Tasting vom 15.07.2014
Mallorcas Rotweine haben in den vergangenen Jahren beachtliche Fortschritte gemacht – davon legt auch diese aus den Sortimenten deutscher und österreichischer Fachhändler durchgeführte Marktübersicht Zeugnis ab. Dabei spiegelt auch Mallorcas Weinwirtschaft jenen Zwiespalt wider, der in ganz Spanien zwischen Traditionalisten und Innovativen herrscht. Erinnern etwa die Weine von José Ferrer an Rioja alter Schule (und werden auch unter Beachtung der herkömmlichen spanischen Qualitätspyramide – Crianza, Reserva, Gran Reserva – in Verkehr gebracht), so setzen die Weine der jungen Generation – etwa »4Kilos« von Apol.lonia Viticultors oder »5 Diferents« von Es Fangar – auf betonte Frischfruchtigkeit. Diese Zugänglichkeit erinnert einerseits geradezu an den Weinstil der Neuen Welt, wird andererseits aber auch durch sperrige, komplexe Kräutertöne gebrochen, die untrennbar zum mallorquinischen Wein zu gehören scheinen. Auch die meisten »modern« gemachten Weine zeigen komplexe Aromen von Thymian, Salbei, von Chinarinde und Fernet Branca – und zeichnen dadurch ein authentisches Bild ihrer Herkunft. Bei der Wahl der Rebsorten setzen die mallorquinischen Winzer fast ausnahmslos auf Assemblagen, wobei die Lokalsorten – vor allem Manto Negro und Callet – am häufigsten mit Cabernet Sauvignon, Syrah und Merlot verschnitten werden. Auch Tempranillo kommt in Mallorcas Weinbergen vor – jedoch deutlich seltener als auf dem spanischen Festland. Durch ihre Fülle sind die meisten Weine schon relativ jung zugänglich – was nicht heißt, dass sie nicht auch reifen könnten. Auch wenn es selbst aus der traditionsreichen DO Binissalem keine immens lange Geschichte gereifter Weine gibt – es dürfte sich durchaus lohnen, die eine oder andere Flasche einmal länger liegen zu lassen. Weniger gelungen erschienen in unserer Verkostung die auf der Ferieninsel selbst hoch im Kurs stehenden Roséweine, denen es fast durchwegs an Frische und aromatischer Präzision fehlt. Bei den Weißweinen hingegen belegt die eine oder andere originelle (und stimmige) Cuvée, dass die mallorquinischen Winzer mit Feuereifer dabei sind, an ihrer weinbaulichen Identität zu feilen. Notizen von Ulrich Sautter und Peter Moser (PM)