Tasting vom 02.03.2007
Die Reifeprüfung Der Jahrgang 1997 gilt als einer der Meilensteine des modernen österreichischen Rotweines. Zu Recht? Im Laufe ihrer Reife machten zahlreiche Weine eine Entwicklung durch, die manchen Kommentator an der tatsächlichen Qualität zweifeln ließ. Anfänglich ungemein attraktiv und charmant, zogen sich viele Topweine in eine Art Winterschlaf zurück, wirkten streng und spröde. Spätestens mit dem Auftauchen des schwergewichtigen 2000ers war der Ruf des »Jahrhundertweines« für den 1997er verhallt. Viele Weinfreunde hatten um viel Geld voll Enthusiasmus eingekauft, zudem war 1997 der Jahrgang, in dem in Österreich erstmals so etwas wie »Garagenweine« erzeugt wurden. Der Steinzeiler Privat aus dem Hause Kollwentz kam zum ersten Mal auf den Markt, 1.000 Alpendollar pro Flasche waren damals Tagesgespräch unter den Weinfreaks. Bei der Falstaff-Prämierung machte der achtzehnjährige René Pöckl mit seiner Cuvée Rêve de Jeunesse Furore – ein Wein, der wegen seines Syrah-Anteils nur als Tafelwein etikettiert werden durfte. Ebenso gut wurden die besten Blaufränkischweine beurteilt, die Familie Kirnbauer belegte punktegleich mit Pöckl den ersten Rang. Jetzt war es an der Zeit, Nachschau zu halten und festzustellen, wie sich die besten Weine der einstigen Verkostungen wirklich entwickelt haben. Die 1997er sind rar geworden So wurde eine Liste der damals besten Blaufränkisch und Cuvées erstellt, die Winzer wurden um die Weine gebeten. Einige Weine waren leider restlos ausverkauft und auch so nicht auffindbar, wie der Quattro von Gager oder der Blaufränkisch von Stefan Lang, von den restlichen Kandidaten konnte zumindest eine Flasche aufgetrieben werden. Daraus schließen wir: Die 1997er sind schon sehr rar geworden. Eigentlich logisch, denn vor 1997 waren mit dem Botrytisjahrgang 1995 und dem nicht idealen Rotweinjahr 1996 keine wirklich guten Weine vorhanden gewesen, unmittelbar danach kam mit 1998 ein Jahr, in dem nur die Frühsorten gut waren. Die Mengen des Jahrgangs 1997 waren nicht überwältigend, daher ist er sukzessive konsumiert worden. Geduld wurde belohnt Glücklich jene Weinfreunde, die damals genug gekauft und auf Lagerfähigkeit vertraut haben. Denn wer diese Geduld hatte, wird dafür nun reich belohnt. Die 1997er sind eine überaus positive Überraschung und haben mehr zu bieten, als man in den kühnsten Träumen hätte vermuten dürfen. Das Gros der Weine zeigt sich sehr jugendlich und dank der flotten Säure auch finessenreich, nur wenige haben ihren Reifehöhepunkt bereits erreicht. Die Weine des Jahrgangs haben einen durchschnittlichen Alkoholgehalt von 13 bis 13,5 %, sind also nicht zu opulent und können weiterhin als trinkanimierend bezeichnet werden. Mostkonzentration scheint damals noch nicht so verbreitet gewesen zu sein, und wie man heute sieht, wäre sie völlig unnotwendig gewesen. Sollte Ihnen also zukünftig die eine oder andere Flasche österreichischen Rotweines aus 1997 auf einer Weinkarte ins Auge stechen und der Preis nicht unverschämt sein, dann greifen Sie bitte zu! Die Weine für folgende Probe wurden nicht dekantiert, sondern fünf Stunden vor der Verkostung geöffnet, vorverkostet und belüftet. Es verkosteten Hermann Döllerer (HD), Gastronom und Weinfachhändler aus Golling, KR Ing. Heinz Pecenka (HP) (Jacques Roullet & Co.), KR Helmut Touzimsky (HT), Dr. Helmut Romé (HR) und Peter Moser. Die exzellent betreute Verkostung fand im Restaurant »Eckel« in Wien-Sievering statt. An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön an die teilnehmenden Winzer, die alle Weine direkt aus ihren Vinotheken bereitgestellt haben. Text von Peter Moser, Fotos von Claudia Schindlmaißer