Monopoly Deutsche Weinstraße

Monopoly Deutsche Weinstraße
© Rainer Schäfer

Wo die Schlossallee Wurstmarkt heißt

Winzer Maximilian Bohnenstiel entwickelte die Idee für das Monopoly Deutsche Weinstraße.

Maximilian Bohnenstiel sitzt gerade an seiner Bachelor-Arbeit über die betriebswirtschaftliche Analyse von Weingütern. Da schwirren mächtig viele Zahlen durch den Kopf, »ich bin für jede Unterbrechung dankbar«, sagt er. Ablenkung findet der junge Winzer regelmäßig bei einem ganz speziellen Brettspiel: Dem Monopoly der Deutschen Weinstraße. Alle kennen das Original, das schon seit über 80 Jahren Generationen von Spielern fesselt mit dem Ringen um Luxusobjekte wie Schlossallee oder Opernplatz. Bohnenstiel ist auch der Initiator dieser besonderen Spiel-Variante: »Es ist das erste Monopoly, das eine Weinregion in den Mittelpunkt stellt.« Dabei sei das doch naheliegend, sagt der der 26-Jährige, der im Weingut Bohnenstiel im pfälzischen Herxheim seine eigene Wein-Linie verantwortet. Als sich der pfiffige Winzer mit dem Spiele-Spezialisten Mark Krasemann traf, der schon einige Städte-Editionen entwickelt hatte, schien es nicht mehr weit zu sein von der ersten Idee bis zur Ausführung.

Im Oktober 2019 setzten sich die beiden zum ersten Mal zusammen und waren sich sicher, dass das Pfalz-Monopoly viel Zuspruch finden würde. »Die Vernarrtheit der Pfälzer in die eigene Region ist sehr ausgeprägt«, sagt Bohnenstiel. Außerdem sei die Deutsche Weinstraße das Original und die Blaupause für alle anderen deutschen Wein- und Ferienstraßen. Aber erst musste noch ein »Missverständnis« ausgeräumt werden: Winning Moves, Lizenzgeber und Spielehersteller, zögerte zunächst, weil man von einem »Saufspiel mit einer fiktiven Straße« ausgegangen war. Dabei ist die Deutsche Weinstraße eindrucksvoll gelebte Realität, es gehe auch nicht ums Zechen, sondern um Lebensfreude, die in der Pfalz halt besonders ausgeprägt sei – ein großer Unterschied, wie Bohnenstiel findet.

Pandemie-bedingt wurde das Spiel allerdings erst im März 2022 präsentiert. Maximilian Bohnenstiel war es wichtig die gesamte Pfalz abzubilden, »niemand sollte zu kurz kommen.« Neben Weingütern, Winzergenossenschaften und Weindörfern sind auch symbolträchtige Plätze wie das Hambacher Schloss, Gästehäuser und Straußwirtschaften vertreten. Hunderte von Anfragen wurden verschickt, gegen eine Gebühr konnte man sich seinen Platz im Spiel sichern. »Für die Schlossallee muss man natürlich ein bisschen tiefer in die Tasche greifen«, sagt Bohnenstiel. Und in der Pfalz heißen Schlossallee oder Opernplatz eben Wurstmarkt und Dürkheimer Riesenfass.

Als besonderes Gimmick wurde das Pfälzer Dubbeglas zur Spielfigur befördert. »Das ist nicht wegzudenken aus unserer Kultur«, begründet Maximilian Bohnenstiel. »Jeder ist damit aufgewachsen.« Ohne Dubbeglas sind auch die ausgelassenen Weinfeste nicht denkbar und wenn der Pfälzer mal keinen Wein trinken will, trinkt er Schorle aus dem Dubbeglas: »Das ist dann unsere Alternative zum Bier.« Der Student an der Uni Geisenheim klappt das Spielbrett immer wieder auseinander. Er liebe es »den anderen das Geld abzuknöpfen und zu gewinnen«, sagt Bohnenstiel, der seine Zukunft aber als Winzer und nicht als Spielemacher sieht.

Rainer Schäfer
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