Alpenküche von Max Müller: »Stubn« in der Fransdorfer Hütte.

Alpenküche von Max Müller: »Stubn« in der Fransdorfer Hütte.
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Vom Sternelokal auf die Berghütte

Maximilian Müller hat den Berliner Szenekiez gegen die Chiemgauer Alpen getauscht. Und möchte aus der »Frasdorfer Hütte« einen Ort für Genießer machen

»Wir arbeiten produktorientiert und regional, aber in erster Linie wollen wir einfach Spaß am Kochen haben«, sagt der frisch gebackene Hüttenwirt Maximilian Müller. Erst vor wenigen Tagen öffneten die »Stubn«, die irgendwas zwischen Restaurant und Berghütte sein sollen, ihre Türen auf fast 1000 Metern über null. Müller, der aus Niederbayern stammt, kennt sich aus in der Foodszene: zwei Jahre arbeitete er als Sous Chef im Berliner Nobelhart & Schmutzig, das als Urgestein der neuen deutschen Regionalküche gilt.

Dass es Müller wieder in seine bayerische Heimat verschlug, ist nicht zuletzt Co-Geschäftsführer Ludwig Cramer-Klett zu verdanken, in dessen Familienbesitz sich die Frasdorfer Hütte, eine alte Almhütte, befindet. Nach Jahrzehnten der Verpachtung wollte Cramer-Klett – selbst lange Jahre als Wirt des »Katz Orange« in Berlin tätig – die Familienimmobilie aber wieder selbst betreiben.

Elf Zimmer, eine »Stubn« und 50 Minuten Fußmarsch

Seit 2019 war das gesamte Gebäude umgebaut worden; eine Hütte sollte es dabei aber immer bleiben, immerhin befinden wir uns mitten auf einer Alm. »Wir kochen nicht auf irgendwelche Auszeichnungen hin«, sagt Küchenchef Müller. Und auch die elf Gästezimmer sind eher berghüttencharmant als im Stile eines Luxus-Ressorts gehalten – Duschen gibt es auf dem Flur.

Wer die »Stubn« besuchen möchte, muss außerdem auf gutes Schuhwerk setzen. 50 Minuten sind es zu Fuß bis zum nächsten öffentlichen Parkplatz. Für externe Gäste wird der Nachhauseweg per Shuttle-Service nach Fransdorf organisiert, das jeweils etwa eine Autostunde von München und Salzburg entfernt in den Chiemgauer Alpen liegt.

Zwischen Nova-Regio und Leberwurst

Kulinarisch ist die Frasdorfer Hütte ein Kind der Alpen, auch wenn Müller das anders interpretiert, als die zahlreichen Einkehrhütten mit Speisekarte von Leberkäs‘ bis Spezi. Fast alle Produkte kommen aus dem alpinen Raum, teilweise sogar direkt von den eigenen Wiesen und Wäldern: 2500 Hektar Berg mit Jagd und Milchwirtschaft gehören zum Grund der Frasdorfer Hütte. Die Mittagskarte entspricht im Wesentlichen der klassischen Brotzeit-Cuisine: Alpenkäse von Jamei, der auch Jan Hartwig beliefert, oder frische Leberwurst aus der eigenen »Stubn«-Wurstküche kann man bestellen.

Abends erinnert die kleine Karte stärker an die hippen Nova-Regio-Restaurants der urbanen Räume. Wie auch im »Nobelhart & Schmutzig« wird viel fermentiert, eingeweckt und aufbewahrt, wie die Vorspeise mit Karotte, Holunderblüten »vom letzten Jahr«, Kürbiskernen und Sauerkraut-Nage unter Beweis stellt. Darum, dass ihn die Jahre in Billy Wagners Szene-Restaurant prägten, macht Maximilian Müller keinen Hehl, dogmatisch will er dennoch nicht kochen: »Es gibt acht Alpenländer und ich habe auch Spaß an gutem Olivenöl oder Zitronen.« Auch wenn der große Name im Lebenslauf natürlich zieht, gibt sich Müller bescheiden: »Dass ich kochen kann, muss ich schon noch selbst beweisen.«

Die »Stubn« sind Freitag bis Sonntag geöffnet. Brotzeit und Vorspeisen ca. 5 bis 15 Euro; Hauptgänge ca. 20 bis 30 Euro.
stubn.co

Paul Kern
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