Weihnachtsbäckerei und Wein? Warum denn nicht!
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Ein wirkliches Ritual wurde hierzulande noch nicht aus der Kombination von Keksen und Wein. Das haben uns die Toskaner voraus, wenn sie genüsslich ihre Cantuccini in den Vin Santo tunken. Dabei wäre doch gerade die Süßwein- UND Mehlspeisen-Nation Österreich hier gefordert. Die offiziellen Versuche, die es einst seitens der »Wein Burgenland« zum Beerenauslesen-Pairings in Konditoreien gab, versandeten. Es ist also Eigeninitiative gefordert, um die köstlichsten Kombinationen zu Vanillekipferl und Lebkuchen zu finden.
Lebkuchen liebt den Traminer
Wobei für Letztere die Patisserie einen unschlagbaren Tipp parat hat. Denn Lebkuchen als Mousse oder Parfait wird von guten Sommeliers nahezu reflexartig mit Traminer – bis hin zur Zuckergradation einer Trockenbeerenauslese (TBA) – serviert. Es ist eine der wirklich im Himmel geschlossenen Genuss-Paarungen! Die Gewürze des Lebkuchens und die Süße von Ananas und Rose im Wein stellen nahezu ein Lehrbeispiel dar, wie Speisen und Getränke harmonieren können.
Wo wir schon bei den vielfach erprobten Kombinationen sind: Abschauen kann man sich auch einiges von den weihnachtlichen Trinkgewohnheiten der Briten. Dass Sherry nur einmal im Jahr an den Feiertagen entkorkt wird, ist zwar ein Klischée – aber als Begleiter zu Weihnachtsgebäck hat der Spanier definitiv Potential. Zimtsterne etwa passen wunderbar zu einem Pedro Ximenez, der mit seinen Trockenfrucht-Noten aber auch zu Kletzenbrot oder Dattelkeksen konveniert.
Nussige Note auch im Getränk
Sein etwas weniger süßer »Cousin«, der Oloroso Sherry, eignet sich hingegen perfekt zu Haselnuss-Busserln. Die karamellig-süße Grundierung und die nussigen Geschmacksnoten ergänzen sich nahezu perfekt. Was übrigens auch zu den mandeligen »Spekulatius« gut funktioniert.
Ebenfalls nahezu »kanonisch« ist der Wein zum vorweihnachtlichen Panettone. Die piemontesische Faustregel dazu ist einfach: Je mehr fruchtige Noten kandierte Orangen- und Zitronenzesten dem Hefeteig geben, desto besser passt ein Glas Moscato d’Asti dazu. Duftig und aromatisch mit subtilen Nuancen von Mandarine und Grapefruit, führt er die Süße von Teig und Dörrfrüchten weiter. Die heimische Entsprechung wäre ein Muskat Ottonel oder ein Rosenmuskateller (mindestens Auslese!) zum Kletzenbrot.

Klassiker: Cantucci und Vin Santo.
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Die Herausforderung Windringerl
Schwierig wird es allenfalls bei der Windbäckerei, die mit ihrem Mix aus Eischnee und Zucker eine Herausforderung für Gerbstoff (beim Rotwein) und Säure (bei vielen Weißweinen) darstellt. Der Mittelweg eines fruchtigen Rosés allerdings kann beschritten werden, da darf es dann auch leichte Säure sein, wie sie etwa die neuen Prosecco Rosés mitbringen. Bitte nur einen mit etwas höherer Dosage und maximalem Pinot Noir-Anteil (15%) wählen! Diesen Zugang kann man sich auch über die Feiertage hinaus für Macarons, vor allem solche mit roten Früchten wie Himbeere oder Kirsche, merken.
Vanille-Kipferl und die Vielfalt
Und der größte Klassiker unter den Keksen zu Weihnachten? Was trinkt man zu Vanillekipferln am besten, wenn es kein Tee oder Kaffee sein soll? Hier bieten sich die etwas süßeren Schaumweine – von halbtrockenem Sekt bis zu fruchtigen Crémants – an. Auch im Holz gereifte weiße Burgundersorten (Chardonnay oder Grauburgunder) bringen passende Aromen von Tropenfrüchten und Vanille ein. Vor allem dann, wenn es nicht zu süß werden soll. Diese Kombination gilt generell für Kekse mit hohem Butteranteil und wenig bis gar keiner Marmelade.
Ein besonderer Leckerbissen wäre aber der Fior d'Arancio, die Muskat-Spezialität der Colli Euganei um Padua. Neben der süßen Variante wird er auch versektet, auch hier mit Restzucker, der sich geschmacklich wie eine Glasur um den Vanillezucker legt. Wobei aber auch der nahezu vergessene Wein-Chadeau einen herrlichen Begleiter zu den Kipferln darstellt. Da darf dann fast so ausgiebig getunkt werden wie beim Vin Santo!
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