Tasting vom 18.02.2015
Riesling aus Franken ist noch vor allen stilistischen oder qualitativen Überlegungen zuallerst eines: eine Rarität. Nur ein wenig mehr als 300 Hektar sind in Franken mit Riesling bestockt – das sind gerade einmal fünf Prozent der Anbaufläche. Denn eigentlich ist es dem Riesling der Tendenz nach zu kühl am Rand von Spessart, Oden- und Steigerwald. Nur in den besten Lagen bringt die wählerische Sorte zuverlässig gute Resultate. So kann es nicht überraschen, dass unsere Blindprobe von Weinen des neidischen 2013er Jahrgangs vor allem Weine aus Spitzenlagen mit hohen Bewertungen versah: Escherndorf mit seinem malerisch in einer Mainschleife gelegenen Steilhang »Lump« taucht alleine zehnmal unter den 40 best bewerteten Weinen auf, und auch Würzburger Stein und Iphöfer Julius-Echter-Berg werden ihrem Ruf gerecht. Eine besondere Pointe ist es, dass der höchst bewertete Wein ausgerechnet aus einer Großlage stammt – aber dort eben aus einem besonders von der Natur bevorzugten Fleckchen.
Nach der Verkostung zog die Jury ein sehr zufriedenes Fazit: Frankens Riesling hat sich in den letzten Jahren stilistisch enorm weiterentwickelt. Penetrant-petrolige Weine mit mostiger Säure oder parfümierte Fruchtbomben mit wuchtigem Alkoholgehalt – sie alle gehören der Vergangenheit an. Die Gegenwart des Frankenweins dreht sich um Fragen des Süße-Säure-Spiels, des mineralischen Ausdrucks und der Reifebeständigkeit. Der 2013er Jahrgang mit seiner Frische und seiner Feinnervigkeit hat dabei der Suche der Winzer nach Finesse in die Karten gespielt.
Notizen von Ulrich Sautter