Tasting vom 05.05.2006
1. TEIL: Der Riesling fühlte sich wohl. Das schwierige Weinjahr 2005 kündigte sich schon mit einer langsamen, unregelmäßigen Blüte im Frühjahr an, in der kalte Perioden für eine frühe Dezimierung des Traubenansatzes in Österreichs Weingärten gesorgt haben, und setzte sich dann mit einem Sommer fort, der diese Bezeichnung kaum verdient hat. Dennoch war die Reife zufrieden stellend, als Anfang August Niederschläge einsetzten, die auch den feuchten, kühlen September begleiteten. In der Folge waren die Beeren erhöhtem Fäulnisdruck ausgesetzt. Für die Winzer bedeutete dies besonders sorgfältige Weingartenarbeit, Ausdünnen des Rebbehanges und gewissenhafte Laubarbeit, um die gewünschten Reifegradationen zu erhalten. Der Wetterumschwung am 3. Oktober, der während des ganzen Monats für einen beständig sonnigen Altweibersommer sorgte, förderte die Zuckerbildung in den Trauben, kam jedoch für manche Rebsorten etwas zu spät. Nicht für den Riesling, dem war dieses Wetter, das im späten Oktober noch eine Föhnlage mit an die 20 Grad Celsius bei Tage brachte, gerade recht. Das einzige Problem dabei war, dass der Riesling begann, Beeren zu verlieren, leider oft auch die gesunden. Die Gradationen der Moste waren in der Wachau durchwegs nicht die höchsten, die Erntemenge im Vergleich zu einem Normaljahr oft halbiert. Die gewissenhaften Winzer legten sich bei der Selektion ins Zeug, und das mit Erfolg, denn am Ende gab es sehr schöne Ergebnisse. Da erfreulicherweise die Zahl der eingereichten Muster sehr groß war, musste die Redaktion entscheiden, die Berichterstattung zum Federspiel-Cup 2006 auf zwei Ausgaben aufzuteilen. In dieser Ausgabe finden Sie die Rieslinge und die Sortenvielfalt, in der Juli-Ausgabe folgen dann die Grünen Veltliner. Wer schon jetzt erfahren möchte, wer die besten Veltliner erzeugt und den Federspiel-Cup in dieser wichtigen Kategorie gewonnen hat, kann das unter Tastings auf unserer Homepage www.falstaff.at sofort tun, denn wir haben bei Erscheinen die Verkostungsnotizen sämtlicher Weine mit mindestens 85 Punkten online gestellt. In der Kategorie »Riesling Federspiel« geht der Sieg diesmal nach Spitz an das Weingut Nothnagl in Radlbach für den Riesling vom Burgberg. Platz zwei geht an Wolfgang Bäuerl aus Oberloiben für seinen Riesling Federspiel (vom Kellerberg), und der dritte Platz geht an die erfreulicherweise wieder erstarkte Domäne Wachau mit dem Terrassen Federspiel 2006. In der Kategorie Vielfalt ging der Sieg diesmal an eine weiße Cuvée mit Namen »Hucho« von Josef Fischer aus Rossatz, der auch schon lange kein Unbekannter mehr ist. Text von Peter Moser