In der aktuellen Situation ist es für Bäckereien nicht leicht. Robert Schönhofer hat sich trotzdem getraut, eine eigene Landbäckerei zu eröffnen.

In der aktuellen Situation ist es für Bäckereien nicht leicht. Robert Schönhofer hat sich trotzdem getraut, eine eigene Landbäckerei zu eröffnen.
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Trotz Energiekrise: Wieso ein bayerischer Bäcker gerade jetzt eine Bäckerei eröffnet

Strom und Gas sind so teuer wie nie, viele Bäckereien geraten deshalb in finanzielle Schwierigkeiten. Im bayerischen Bischofsmais hat sich ein junger Bäcker jetzt trotzdem getraut, seine eigene Landbäckerei zu eröffnen – dank moderner Technik hat er keine Angst vor der Zukunft.

Steigende Energiepreise, teures Mehl und Fachkräftemangel: Bäckereien haben es aktuell in Deutschland nicht leicht, und viele eingesessene Backstuben stehen vor dem finanziellen Aus. Es gibt aber auch gute Nachrichten aus der Bäcker-Branche: Für den bayerischen Bäckermeister Robert Schönhofer waren das alles keine Gründe, es nicht zu versuchen. Er eröffnete Anfang September in der kleinen Gemeinde Bischofsmais im Bayerischen Wald nahe der tschechischen Grenze eine eigene Landbäckerei, setzt auf modernste Technik bei der Herstellung seiner Backwaren und ist mit diesem Konzept bisher erfolgreich. Und das weiß auch die Politik sehr zu schätzen, denn Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger kam persönlich zu Eröffnung vorbei.

Dank modernster Technik besonders energiesparend

Die Energiepreise steigen seit 2020 dauerhaft und sind seit dem russischen Überfall auf die Ukraine im Frühjahr dieses Jahres regelrecht explodiert. In diesen Zeiten scheint es auf den ersten Blick also nicht die allerbeste Idee zu sein, eine eigene Bäckerei zu eröffnen, in der ganztägig der Ofen läuft, das Licht brennt und der Gastraum im Winter beheizt werden muss. »Über die steigenden Preise für Strom, Gas und Rohstoffe habe ich gar nicht nachgedacht. Ich hatte die Einstellung: Wenn nicht jetzt, wann dann?«, erzählt Schönhofer, der vor seiner Selbstständigkeit in einer Großbäckerei gearbeitet hat. Die Arbeit dort habe ihn aber nicht glücklich gemacht, er hatte vielmehr »den Willen, wirklich etwas mit den eigenen Händen zu machen.«

Über die Energiepreise muss der 33-jährige Schönhofer sich dabei nach eigener Aussage weniger Gedanken machen als etwa alteingesessene Backstuben. So habe er beispielsweise alle Geräte wie Backöfen oder Kühltheken neu angeschafft, und diese seien deutlich energieeffizienter als die Öfen, die bereits seit vielen Jahren in anderen Bäckereien ihren Dienst verrichten. »Außerdem nutzen wir Flüssiggas und beim Ofen Wärmerückgewinnung. So müssen wir den Gastraum kaum zusätzlich beheizen.« Und auch an Fachkräften mangelt es dem Bäckermeister nicht: Er hat vom Mini-Jobber bis zur Vollzeitkraft zwölf Mitarbeiter, die er sich aussuchen konnte. Vor der Eröffnung bekam er nämlich mehr als genug Bewerbungen.

Qualität als Erfolgsrezept

Den neu angeschafften Flüssiggastank muss Schönhofer fünf Mal im Jahr neu befüllen lassen, »aber die Kosten dafür halten sich im Rahmen. Eine Füllung kostet ungefähr 3.000 €.« Der 33-jährige Bäckermeister ist bei den aktuellen Energiepreisen also noch recht entspannt ­– und diese Einstellung nimmt er auch bei seinen Kunden in der 3.300-Einwohner-Gemeinde Bischofsmais wahr. Konkurrenz durch günstigere Backshops von Supermärkten oder Bäckereiketten fürchtet er nicht, zumal er der einzige backende Betrieb im Ort ist: »Wir benutzen keine Chemie, keine Zusatzmittel, wir backen mit dem, was die Natur hergibt.« Und dabei setzt der Bäckermeister vor allem auf das – im Vergleich zum Weizenmehl etwas teurere ­– Dinkelmehl. Aber Schönhofer ist sich seiner Sache sicher: »Wer auf seine Gesundheit Wert legt, der bezahlt auch die rund 30 Prozent mehr und damit 45 Cent für eine Semmel.«

Tim Lamkemeyer
Tim Lamkemeyer
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