Die geologische Struktur des Dachsteins ermöglicht das qualitativ beste Trinkwasser der Welt.

Die geologische Struktur des Dachsteins ermöglicht das qualitativ beste Trinkwasser der Welt.
© Shutterstock

Wasser de Luxe

Auf der Suche nach dem besten Trinkwasser der Welt wurde der Investmentbanker Karlheinz Muhr fündig: in Österreich, in einer vom Dachstein-Gletscher gespeisten Quelle.

Kinder, ich habe gelesen, wie ungesund Softdrinks sind. Ab heute gibt es nur noch Wasser!« – »Aber Papa, wer sagt eigentlich, dass Wasser so gesund ist?« Was wie ein alltäglicher familiärer Dialog klingt, war bei der österreichischen Familie Muhr die Initialzündung für ein internationales Forschungsprojekt mit dem Ziel, das beste natürliche Trinkwasser der Welt zu finden. Der global agierende Investmentbanker Karlheinz Muhr ist bekannt für seine analytischen Herangehensweisen und hat zusammen mit seiner Familie alle verfügbaren Informationen über die Qualität von Trinkwasser zusammengetragen. Das Ergebnis war für ihn denkbar unbefriedigend. 
»Ich wusste so viel über Wein und so wenig über Wasser, das ja eigentlich viel grundlegender ist«, zog der gebürtige Steirer eine Zwischenbilanz. Deshalb startete er mit seiner Familie ein »echtes Research-Projekt« und beauftragte Ärzte, Ernährungswissenschaftler und Chemiker, Parameter zu finden, nach denen man die Qualität von Wasser seriös bewerten könnte.

Spektakuläre Wassersuche

Die Experten erarbeiteten acht Kernparameter, anhand derer man Wasser nachvollziehbar beurteilen kann. Neben bekannten Werten wie einem hohen pH-Wert mit möglichst niedrigem Natrium finden sich auch Punkte wie möglichst hoher natürlich gebundener Sauerstoff mit niedrigsten Nitratwerten
oder moderate Rückstände von Mineralien (»Total dissolved solids«, TDS). Muhr hat mit seinem Team 300 verschiedene Wässer nach diesen Kriterien überprüft und ist zu dem ernüchternden Schluss gekommen, dass kein einziges getestetes Wasser den Erwartungen entsprach. Was die Experten schon wussten, aber beim Test noch einmal offensichtlich wurde, ist einigermaßen schockierend: Jedes untersuchte Trinkwasser war chemisch oder mechanisch behandelt. Im US-amerikanischen »Clean Water Act« sind nur 95 chemische Grundstoffe reguliert, wobei aber heute schon über 67.000 verschiedene Stoffe im Trinkwasser vorkommen können. Karlheinz Muhr kritisiert besonders die erlaubten Nitratwerte, die viel zu hoch angesetzt seien, und meint lapidar: »Da kann ich gleich Jauche trinken!«
Nach dieser entmutigenden Bestandsaufnahme hätten andere Familien vermutlich resigniert, doch die Muhrs fühlten sich in ihrem Verdacht bestätigt und beauftragten nun geologische Gutachten. Sie wandten sich an drei renommierte Universitäten und an Shell Oil, da die ölfördernde Industrie am besten über die Beschaffenheit der Erdkruste Bescheid weiß. Nach Kenntnis der spezifischen geologischen Struktur, die ein ideales Trinkwasser produzieren könnte, wurden die vier Institutionen – drei davon in Nordamerika, eine in Europa – beauftragt, weltweit geologische Karten danach auszuwerten. 
Sie kamen zu dem verblüffenden Schluss, dass es auf der Welt nur einen einzigen Ort mit idealen Voraussetzungen gibt: den Dachstein im Grenzgebiet von Oberösterreich und der Steiermark.

Das Wasser wird völlig unbehandelt ohne Pumpvorgang in 19-Liter-Behälter abgefüllt.
Foto beigestellt
Das Wasser wird völlig unbehandelt ohne Pumpvorgang in 19-Liter-Behälter abgefüllt.

