Tasting vom 24.04.2015
Friaul ist vor allem Weißweinland. Da hat die Region im Nordosten Italiens viel zu bieten. Weine auf der Basis von Chardonnay, Sauvignon Blanc und Pinot Grigio findet man ebenso wie aus den lokalen Sorten Friulano, Ribolla Gialla, Malvasia, Vitovska und Picolit. In den 90er-Jahren waren die Weine aus dem Friaul in aller Munde, in letzter Zeit ist es etwas still um sie geworden. Zu Unrecht, wie wir finden. Insbesondere in den östlichen, an der Grenze zu Slowenien gelegenen Anbaugebieten Colli Orientali del Friuli, Collio, Isonzo und im Karst bei Triest findet der Weinfreund viele spannende, tiefgründige Weine von erstaunlicher Vielschichtigkeit. Zum Teil werden auch radikal neue Wege beschritten. So vergären immer mehr Winzer aus Oslavia nach dem Vorbild von Josko Gravner ihre Weißweine wie Rotwein in offener Maische. Vor allem die lokale Ribolla Gialla scheint sich dafür gut zu eignen. Auch unter den Produzenten am Karst finden diese Orange-Weine Zuspruch. Mit ihrer dunklen Farbe und ihrem mehr oder weniger ausgeprägten Tanningehalt sind diese Weine gewöhnungsbedürftig. Eine Malvasia von Benjamin Zidarich ist aber auf jeden Fall spannend und eröffnet neue Sichtweisen zum Thema Weißwein. Die Rotweine aus dem Friaul konnten hingegen weniger überzeugen. Sie sind häufig kantig und von deutlichen grünen Tanninen geprägt. Das gilt insbesondere für den Pignolo, der von vielen als die zukunftsträchtige Rotweinsorte des Friaul besungen wird. Da haben die Winzer noch viel Kleinarbeit zu leisten. Durchaus Erfreuliches gibt es hingegen von Schioppettino und Refosco zu vermelden. Notizen von Othmar Kiem