Was bringt das Weinjahr 2015 in Deutschland?

Beim deutschen Weininstitut rechnet man mit leichten Weinen und weniger Angst vor der Kirschessigfliege.

Mit viel harter Arbeit haben die deutschen Winzer beim Jahrgang 2014 vielversprechende Ergebnisse einfahren können. Die leichten und frischen Weine, die nach den Wetterkapriolen und Schädlingsproblemen zu erwarten sind, werden perfekt in den Markt passen, freut man sich beim Deutschen Weininstitut. Auch im noch so jungen Jahr 2015 wird der Trend zu schlanken, eleganten und trinkfreudigen Weinen anhalten. Das meinte DWI-Sprecher Ernst Büscher im Gespräch mit »Falstaff«. Wir haben den Experten nach seinen Prognosen für das Weinjahr 2015 befragt.

»Man wagt sich wieder an Weine mit Aroma«, meint Büscher etwa. Die Renaissance der Aromarebsorten wie Sauvignon Blanc und Muskateller wird uns auch 2015 weiterhin begleiten. Der Trend zum Alkoholrückgang spiegelt sich auch im Boom der vegetarischen und veganen Küche wider, gegenseitige Verstärkung ist damit sehr wahrscheinlich. Wenig Alkohol zeichnet auch die immer beliebteren Mischgetränke aus. »Die ProWein wird zeigen, dass sich auf diesem Markt was tut«, erwartet Büscher. Gerade die junge Zielgruppe und Einsteiger können hier für das Thema Wein gewonnen werden.

Kirschessigfliege im Griff
Weniger Sorgen als im Vorjahr plagen Büscher wegen der Kirschessigfliege, die sich – wie es derzeit aussieht – wieder über einen milden Winter freuen kann. »Im Vorjahr waren die Winzer überrascht, in diesem Jahr sind sie sensibilisiert.« Das Wissen um die Wichtigkeit von Laubarbeit und ein kühler Kopf sollten viele Probleme von 2014 vermeiden. Auch dass der wenige Millimeter große Schädling Spätburgunder und Weißweine weitgehend verschmäht, gibt Grund zur Hoffnung. Zudem wurden in zahlreichen Anbaugebieten Task Forces zur Kirschessigfliege gebildet und auch die Angebote staatlicher Berater bei den gerade stattfindenden Weinbautagen stoßen auf großes Interesse.

DWI-Sprecher Ernst Büscher / Foto © DWIVielerorts wird auch ein verstärktes Interesse von Investoren aus dem In- und Ausland an deutschen Weingütern gerechnet. Dafür gibt es auch einige gute Gründe: Deutscher Wein hat sich in den letzten Jahren viel Reputation aufgebaut und in einigen Weingütern gibt es ungeregelte Nachfolgefragen, was Investoren anlocken könnte. Verhältnisse wie in Bordeaux, wo zahlreiche chinesische Firmen die Liebe zu den Châteaux entdecken, befürchtet Büscher nicht. Wahrscheinlicher sind da schon Quereinstiege von Leuten aus dem gehobenen Management. »Die sehnen sich oft nach anderen Geschäftszyklen«, schmunzelt Büscher. Oft geschehe das Hand in Hand mit einer Hinwendung zum Bio-Trend wie es Tengelmann-Seniorchef Erivan Haub mit dem Weingut Abril in Bischoffingen vorgemacht hat.

Zukunftsmärkte Polen und China
Auf der anderen Seite soll der deutsche Wein aber auch weiterhin im Ausland Investitionen in seinen Beliebtheitsgrad tätigen. Beim DWI trägt man den Zukunftsmärkten China und Polen mit neuen Repräsentanzen in Shanghai und Warschau Rechnung. »Wir erwarten uns in China weitere Zuwächse«, meint Büscher. »Deutscher Wein hat einen sehr guten Ruf in China und gerade ein halbtrockener deutscher Weißwein passt perfekt zur chinesischen Küche.« Der Wachstumsmarkt China liegt immerhin schon auf Platz sieben der deutschen Exportstatistik, Polen hat sich mit Platz neun ebenfalls schon in die Top Ten vorgearbeitet und besticht ebenfalls mit dynamischem Wachstum. »Besonders in den Metropolen stellen wir wachsendes Weininteresse fest«, so Büscher. Weitere Zweigstellen werden 2015 wohl nicht mehr dazu kommen, wiewohl man die Märkte Irland und Japan genau beobachtt. Aber 2016 ist ja auch noch ein Jahr.

(Sascha Bunda)

Sascha Bunda
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