Der Dachstein gilt als geologisches Phänomen, dessen Kalksteinstruktur weltweit einzigartig ist und ideale Voraussetzungen für klares und natürliches Trinkwasser bieten könnte. Dass das gesamte Gebirgsmassiv ein Naturschutzgebiet ist und dass derGletscher den Wassereintritt in den Berg – vereinfacht gesagt – reinigt, sind weitere positive Faktoren, die den Ort einzigartig machen. Hochmotiviert beschloss die Familie Muhr, sich auf die Suche nach einer Trinkwasserquelle am Dachstein zu machen. Nach aufwendigen und kostspieligen Probebohrungen waren die Ingenieure erfolgreich: Am 29. Oktober 2005 stießen sie in einer Tiefe von 215 Metern auf ein Wasserreservoir, das alle Träume wahr werden ließ. Mit einem Druck von sechs Bar schoss das Wasser durch einen artesischen Brunnen in die Höhe. Das Wasser muss also nicht gepumpt werden und kann so unberührt, wie in der Natur vorhanden, abgefüllt werden. 
Doch bis das Wasser auch verkauft werden konnte, war es noch ein weiter Weg. Nicht weniger als 58 Genehmigungen mussten ein-geholt werden, und ein Namensstreit verkomplizierte die Situation zusätzlich. Doch nun ist die Familie Muhr am Ziel: Ihr Wasser wird unter der Marke »Hallstein« – einem Konstrukt aus Hallstatt und Dachstein – vor Ort in 19-Liter-Behälter abgefüllt. Diese Großflaschen, die man von den Trinkwasserspendern in den USA kennt, werden in Obertraun auf Paletten gepackt und in die ganze Welt verschickt. Das Wasser wird nicht in schicke Designflaschen gefüllt, es kann ausschließlich in einem Abonnement bezogen werden. Zentrales Verkaufsargument ist die wissenschaftliche Herangehensweise und keine ersonnene Marketingstrategie. In seinem Enthusiasmus verfällt Muhr in seine Alltagssprache Englisch: »We believe that this is the highest quality of water available in the world.« 
Das hat seinen Preis: Das kleinste Jahresabonnement – eine 19-Liter-Gallone pro Monat – kostet 1200 Euro (€ 5,26/Liter). 
www.hallsteinwater.com

Kurzporträt: Karlheinz Muhr

(v. l. n. r.): Karlheinz, Phillip, Elisabeth, Stephanie und Alexander Muhr.
Foto beigestellt
(v. l. n. r.): Karlheinz, Phillip, Elisabeth, Stephanie und Alexander Muhr.

Karlheinz Muhr ist einer der erfolgreichsten Österreicher in der internationalen Finanzwelt. Der Sohn eines Feinkostkaufmanns im steirischen Gleisdorf hat nach seinem WU-Abschluss und dem MBA an der School of Business in L. A. eine Bilderbuchkarriere an der Wallstreet hingelegt. Im Moment arbeitet er dort als Executive Vice Chairman bei der Bank of America Merrill Lynch. In Österreich tritt der Investmentbanker u. a. als Förderer der Wiener Wirtschaftsuniversität und der Salzburger Festspiele in Erscheinung. Der Wahlamerikaner ist mit Elisabeth Muhr verheiratet, zusammen haben sie drei Kinder. »Hallstein« ist ein Projekt der ganzen Familie.

Aus dem Falstaff Magazin Nr. 02/2017.

Bernhard Degen
Autor
Mehr entdecken
Mehr zum Thema
(Trink-)Wasser ist die wichtigste Ressource der Welt. Und unser Umgang mit Wasser wird spielentscheidend 
sein, wenn es um die Zukunft der Menschheit geht.
Gruß aus der Küche
Honey & Bunny: Wahrer Luxus
In Abwandlung eines alten Spruchs könnte man sagen: Wasser ist nicht alles, aber ohne Wasser ist...
Von Sonja Stummerer, Martin Hablesreiter