Tasting vom 07.02.2014
Sangiovese ist eine richtige Primadonna. Wenn sie voll ausreift und auf den richtigen Böden steht, kann sie traumhafte Weine erbringen. Wehe aber, der Ertrag ist zu hoch oder das Wetter zu kühl und nass. Genau so präsentierte sich aber ein großer Teil des Jahrgangsverlaufs 2010. Da nützt es auch nicht viel, wenn nach Abschluss der Ernte im Herbst 2010 der Tenor der vielen Pressemitteilungen war, dass man mit dem Jahrgang 2010 wieder zu den alten Zeiten zurückgekehrt sei; die Lese sei spät erfolgt wie schon lange nicht mehr, und die Weine hätten endlich auch wieder weniger Alkohol. Leider zeichnen sich nur wenige Weine durch wirkliche Eleganz, saftigen Trinkfluss und seidiges Tannin aus. Die Mehrzahl wirkt rau, ruppig, und auch grobes Holztannin ist immer wieder zu spüren. Es gibt wenig daran zu rütteln: 2010 hat die Sangiovese deutlich gelitten, nur wenige Weine konnten sich retten – diese zeichnen sich dann auch durch große Langlebigkeit aus. Besser ergingt es Cabernet, Merlot & Co, die deutlich weniger unter dem Wetter litten. Unter Toscana Centrale subsummierten wir das Chianti, das Chianti Classico und die daran unmittelbar anschließenden Gebiete. Der erste Teil unserer großen Verkostung gilt den Chianti Classico Riserva und einigen ausgewählten Chianti Classico aus Einzellagen. Super-Tuscans – zumeist die qualitative Spitze der Betriebe – sind Weine, die aus historischen Gründen nicht als DOC- oder DOCG-Weine bezeichnet werden (weil z. B. aus anderen Rebsorten als den damals erlaubten), sondern heute als IGT Toscana etikettiert werden. Sie stehen selbst im Problemjahr 2010 überwiegend gut da. Insgesamt besser schaut es dann 2011 aus: Da dürfen wir uns aufs nächste Jahr freuen! Notizen von Othmar Kiem