Wein aus dem Samba-Land

Die Qualität der brasilianischen Weine hat sich kontinuierlich verbessert und ist heute so gut wie nie.

Blickt man in die Weinstatis­tiken, stellt man mit Überraschung fest, dass die Rebfläche Brasiliens mit etwa 88.000 Hektar nicht wesentlich größer ist als jene von Deutschland. Diese Zahl ist allerdings relativ, denn der Löwenanteil der Weinberge ist mit sogenannten Hybridreben bepflanzt – dabei handelt es sich um Kreuzungen aus europäischen Kulturreben und amerikanischen Wildreben. Die dar­aus gewonnenen Weine haben den legendären Fox-Ton, intensive Nuancen von unreifen Walderdbeeren. Etwa 15 Prozent der Weinberge sind mit Qualitätssorten bestockt, hauptsächlich handelt es sich dabei um Merlot und Chardonnay. Es waren norditalienische Einwanderer, die Ende des 19. Jahrhunderts die Weinkultur in ihre neue Heimat mitbrachten, noch heute tragen viele Weingüter italienische Namen, zum Beispiel Miolo, Valduga oder Carraro (Details dazu finden Sie in der Print-Ausgabe Nr. 03/2014 bzw. Falstaff Detuschland Nr. 04/2014).

Breites Sortenspektrum
Hauptanbaugebiet des Landes ist das Vale dos Vinhedos mit seinem gemäßigten Klima, es liegt etwa auf dem 29. Breitengrad. Bemerkenswert sind die Rotweine aus den Bordelaiser Sorten, mit denen – neben dem Cabernet Sauvignon und dem Merlot und dank der Unterstützung führender französischer Weinbaufachleute – die besten Ergebnisse erzielt werden können. Angebaut wird ein breites Sortenspektrum, so auch Gamay und der im Nachbarland Uruguay erfolgreiche Tannat. Bei den weißen Rebsorten spannt sich der Bogen von Trebbiano, Sauvignon Blanc und Sémillon über die Muskat-Sorten bis hin zu Riesling und Gewürztraminer. Auf dem Inlandsmarkt werden auch die brasilianischen Schaumweine geschätzt, die besten werden aus Grundweinen erzeugt auf Basis von Burgundersorten wie Chardonnay und Pinot Noir.

Zwei Ernten
Aber auch fast 6000 Kilometer vom an der südlichsten Landesgrenze gelegenen »Tal der Weinberge« in der Serra Gaúcha entfernt, auf dem 8. Breitengrad beim Rio San Francisco, ist Weinbau möglich – so nahe am Äquator wie sonst nirgendwo auf der Welt. Hier ermöglicht das trockene und heiße Klima gleich zwei Traubenernten pro Jahr. Nicht nur die internationale Weinszene, auch die Einheimischen schätzen die intensiv duftigen Weine aus den Hybridsorten sowie deren markante Restsüße.

Große Nachfrage
Alleine aufgrund der hohen Nachfrage aus dem Inland, haben die Winzer Brasiliens nun jede Menge zu tun – um dem Kaufinteresse nachzukommen, weiten sie auch ihre Rebflächen kontinuierlich aus.

Weitere Anbaugebiete sind die Region Fronteira im Bundesstaat Minas Gerais an der Grenze zu Uruguay, Serra do Sudeste sowie einige Gebiete in den Bundesstaaten Santa Catarina und São Paulo.

Der internationale Durchbruch ist den brasilianischen Winzern noch nicht gelungen, was aber nur eine Frage der Zeit ist, denn das Potenzial ist ohne Zweifel vorhanden. Falstaff hat einige Weine verkostet – die Notizen und Bewertungen dazu finden Sie HIER.

Weinbauregionen in Brasilien / © Bianca Tschaikner 


Text von Peter Moser
Aus Falstaff Nr. 03/2014 bzw. Falstaff Deutschland Nr. 04/2014

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