Chalets mit Private-Spa boomen: »Alps Residence« eröffnete jüngst dieses Resort auf der Reiteralm in Schladming.

Chalets mit Private-Spa boomen: »Alps Residence« eröffnete jüngst dieses Resort auf der Reiteralm in Schladming.
© Alps Resort Hauser Kaibling

Tourismus-Boost: Hotelkonzepte für die Zukunft

In der heimischen und internationalen Hotellerie gibt es ein Vor und ein Nach Corona. Es gibt Gewinner und Verlierer. Vor allem lebt aber die Hoffnung auf einen neuen Tourismus-Boost! Wie wird dieser aussehen und welche Konzepte ziehen zukünftig am besten?

Gerhard Brix hatte einen guten Riecher. 2011 gründete der Tiroler die »ALPS Residence Holidayservice GmbH«. Das Konzept: Die Vermietung von gemütlichen Appartments, komfortablen Ferienhäusern und luxuriösen Chalets an den schönste Plätzen in den Alpen – vorzugsweise direkt an der Skipiste. »Wir haben den Trend zum Urlaub mit individueller Nutzung der ›eigenen‹ vier Wände schon sehr früh erkannt. Und ja, die Pandemie hat diesen Trend noch einmal verstärkt«, heißt es aus dem Unternehmen, das allein in diesem Jahr sechs neue Resorts eröffnet und eines neu übernimmt. Der Umsatz der inzwischen 26 Ferienanlagen mit 6000 Betten in Österreich stieg von 2019 auf 2020 von 17 auf 21 Millionen Euro. Und auch für 2021 prognostiziert man ein Plus. »2020 war für uns ein Rekordsommer mit einer Steigerung der Auslastung von plus 20 Prozent im Vergleich zu vor Corona. Und im aktuellen Sommer haben wir dieses Ergebnis erneut übertroffen«, sagt »ALPS«-Geschäftsführer Thomas Payr, der sich nun natürlich auch einen ähnlich starken Herbst und Winter – ohne Lockdown – erhofft.

»Wir haben den Trend zum Urlaub mit individueller Nutzung der eigenen vier Wände schon früh erkannt.«
Gerhard Brix, Gründer »Alps Residences«

Auch bei der Österreich Werbung blickt man optimistisch in die Zukunft. »Unsere Umfragen zeigen, dass wir uns auf einen starken Herbst einstellen können. Besonders die Gäste aus Deutschland verschieben ihren Sommerurlaub in diesem Jahr vielfach in den Herbst«, sagt Österreich Werbung-Geschäftsführerin Lisa Weddig. Aber: »Entscheidend für das Jahr 2021 wird der Winter. Ein nochmaliger Ausfall der Wintersaison wäre eine Katastrophe.« Insgesamt zeigen die Zahlen einen deutlichen Corona-Verlierer – nämlich den Städtetourismus. Weddig: »Wenn wir uns 2020 ansehen, sehen wir österreichweit ein Nächtigungsminus von 35,9 Prozent, während die Städte um gleich 68,5 Prozent eingebrochen sind. Das ist natürlich dramatisch. Für den Sommer 2021 hat Wien Tourismus schon Zahlen gemeldet. Demnach hat man mit 577.000 Nächtigungen im Juli ein Plus von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr, das sind aber nur rund 35 Prozent der Nächtigungen von 2019. Das heißt die Lage bleibt weiter schwierig.«

Clean Stay Programm

Längst haben große Städtehotels auf die neue Situation mit ebenso neuen Konzepten reagiert. Wie etwa die »Hilton Vienna«-Hotels. Norbert B. Lessing, Area General Manager von »Hilton Austria«: »Wir arbeiten hierfür besonders an gezielten Kampagnen, um in Zukunft auch wieder mehr Gäste zu generieren. Hauptfokus ist unser Hilton Clean Stay Programm. Das ist unser Hygiene-Konzept, das global ausgerollt wurde, um den Mitarbeitern und Gästen Sicherheit zu geben und sie mit beruhigten Gefühlen bei ihrer Reise zu begleiten.« Außerdem wurde bei »Hilton« an der Familienfreundlichkeit der Hotels gearbeitet, um auch diesen touristischen Markt zu bedienen. Lessing: »Wir bieten Erlebnisse für die ganze Familie, von der Work-out Möglichkeit in unseren eigenen Fitness-Zimmern, Yoga-Kursen im Stadtpark und Cocktail-Mixkurse in unseren Bars.« Klar ist aber: Die Pandemie hat die Art des Reisens verändert und die Nachfrage nach Sauberkeit, kontaktloser Technologie und hybriden Veranstaltungen gesteigert. »Unsere Kunden sind digital stärker verbunden als jemals zuvor, das steigert die Erwartung an hochpersonalisierte und nahtlose End-to-End Digitalerfahrungen.«

