Weinfreunde schätzen an den burgenländischen Burgundern die Kombination aus Finesse, Eleganz und feiner Frucht.

Weinfreunde schätzen an den burgenländischen Burgundern die Kombination aus Finesse, Eleganz und feiner Frucht.
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Trophy: Burgunder aus dem Burgenland

200 aktuelle burgenländische Weißweine aus der Burgunder-Gruppe standen bei der jüngsten Ausgabe der »Falstaff Burgunder Trophy« auf dem Prüfstand. In mehreren Kategorien wurden für die Jahrgänge 2021 sowie 2020 die Sieger ermittelt. Und für den
besten gereiften Wein wurde die Reserve-Trophy vergeben.

Wie auch in den vorangegangenen Bewerben – dieser war die bereits 19. Ausgabe – stellen wir bei der »Falstaff Burgunder Trophy« den reichen Schatz an burgenländischen Weißweinen aus der Burgunder-Gruppe vor, die aus den Sorten Chardonnay, Weißburgunder und Grauburgunder gebildet wird (dazu kommt der Neuburger, der stilistisch gut passt).

Ausgangspunkt für diese Initiative war im Jahr 2003 eine Veranstaltungsserie der burgenländischen Weinwerbung. 61 Wein­güter hatten sich zusammengetan, um unter dem Motto »Ganz in Weiß« für die trockenen burgenländischen Weißweine die Werbetrommel zu rühren. Gut 20 Jahre später kann der Weinfreund aus einer sehr breit gewordenen Palette an burgenländischen Weißweinen aus den Burgundersorten wählen, deren Stil heute wesentlich stärker von Herkunft und Terroir geprägt ist als früher, wo oft Nuancen des neuen Holzes und des biologischen Säureabbaus bewusst dominierten. Vorausblickende Weinbaupolitik hat die Transformation hin zu einem finessenreichen Stil bereits eingeleitet. Mit der Einführung des Leithaberg DAC wurde auf den Holzeinsatz Bedacht genommen und dieser nur in sehr moderater Form als typisch erlaubt. Auch eine Mindestreifezeit kommt den Burgundersorten sehr entgegen – diese wurde bei den Reserve-Weinen auf ein Jahr ab Ernte festgelegt. Und so blieb es auch nicht aus, dass heute am Leithaberg ausdrucksstarke und spannende Weißweine entstehen, die durch Mineralität und Finesse bestechen. Neben den lagerfähigen Reserven und Riedweinen spielt natürlich auch das Thema der bereits jung anzutrinkenden Klassikweine eine wichtige Rolle. Die meist im Edelstahl vinifizierten Weine punkten mit Frische und Sortentypizität, gerade ein harmonischer Jahrgang wie aktuell 2021 besticht mit viel Frucht und dank guter Reife auch mit dem nötigen Trink-Animo.

Für die aktuelle Burgunder-Trophy kam die Hälfte der angemeldeten Weine aus den Jungweinkategorien, bei reinsortigen Mustern war Chardonnay klar dominierend, auf die Gesamtprobe bezogen kam etwa die Hälfte aller Weine aus der Chardonnay-Gruppe. Die Trophy für Chardonnay 2021 holte sich Georg Prieler aus Schützen am Gebirge mit »Sinner«, einem saftig-mineralischen Biowein, der, gemessen an seiner Jugend, keine Wünsche offenlässt. Ebenfalls biologisch zertifiziert ist der Trophy-Sieger beim Pinot Blanc 2021: Das Weingut Georg Seiler aus Rust trug sich mit seinem Weißburgunder nicht zum ersten Mal in die Liste der Gewinner ein. In der traditionell kleinen Gruppe der Neuburger holte sich Sortenspezialist Erwin Tinhof aus Eisenstadt die Trophy mit seinem Leithaberg DAC aus 2021, den besten jungen Grauburgunder 2021 stellte Kraft aus Rust. Die spezielle Kategorie Leithaberg DAC-Wein ohne Lagenbezeichnung aus 2021 geht an Rudi Wagentristl aus Großhöflein.

In Sachen reinsortige Weine 2020 war die Trophy dem Weingut Kollwentz aus Großhöflein nicht zu nehmen, der Dauersieger punktete diesmal kräftig mit dem Chardonnay Ried Tatschler und 95 Punkten. Ebenfalls stattliche 95 Punkte holte sich Georg Prieler mit dem Pinot Blanc Leithaberg DAC Ried Steinweingarten 2020, einer Anlage, die 2008 neu ausgepflanzt wurde und nun zu Höchstform aufgelaufen ist. Und Erwin Tinhof vervollständigte seine Trophy-Sammlung mit dem wunderbaren Neuburger Leithaberg DAC Ried Oberberg. Auch dieser Wein wurde mit 95 Punkten ausgezeichnet, während der beste Grauburgunder von einem relativen Newcomer stammt: Den Sortensieger stellt Nestor vom Duo Neukamp und Stadler aus Halbturn mit dem stoffigen Pinot Gris 2020 und 94 Punkten.

In der Kategorie Reserve-Trophy waren recht unterschiedliche Weine eingereicht, die gereifteste Flasche kam aus dem Jahr 2004. In dieser Gruppe dominierte der Chardonnay Gloria des Jahrgangs 2017 aus dem Hause Kollwentz mit 97 Punkten – ein Weltklassewein, komplex, engmaschig und facettenreich und erst am Anfang einer ­langen, brillanten Karriere.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Qualitätskurve bei den burgenländischen Burgundersorten in Weiß noch immer weiter nach oben strebt und das ­Angebot an tollen Preis-Leistungs-Weinen noch nie so groß war wie heute.

ZUM TASTING


Erschienen in
Falstaff Nr. 07/2022

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Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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