bis zu 500 Christstollen, nehmen dabei das Aroma der Höhle auf und geben ihres wiederum ab.

Übernachten und Speisen im Bio Hotel & Restaurant Rose

Nach der Fahrt kann man sich direkt neben der Höhle im »Gasthof Friedrichshöhle« stärken. Bio-Genuss seit 1950 – das ist das Motto der Familie Tress in ihrem »Bio Restaurant Rose mit zugehörigem Hotel«. Opa Tress stellte die Familienlandwirtschaft schon vor rund 70 Jahren auf einen Demeter-Betrieb um und war damit einer der Bio-Pioniere in Deutschland. Mittlerweile wird der Hotel- und Restaurantbetrieb von Mutter Tress und den vier Brüdern geführt, die Landwirtschaft (immer noch Demeter) wurde verpachtet, und jeder in der Familie hat sein Resort, seinen Platz im Betrieb.
Das Abendessen im schönen, ruhigen Innenhof der »Rose« kann man nur als grandios bezeichnen: Nebst Klassikern wie der Schwäbischen Hochzeitssuppe (Leber-, Brät-, und Grießklößchen, Backerbsen, Kräuter) gibt es als Hauptspeise einen krossen Rücken vom Schwein mit Erbsen-Minzpüree, weißem Thymianschaum und Ofenkartoffeln, natürlich alles Bio. Auch das gegrillte Flanksteak mit geschmortem Gemüse ist traumhaft! Und zu späterer Stunde reicht Bruder Daniel, hauptverantwortlicher Gastgeber für die Wimsener Höhle nebst Gastronomie, eine fantastische Auswahl von der Bio-Gin-&-Tonic-Bar.

Schwäbisches Mittagessen in der »Heimatküche«

Nach einem gesunden Vital-Frühstück bei Sonnenschein im Innenhof (das Brot wird übrigens jeden Tag frisch in der hauseigenen, an den Innenhof angrenzenden Backstube gebacken!) statten wir zu Mittag der Anfang Juli neu eröffneten »Heimatküche« einen Besuch ab. Gastgeberin Mama Tress verwöhnt hier die Gäste mit typischer schwäbischer Küche in donauradwegs-gerechten Portionsgrößen à la Kässpätzle mit Röstzwiebeln, schwäbischem Wurstsalat oder Schweinebraten mit Knödeln. Gestärkt fahren wir einige Kilometer der Jungen Donau entlang – und kommen in Bayern an.

Wir erreichen Lauingen

Lauingen ist eine 10.000-Einwohner-Stadt im schwäbischen Donautal mit einer zauberhaften Altstadt. Wahrzeichen ist der Schimmelturm, ein Wachturm, der früher zur Überwachung des Warentransports gedacht war. Wir bezwingen die 200 Stufen, genießen einen tollen Ausblick und kehren dann direkt am Marktplatz, bei Familie Lodner ein. Zum Haus gehören ein Wirtshaus mit bodenständiger Küche, das »Genießerrestaurant Lodner« und das Genießerhotel.  
Frischer Fisch kommt hier vom Wasser direkt auf die Teller: Das ist Regionalität pur! Drei kleine Fischzüchter garantieren dafür. Einer dieser Betriebe ist die Fischzucht »Auf der Bleiche« von Stefanie und Daniel Ostertag. Seit vier Generationen werden die Fischteiche mit frischem Quellwasser gespeist, was zu erstklassiger Qualität führt. Wir holen uns den frischen Fang gleich selber ab und fahren damit zurück zu den Lodners.

Im »Genießerrestaurant Lodner«

Chef und Chefkoch Alexander Lodner hat ein kleines Genießer-Domizil mit vier Tischen. Bewusst erinnert es an die alte Wiener Kaffeehauszeit, Gastgeber Lodner ist gebürtiger Österreicher. Gekocht wird nur auf Reservierung für maximal 10–15 Personen. Diese dürfen sich aber dann auf ein erstklassiges Fine-Dining-Menü freuen.
Seine Speisen ergänzt er mit einer tollen Weinauswahl aus dem renovierten alten Weinkeller. Hier kann man auch in kühlem Ambiente den Aperitif genießen, bevor man sich entweder im Restaurant oder auf der gemütlichen Terrasse zum Genießen niederlässt.

Gewürzvielfalt Lodner

Wer gern kocht, weiß um die Bedeutung von qualitativ hochwertigen Gewürzen. Alexander Lodner stellt sie selbst her, über 200 – und ausnahmslos in Bio-Qualität. Man riecht: Hier geht es zu 100 Prozent um Qualität. Lodner sucht persönlich jede Komponente aus, kauft zu, bastelt an Rezepturen. Seine Klassiker heißen »Chili Sour« (Tomatenflocken, Paprikaflocken, Persische Limette, Chiliflocken und Kaffirlimettenblätter) oder »Bruschetta/Spaghetti« und können über Gewürze Lodner auch online bestellt werden.