Eine Entwicklung, die man auch bei der Österreich Werbung verfolgen konnte. »Wir haben in den vergangenen Monaten gesehen, dass die Städte und die dortigen Betriebe sehr innovativ waren, neue Gästegruppen zu gewinnen. Von Workation-Aufenthalten oder Angeboten für Einheimische, die ihre eigene Stadt entdecken konnten.« Entscheidend: Die Krise hat Gastgeber und Gäste näher zusammengeführt. Und sie hat die Digitalisierung noch schneller vorangetrieben. Der digitale Kontakt mit den Kunden ist mittlerweile Grundvoraussetzung, beginnend bei der Buchung bis hin zum Aufenthalt. Weddig: »Die komplette Customer Journey muss schnell, einfach und unkompliziert sein. Die Betriebe müssen digital first denken.«

Einen anderen internationalen Trend erkennt man bei den »25 Hours Hotels«. »Natürlich sind flexiblere Buchungs- und Stornierungsbedingungen gefordert. Wir stellen aber auch fest, dass die Nachfrage nach gastronomischen Außenbereichen steigt und dass sich größere Zimmereinheiten besser verkaufen als vor der Krise – vielleicht auch nur deshalb, weil man weniger reist und sich dafür etwas mehr gönnt«, sagt Bruno Marti, Chief Brand Officer der »25 Hours Hotels«, die derzeit ungeachtet der schwierigen Zeiten ihre Eröffnungen in Florenz, Dubai und Kopenhagen (2022) vorantreiben.

Infinity Pool

Dass Gäste bereit sind, mehr in eine gewisse Art von Luxus zu investieren, kann man auch bei den »ALPS Residences« bestätigen. Eine der jüngsten Eröffnungen der Gruppe ist das »Bergresort Hauser Kaibling« in der Obersteiermark. Hier setzt man auf Highlights wie privatem Infinity Pool auf der Terrasse, einem eigenen Wellnessbereich für jede Suite mit Saunen oder Outdoor-Jacuzzi. »Angebote wie Private-SPA sind bei den Gästen stark nachgefragt. Zudem erhöht sich die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Buchungen zwischen insgesamt 10 und 14 Tagen«, so Geschäftsführer Thomas Payr. Ein Megatrend ist dabei Workation – eine Kombination aus Urlaub und Arbeit, die besonders in Zeiten von Homeoffice Fahrt aufgenommen hat. Laut der aktuellen »Work from Here«-Studie des Online-Reisebüros Expedia wünschen sich 49 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland eine Auszeit vom heimischen Büro. Ein großes Potential, das aber nur jene Hotels ausschöpfen können, die geeignete Arbeitsplätze mit bestem Internetanschluss garantieren.

»Die komplette Costumer Journey muss schnell und umkompliziert sein. Die Betriebe müssen digital first denken.«
Lisa Wedding, TGF Österreich Werbung

So optimistisch die Prognosen für diesen Herbst und Winter sind, eine vollständige Erholung wird noch Jahre dauern, schätzt man bei der Österreich Werbung: »Großbritannien ist bereits von der Liste der Virusvariantengebiete gefallen und wir sind zuversichtlich, dass die britischen Skifahrer den letzten ausgefallenen Winter heuer bei uns nachholen werden wollen. Noch im Herbst sollte sich dann auch der Wegfall der Reisebeschränkungen aus den USA bemerkbar machen. Auf Gäste aus Asien müssen wir wohl noch länger warten, da rechnen wir mit einer Erholung im Laufe des kommenden Jahres.«

Dass man auch in den kleineren Städten auf eine rasche Erholung setzt, zeigt sich am Beispiel Graz, wo derzeit mehrere neue Hotelprojekte entstehen und auch eines der am zentralsten gelegenen Häuser gerade erst eine Vergrößerung ankündigte – nämlich das »Aiola Living Boutique Hotel« in der Innenstadt mit einer Kapazität von 49 Zimmern. »Der August war mit einer Auslastung von 75 Prozent schon sehr zufriedenstellend«, sagt »Aiola«-Gastgeberin Judith Schwarz. Auch hier ist ein Trend hin zu mehr Luxus zu erkennen. Schwarz: »In der oberen Etage planen wir nach Umsetzbarkeit nun auch neue Suiten. Insgesamt sollen vier bis fünf Zimmer dazukommen. Wir sind von der touristischen Kraft der Stadt fest überzeugt. Und auch von einem neuen Tourismus-Boost.«

Michael Pöcheim Pech
Autor
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