Der VDP adelt deutschen Sekt mit einer eigenen Kategorie.

Der VDP adelt deutschen Sekt mit einer eigenen Kategorie.
© Verband Deutscher Prädikatsweingüter

VDP adelt deutschen Sekt

Mit dem »VDP Sekt Prestige« schafft der Verband Deutscher Prädikatsweingüter eine eigene Kategorie für hervorragende Sektqualitäten. Auch für einfachere Sekte gibt es nun ein VDP-Siegel.

Bereits seit 2002 stellen die »Großen Gewächse« die nominelle Spitze der deutschen Stillweine dar. Für Sekt war in der Qualitätspyramide des Verbands deutscher Prädikatsweingüter (VDP) aber bislang nie ein Platz gefunden worden. Die Winzer genossen Narrenfreiheit – natürlich eingerahmt vom deutschen Weingesetz –, hatten aber auch wenig Möglichkeiten, außergewöhnliche Sekte mittels eines Siegels zu kommunizieren. Das ändert sich fortan: Mit dem »VDP Sekt« und »VDP Sekt Prestige« schafft der Verband für seine Mitglieder zwei Siegel, die handwerklich hergestellte Spitzensekte auszeichnen sollen. Und hervorragende deutsche Sekte gibt es mehr und mehr!

»VDP Sekt Prestige«: die deutsche Antwort auf die Champagne

Die Prestige-Sekte unterliegen den bislang strengsten Sekt-Regeln in Deutschland. Das für den Geschmack wohl entscheidendste Kriterium ist die vorgeschriebene Mindestdauer des Hefelagers von 36 Monaten – genauso lange wie für Jahrgangschampagner. Während dieser Zeit lagert der Sekt mit seiner Gärhefe in der Flasche. Die charakteristischen Schaumwein-Aromen von Brioche, Toast, Honig und Nüssen entstehen im Wesentlichen während des Hefelagers. Die besten Schaumweine werden fast immer lange gereift, Spitzenchampagner oft bis zu zehn Jahre. Die besten Sekt-Winzer übererfüllen die neuen Regeln der Mindestreifedauer schon jetzt freiwillig, wie etwa das Weingut Ökonomierat Rebholz mit ihrem 99 Monate gereiften »π R Gold«.

Wie auch die stillen Großen Gewächse müssen alle Prestige-Sekte in einer Blindverkostung bestehen. Prestige-Sekte dürfen nur aus wenigen zugelassenen Rebsorten gekeltert werden, die von den VDP-Regionalverbänden der 13 Anbaugebiete festgelegt werden. Überall zugelassen sind die Sorten der Burgunderfamilie und Chardonnay, in Franken darf zusätzlich der traditionelle Silvaner verwendet werden. In allen Gebieten außer Württemberg ist außerdem Riesling zulässig.

Wie auch in der Champagne müssen die Trauben für Sekt Prestige per Hand gelesen werden; der Gebrauch von Vollerntemaschinen ist untersagt, ebenso der Zukauf von Trauben. Der maximale Süßegrad ist als »Brut« festgelegt – die Sekte dürfen also nicht mehr als zwölf Gramm Zucker pro Liter enthalten.

»VDP Sekt«: Regeln für Alltagssekte

Einige Regularien der Prestige-Sekte gelten auch für den einfachen »VDP Sekt«: die Handlese, das Zukaufsverbot und eine Anerkennungsprüfung. Der Unterschied liegt in der kürzeren Reifedauer von 15 Monaten (bzw. 24 Monaten bei Sekten mit Jahrgangsangabe) sowie dem breiteren Möglichkeitsrahmen für Süße und Rebsorten. Hier fallen die Unterschiede zwischen den Regionen größer aus. Während etwa der VDP Rheinhessen dieselben Rebsorten und Süßegrade zulässt wie für die Prestige-Sekte, dürfen Winzer in Württemberg auch Muskateller, Muskattrollinger und Trollinger mit bis zu 32 Gramm Restzucker vertreiben.

Was nicht geregelt ist

Weiterhin steht es den Weingütern frei, ob sie Lagenbezeichnungen für ihre Sekte verwenden. Auch dürfen verschiedene Rebsorten verschnitten werden. Damit stellt sich der VDP in die Tradition der Champagne, wo die besten Schaumweine Cuvées aus mehreren Rebsorten, Lagen und Jahrgängen sein dürfen. Frühere Überlegungen, Sekt wie auch die Großen Gewächse an klassifizierte Lagen zu knüpfen, sind damit vorerst vom Tisch.

Die gängige Praxis, eigene Grundweine bei spezialisierten Lohnversektern zu Sekt machen zu lassen, bleibt unberührt. Auch ist VDP-Mitgliedern vorerst überlassen, ob sie die neuen Regeln anwenden wollen. Sprich, Sekte von Prädikatsweingütern, die nicht dem Sekt-Statut entsprechen, wird es auch weiterhin geben. Dann aber ohne Siegel.

Das neue VDP-Sekt-Statut betrifft ausschließlich die traditionelle Flaschengärung.
© VDP
Das neue VDP-Sekt-Statut betrifft ausschließlich die traditionelle Flaschengärung.
Paul Kern
Paul Kern
Falstaff Scout
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