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Whisky für Wagnerianer: Der mächtig rauchige »Wotan« von den schottischen Orkney-Inseln

Whisky-Machen wird gern mit Komponieren verglichen – im Falle des neuen, Deutschland-exklusiven »Highland Park« ist das wörtlich zu verstehen: »Wotan« bildet als Torfrauch-Whisky eine der markantesten Opernfiguren Richard Wagners nach. Seine Premiere? Natürlich in Bayreuth!

Eine Einführung in die nordische Götterwelt steht eher selten am Beginn einer Whisky-Präsentation. Doch für »Wotan«, die 57,3%-ige neue Abfüllung von Highland Park, hatte man mit Bedacht Sven Friedrich als Leiter des Richard-Wagner-Museums in Bayreuth eingeladen, seine Charakter-Skizze des obersten Asen zu schildern. Der Whisky von den Orkneys, von dem genau ein Fass oder 718 Flaschen gefüllt wurden, ist Wagners Version von Gott Odin gewidmet; er stellt aber auch den Höhepunkt der Exklusiv-Zusammenarbeit der Bayreuther Festspiele mit der schottischen Brennerei dar. In den Vorjahren waren bereits »Erda« und »Brünhilde« abgefüllt worden. Nun folgte der Göttervater selbst in dieser Edition, mit der u.a. die Kinderopern am Grünen Hügel gefördert werden.

Doch nicht nur für Wagnerianer ist der Single Malt, der in der »Villa Wahnfried« Premiere feierte, von Interesse. »Bei einem Single Cask müssen wir ein Fass finden, das den Charakter am besten trifft. Einfacher ist es, aus mehreren Fässern einen Blend zu erstellen«, gab Martin Markvardsen als Markenbotschafter einen Einblick in die Suche nach dem idealen »Wotan«-Whisky. Es wurde ein rauchiger und intensiver Charakter, der mit einer Altersangabe von zehn Jahren versehen ist und diese Zeit im Sherry-Fass Nr. 5203 reifte.

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Wie schmeckt der oberste Ase?

Besonders wurde die Vorstellung des Bayreuth-Whiskys auch durch die Anwesenheit des Wotans der diesjährigen Festspiele am Grünen Hügel, Tomasz Konieczny. Der Bassbariton betrachtet die Wagner-Partie nach eigener Einschätzung »als Lebensaufgabe«. Konieczny, der bereits in 17 Produktionen die fordernde Rolle („Eine Stunde 50 Minuten dauert die Partie in der ›Walküre‹«) gesungen hat, zog auch die Parallele zum Highland Park: »Die Komplexität ist es, die für mich – im ersten Beruf Schauspieler – den Wotan so interessant macht

Komplex ist schließlich auch das Schlüsselwort für den ersten komplett mit Rauchmalz gebrannten Whisky von den Orkneys. Entsprechend viel Zeit sollte man dem flüssigen Wotan geben, riet Martin Markvardsen. Bereits der Duft zeigt viel von der Machart: Ganz kurz ist Sherry-Süße zu bemerken, ehe Chipotle Chili und Leder, im Verein mit Rauchmandeln, übernehmen. Kaum fruchtige Noten kommen in dieser an Asche und kokelndes Holz erinnernden Melange durch. Erst am Gaumen zeigt sich dann eine geröstete Orangenschale, die zusammen mit feiner Schokolade gegen den mächtigen Rauchgeschmack aufsteht. Wie viel in diesem Wotan steckt, zeigen dann ein paar Tropfen Wasser, die nicht nur Kräuter wie Lorbeer und Salbei wachküssen, sondern auch karamellisierte Ananas erschnuppern lassen. Im Mund wird eine intensive, aber cremige Schokotrüffel aus dem Single Malt, die von Rauchtönen lange in den Abgang begleitet wird.

Trocken-Rauch von den Orkneys

Freunde rauchiger Whiskys (und natürlich Wagner-Opernfans) bekommen einen Whisky, der weniger maritimen Charakter aufweist als Islay-Abfüllungen; der Torfrauch vom Moor der Orkneys ist deutlich trockener zu spüren. Der Phenolgehalt bewege sich aber etwa »auf dem Level von z. B. Laphroaig«, so Markvardsen über den unter Whisky-Nerds gern diskutierten »ppm«-Wert. Und er deutete auch weitere reine Rauchmalz-Whiskys an. »Wir machen drei bis vier Wochen im Jahr unseren getorften Whisky und haben im Lager Fässer mit 35 bis 90 ppm«. Operngestalten aus dem Nibelungen-Kosmos, um sie zu benamsen, gäbe es sicher auch noch genug.

Roland Graf
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