Tasting vom 08.09.2015
Navarra wird oft als ein Anhängsel von Rioja angesehen. Und in der Tat gehen der Südrand und der Südosten der DO Navarra fließend in die Rioja Baja über. Doch Navarra besteht aus insgesamt fünf Teilgebieten, die sich alle markant voneinander unterscheiden: Die Weinberge im Norden stehen unter dem klimatischen Einfluss der Pyrenäen und des Golfs von Biskaya, während im Ebrotal, im Süden Navarras, mediterrane Bedingungen herrschen. In den Subregionen Valdizarbe und Baja Montaña wachsen Reben bis auf 600 oder gar 800 Meter Höhe hinauf, in der Ebene des Ebrotals stehen sie hingegen auf 250 bis 300 Metern.
Auch in der Stilistik seiner Weine ist Navarra eigenständig und hat kaum etwas mit Rioja gemein. In den vergangenen 20 Jahren haben die Winzer stark auf den Anbau internationaler Sorten gesetzt – vor allem beim Merlot mit großem weinbaulichen Erfolg. Unglücklicherweise kam der Merlot just aus der Mode, als die balsamisch duftenden Exemplare aus Navarra an Tiefe gewannen. Die wichtigste autochthone Sorte ist Garnacha. Vor allem in Höhenlagen bringt sie Rotwein-Originale hervor: Weine mit Glut und Fülle und einem dennoch kühlen Kern. An Bedeutung gewinnt auch wieder die alte Sorte Graciano – eine spätreife Traube für dichten, kernigen Wein.
Notizen von Ulrich Sautter