Tasting vom 04.06.2013
Dem immer noch gängigen Vorurteil, dass der Silvaner eine Rebsorte sei, die unisono neutrale Weine hervorbringe, darf vehement widersprochen werden. Moderate Säuregehalte mögen für vergleichsweise bekömmliche Weine sorgen, doch ist es gerade ihre diskrete Art, die sie zu einem Spiegel ihrer bestimmten Herkunft machen. Der Silvaner reagiert erbarmungslos auf sein Terroir, ist ein Mineralschwamm sondergleichen. In ihrer angestammten Heimat Franken wächst die Sorte auf vielfältigen Böden und kann entsprechend individuelle Weine hervorbringen: Muschelkalk etwa sorgt für cremig anmutende Gewächse mit kreidig-mineralischer Prägung, während Buntsandstein und Keuper die Weine mit Säureschliff und filigraner Struktur versorgen. Falstaff bat die führenden Erzeuger um Kostproben. Auf dem Prüfstand standen trockene Spätlesen und VDP-Grosse-Gewächse aus dem Jahrgang 2011. Aus 2012 stellten sich – neben den klassischen Kabinetten – VDP-Ortsweine und VDP-Erste-Lagen dem freundschaftlichen Wettstreit. Unsere ursprüngliche Ausschreibung verlangte aus 2012 noch ausschließlich nach trockenen Kabinett-Weinen. Da der Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) diese Prädikatsstufe ab dem Jahrgang 2012 allerdings nicht mehr für trockene Weine vorsieht, haben wir unser Anforderungsprofil entsprechend erweitert. Notizen von Axel Biesler