© Foto bereitgestellt

Wein-Diebstahl im »Kronenschlösschen«: Staatsanwaltschaft stellt Ermittlungsverfahren ein

Nach einem spektakulären Wein-Diebstahl Anfang 2021 im Rheingauer Hotel »Kronenschlösschen« verdächtigten die Behörden zunächst die Betreiberfamilie. Nun wurde das Ermittlungsverfahren jedoch eingestellt.

Es war nicht das erste Mal, dass ein gut gefüllter Restaurant-Keller Objekt krimineller Begierde wurde und sich der Einbruch-Diebstahl dabei gezielt auf internationale Spitzenweine konzentrierte. Dem Hotel »Kronenschlösschen« in Hattenheim, seit mehr als 25 Jahren Austragungsort des weltweit größten Gourmet-Festivals, ist das im Januar 2021 passiert. Mitten in der Nacht. Kein Zufallsdelikt einer Laienspielschar, eher ein gut organisierter Coup von Profis, die wussten, was es hier zu holen gibt.

Denn der Keller des renommierten Hauses ist legendär, hier schlummern Wein-Raritäten aus aller Herren Länder, natürlich auch solche, die fünfstellige Beträge kosten. Pro Flasche. Einsehen kann man das gesamte Wein-Sortiment auf der ebenso legendären und mehrfach ausgezeichneten Weinkarte, die jedem Gast im Gourmet-Restaurant und dem Bistro zugänglich ist. Quasi Insider-Wissen für jeden, auch wenn er nur einen günstigen Schoppen trinkt. 

Betreiberfamilie und Sommelier beschuldigt

Die Polizei, die am Tag nach dem Einbruch mit großem personellen Aufgebot das Anwesen auf den Kopf stellte und vermeintliche Spuren sicherte, tappte zunächst im Dunkeln. Wie schon ihre Kollegen in den anderen, gleichgearteten Einbrüchen in exponierte Weinkeller. Auch die ermittelnde Staatsanwaltschaft konnten sich zunächst keinen Reim darauf machen, leitete dann aber ein Ermittlungsverfahren gegen den Eigentümer Hans B. Ullrich, seine Tochter Johanna und den Chef-Sommelier Florian Richter ein. Der Vorwurf: Ullrich und seine Tochter hätten im Zusammenwirken mit dem Sommelier den Einbruch fingiert und danach die Weine an Kunden verkauft. Dazu wäre geplant gewesen, den Versicherungswert in sechsstelliger Summe einzustreichen.

Diesbezüglich hatte die Gothaer Versicherung Strafanzeigen wegen Verdacht auf Versicherungsbetrug gestellt. Im Mai 2021 fanden daraufhin bei den Ullrichs zu Hause und im »Kronenschlösschen« Hausdurchsuchungen von Polizei und Steuerfahndung statt. »Eine völlig überzogene Aktion ohne konkrete Hinweise, Indizien oder Spuren«, sagt Hans B. Ullrich, selbst Jurist und Rechtsanwalt. »Meine Hinweise wurden nicht beachtet. Plötzlich steht man als vermeintlicher Straftäter da, obwohl im deutschen Strafrecht grundsätzlich die Unschuldsvermutung gilt.« 

Keinerlei Indizien

Im gesamten Zeitraum der Ermittlungen habe die Kripo, die Ermittlungen leitete KOK Ziegert aus Bad Schwalbach, nicht ein einziges Gespräch mit ihm geführt. Es hätte auch keine Vernehmung gegeben. Jetzt wurde das Verfahren gegen Ullrich, seine Tochter und Florian Richter eingestellt. Nach 20 Monaten, und natürlich auf Kosten der Staatskasse. Der Grund: keinerlei Indizien, geschweige denn Beweise. Außer Spesen nichts gewesen. Für die Gothaer Versicherung aber kein Grund, die fällige Versicherungssumme auszuzahlen.

Hans B. Ullrich hat inzwischen Zivilklage vor dem Landgericht Wiesbaden gegen die zahlungsunwillige Versicherung eingereicht. »Natürlich geht es um die ausstehende Schadensregulierung. Aber mir geht es auch um die Verletzung der Persönlichkeitsrechte und um Verleumdung von meiner Tochter, unserem Mitarbeiter Florian Richter und mir. Das kann nicht einfach so stehen bleiben, auch wenn sich alle Verdächtigungen in Luft aufgelöst haben «, sagt Ullrich. 

Ingo Swoboda
Autor
Mehr entdecken
Mehr zum Thema
Von links nach rechts: Riesling, Portugieser, Dornfelder.
Barkultur
Wermut mit Herkunft
Winzerinnen und Winzer entdecken den Wermut für sich. Und unterfüttern die Kräuterboquets mit...
Von Paul Kern