Der Franke Thomas Walk baut Wein in Irland an.

Der Franke Thomas Walk baut Wein in Irland an.
© Thomas Walk Vineyards

Wein statt Whiskey

Wie ein Unterfranke vor 40 Jahren nach Irland kam, um Reben zu setzen.

Bei Irland denkt man an saftige grüne Wiesen, weidende Kühe und Schafe – und natürlich an Whiskey und Guinness. Aber die allerwenigsten verbinden die grüne Insel mit Wein. Es ist ausgerechnet ein Deutscher, genau genommen ein Unterfranke, der sich seit rund 40 Jahren um den irischen Weinbau müht und nach eigener Einschätzung »auch Unmögliches probiert«. Thomas Walk, der ein Textilunternehmen in Franken führte, ließ schon Erfindungen patentieren wie einen speziellen Golfschläger. Als Skipper auf einem Segelboot kam er öfter an die irische Küste und erwarb in County Cork im Südwesten der Insel ein Grundstück. Von da an war es nicht mehr weit zum Wein. »Der war so teuer und schlecht«, erzählt Walk, Marken wie »Blue Nun« bestimmten den Markt, »zusammen cuvéetiert, um den süßen Geschmack der Engländer zu treffen. Ich bin aber trocken aufgewachsen«, sagt Thomas Walk und meint damit den niedrigen Restzuckergehalt der fränkischen Weine.

Sein Ehrgeiz war angestachelt, er pflanzte Anfang der 1980er Jahre Reben an, insgesamt zwölf Sorten, von Müller-Thurgau über Riesling bis zum Spätburgunder. Der engagierte Hobby-Winzer war der Erste, der in Irland rote Reben »ohne Gewächshaus anbaute«. Über Jahre investierte er reichlich Arbeit, aber Schädlinge und unreife Trauben machten ihm zu schaffen. Andere hätten längst aufgegeben und selbst beim hartnäckigen Franken kamen Zweifel auf: »War es das?« Aber wenn etwas nicht zu funktionieren scheint, dann will es Walk erst recht wissen: »Ich probiere so lange, bis es klappt. Nur wenn es gegen die Physik und die Natur geht, gebe ich auf.« Er nahm Kontakt zur Hochschule Geisenheim auf, die ihm drei pilzwiderstandsfähige Reben der interspezifischen Versuchssorten »Vitis Amurenis« zum Anbau überließ.

Die beiden weißen Piwis konnten nicht überzeugen, mit der früh reifenden roten Sorte gelang schließlich der Durchbruch: Die Rebsorte trug noch keinen Namen, sondern war nur mit einer Forschungsnummer deklariert. Mit Geisenheimer Erlaubnis wurde sie erst einmal »Amurenis Walk« getauft und 1999 offiziell als Rondo zugelassen. Seine erste Ernte brachte der standhafte Winzer 1989 ein, seitdem liefern ihm die 4800 Rebstöcke regelmäßig eine kleine Ernte. Die Reben stehen auf einem Südhang auf Tonschiefer, das maritime Klima mit kurzen Sommern und milden Wintern sei »immer noch eine Herausforderung«. Aber Rondo habe sich gut an die Verhältnisse angepasst, der Winzer kommt ohne Pestizide und Fungizide aus, »ich spritze gar nichts. Grüner und nachhaltiger kann man Weinbau nicht betreiben«, findet er. Die Lese findet Mitte bis Ende September statt, »ich ernte nur gesunde Trauben«, sagt Walk, der keine Botrytis zulässt: »Wenn man das Letzte rauskitzeln will, riskiert man die Gesundheit der Trauben.« Geerntet wird in Schubkarren, ein Verfahren, das sich der Tüftler ausgedachte und das bestens funktioniere.

Einen Schaumwein und drei Weine – ein Rosé und zwei nach Kirschen, Johannisbeeren und Brombeeren schmeckende Rotweine – erzeugt Thomas Walk, wenn es die Ernte erlaubt. Die Weine werden meistens im Edelstahl und auch gelegentlich im Holzfass ausgebaut. Im Keller arbeitet Walk nach dem Grundsatz: »Nothing added but time« – Zeit ist die einzige Zutat. Lediglich die Moste muss Walk »im Rahmen der deutschen Gesetzgebung« chaptalisieren. Wein zu machen bei knapp 80 Öchsle Mostgewicht sei nicht ganz einfach, durch die Anreicherung der Moste mit Zucker steigert er den Alkoholgehalt von zehn auf elfeinhalb Volumenprozent. Geschwefelt wird nur minimal, die Weine werden unfiltriert in Irland abgefüllt, etikettiert und verkauft werden sie über das Büro in Aschaffenburg.

An Rente denkt Thomas Walk, der bald 75 wird, noch lange nicht. Die Nachfolge in seinem kleinen Weingut ist gesichert und damit auch die Zukunft des irischen Weinbaus: Momentan existieren drei Weingüter in ganz Irland, einige hätten wieder aufgegeben. Offiziell ist Irland als Weinland der EU registriert. Wenn man ihn darauf anspricht, lacht Thomas Walk herzhaft: »Dafür müssten wir das Klima ändern oder noch mehr Verrückte finden wie mich.«

www.thomaswalk-vineyard.com

Irischer Weinbau
© Thomas Walk Vineyards
Irischer Weinbau
Rainer Schäfer
Mehr zum Thema
Worms, Rhineland-Palatinate, Germany - October 14th 2020: Photograph of the interior of Carroll's Irish Pub in Worms.
Leipzig
Top 5 Irish Pubs in Leipzig
Am 17. März ist es wieder soweit – in vielen deutschen Städten und Gemeinden wird der irische...
Von Anne Rothe