»Die Gewürze haben meine Art zu kochen verändert. Es ist spannend und interessant, wie man mit Gewürzen die Individualität eines Produktes noch mehr hervorheben kann, ohne dass man den Eigengeschmack zerstört.«
Alexander Lodner

Stromabwärts nach Passau

Passau, die Drei-Flüsse-Stadt, liegt direkt vor der Österreichischen Grenze in Niederbayern. Hier trifft die Donau auf den Inn und die Ilz, was zwar die historisch wichtige Rolle der Stadt erklärt, für die Bewohner aber nicht immer von Vorteil ist. Beim Jahrhunderthochwasser 2013 beispielsweise stand mehr oder minder die ganze Stadt unter Wasser.
Trotz dieser naturgewaltlichen Willkür hat sich Passau seit dem Mittelalter zu einer der wichtigsten Städte der Donauregion entwickelt. Beispielsweise hat der Passauer Bischof mehrere Habsburger Kaiser gekrönt, war doch Wien damals Teil des Passauer Bistums. Auch verheerende Feuer konnten den Einfluss der Stadt nicht schmälern, erst mit der Wandlung Europas in größer skalierte Staaten verlor Passau an Einfluss.

Dolce Vita an der Donau

Eine eindeutige Passauer Küchentradition ist schwer auszumachen, gehört die schöne Stadt an den drei Flüssen doch zu der (in frühen Jahren etwas ärmeren) Region Niederbayern. Sehr spannend, denn ein Trendthema unserer Zeit – die Resteküche – kehrt zurück: Eintöpfe, Brotsuppen und Co. zählen zu den traditionellen Gerichten der Stadt und werden seit jeher in den Familien gekocht.
Das Flair der Drei-Flüsse-Stadt wird stark geprägt von den vielen Studenten, die hier nicht nur studieren, sondern auch feiern und die Stadt beleben. Viele Cafés, Bars und Restaurants transportieren eine gewisse Leichtigkeit, lassen Passau trotz seiner überschaubaren Größe beinahe großstädtisch wirken und italienisches Flair aufkommen. Wir fühlen uns wohl und genießen.

Schokotraum in Kugelform

Schon seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird im »Café Simon« Schokolade zu süßen Versuchungen verarbeitet. Einzigartig ist die Passauer Goldhaubenpraline, angelehnt an die historische Passauer Goldhaube, das traditionelle Zeichen besser situierter bürgerlicher Familien: Je aufwendiger und größer die Haube, desto wohlhabender die Familie. Das war einmal. Die Tradition wird aber nicht nur auf süße Art vom sympathischen Walter Simon, sondern auch von einer Gilde an traditionsbewussten Goldhaubenträgerinnen am Leben erhalten.
Konditormeister und Confisseur Simon hat im Innenhof eine kleine Outdoor-Konditorei aufgebaut. Schritt für Schritt zeigt er uns die Zubereitung der Goldhaubenpraline. Die Füllung besteht aus Karamell, Sckokolade, Nougat, Haselnüssen und Schnaps, wird aufgespritzt, mit Schokolade überzogen und mit Blattgold garniert. Auch bei Kuchen und Torten lässt sich das Treiben der Passauer Straßen gut beobachten.

Österreich trifft Bayern beim Abendessen

Dass Passau direkt an der Grenze zu Österreich liegt, bemerkt man ganz besonders, wenn man in den »Heilig Geist Stiftkeller« mitten im Zentrum zum Abendessen geht. Ganz untypisch für Deutschland. findet man hier auf der Karte Eierschwammerlgulasch, Marillen-Palatschinken und Hausweine aus der Wachau. Bereits 1965 vom Vater übernommen, führt Fritz Mayer den Betrieb mit 160 Sitzplätze im Gastgarten und über 300 Sitzplätze im Inneren. Und da seine Frau Österreicherin ist, erklärt sich auch die offensichtliche Liebe zu Wachauer Weinen (das Gasthaus hat  sogar eigene Rieden in der Wachau). Die Karte ist »zweisprachig«, wir finden das lustig.

Mit einem Kaffee nehmen wir Abschied

Im Studentenviertel jenseits des Inns (seit kurzem gibt es auch eine Filiale in der Altstadt) hat Stephan Bauer seinen ehemaligen Sneaker-Laden in ein gemütliches Studentencafé umgebaut, das »KaffeeWerk«. Bei modernen Kaffeespezialitäten wie Flat White und Iced Coffee sowie hausgemachten Backwaren kann man in gemütlicher Atmosphäre lernen, lesen oder einfach dem Dolce far niente frönen. Und sollte mal der Tag schon zu weit fortgeschritten sein, wartet Bauer mit einem erlesen gefüllten Craft-Bier-Kühlschrank auf – alle aus der Region versteht sich. Bayern versteht sich natürlich als Biernation. Wir kommen wieder, ist ja nur ein Katzensprung von Österreich entfernt.

INFO

Für mehr Infos über das Reiseland Deutschland und Franken einfach auf diese Links klicken:
Culinary Germany: www.germany.travel
Die Junge Donau: www.die-junge-donau.de

Toni Kögl
Blogger
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