Im »Opitz« bekommt man gute norddeutsche Küche.

Im »Opitz« bekommt man gute norddeutsche Küche.
© Opitz

Top 4 Norddeutsche Hausmannskost in Hamburg

Wo geht man eigentlich in Hamburg richtig gut Fisch essen? Vier Empfehlungen für authentische Hamburger Küche – Scholle und Labskaus inklusive.

Gebackene Jakobsmuscheln mit Kaviar und Trüffelschaum sind natürlich toll. Aber manchmal muss es einfach ein Labskaus sein, um Leib und Seele zusammen zu halten. Und eine Scholle wäre auch nicht verkehrt! Wir weisen Ihnen den Weg zu vier Gaststätten in Hamburg, wo ordentliche und bodenständige Lokalgerichte auf den Tisch kommen.

Restaurant Nagel

Die Gaststätte gegenüber vom Hauptbahnhof ist eine echte Hamburger Institution. Vermutlich kehren viele Gäste immer wieder wegen der urigen Atmosphäre in der historischen Bierkneipe ein. Deren Geschichte geht bis ins Jahr 1848 zurück, als der Weinhändler Albertus Friedrich Nagel an diesem Ort eine Handelsniederlassung einrichtete. Die Wirtschaft mit dem Namen »Nagel« gibt es hier seit 1926. Zu dieser Zeit hatte sich die Firma zu einem weitverzweigten Unternehmen auch für Spirituosen und Liköre entwickelt, im Haus in der Kirchenallee konnten Kunden die Getränke probieren und  einkaufen.
Heute kommt man ins Nagel, um frisch gezapftes Bier zu trinken und in den alten Räumlichkeiten die Sinnlichkeit einer anderen Epoche zu erleben. Und dazu norddeutsche Hausmannskost zu verspeisen. Die Küche ist einfach, ehrlich und preiswert, auf den Tisch kommen Fischsuppe, Sauerfleisch oder Bratkartoffeln mit Spiegeleiern.
Die Speisekarte weist übrigens eine Besonderheit auf, die so gar nicht traditionell wirkt: Auf einer Liste aller Gerichte sind sämtliche Zusatzstoffe penibel und übersichtlich aufgeführt – ein guter Service für Menschen mit Unverträglichkeiten.

Nagel – Restaurant, Bodega und Bierstube
Kirchenallee 57
20099 Hamburg
restaurant-kneipe-hamburg.de

Brodersen

Im Souterrain einer großen Jugendstilvilla an der Rothenbaumchaussee befinden sich die Gasträume des Brodersen. Die sind so weitläufig, dass man sich darin verloren fühlen könnte – gäbe es nicht die vielen séparéeartigen Nischen, in denen die Gäste zu zweit oder in kleinen Gruppen unter sich sein können. Die Einrichtung beschwört mit viel dunklem Holz, Schiffsglocken und Seestücken eine bessere maritime Vergangenheit. Wer im Sommer einkehrt und nicht drinnen sitzen will, kann auf der großen Gartenterrasse Platz nehmen, zur Straße gut geschützt hinter hohen Hecken. Auf der Karte steht Fisch: Heringe, Pannfisch und der Helgoländer Fischtopf, eine Eigenkreation des Hauses. Es gibt allerhand traditionelle Fleischgerichte wie Königsberger Klopse, dazu saisonale Speisen wie Spargel, Pilze oder Gans und im Februar Stinte. Die Küche des Brodersen verwendet überwiegend Produkte aus der Region. So kommen die Kartoffeln aus der Nordheide – viele Gäste rühmen die Bratkartoffeln, die daraus gemacht werden.

Brodersen
Rothenbaumchaussee 46
20148 Hamburg
Telefon: 040 45 81 19
restaurant-brodersen.de

Speisewirtschaft Opitz

Das Restaurant nahe der Alster bietet vor allem original Hamburger und norddeutsche Gerichte. Dabei verzichtet das Opitz auf jegliche Experimente und Neuinterpretationen. Wer das Labskaus bestellt, bekommt Spiegelei und Rote Bete dazu. Pannfisch, »Scholle Finkenwerder Art« oder die Rinderroulade gibt’s mit reichlich knusprigen Bratkartoffeln – alles so zubereitet, dass auch Großmutter selig wäre. Dazu kommt gerne ein frisch gezapftes Bier auf den Tisch. Und zum Nachtisch essen alle natürlich Rote Grütze. Die Sonderkarte bietet saisonale Traditionsgerichte wie Spargel im April, Wild ab Herbst, Grünkohl im Winter. Das alles passt gut zu der nostalgischen Einrichtung des Souterrain-Restaurants: dunkle Holzmöbel, Spitzendecken und -gardinen wie im 19. Jahrhundert, als die Taktung deutlich langsamer war. Es geht in diesem gemütlichen Restaurant mit Ruhe zu, die Betreiber wünschen sich ausdrücklich, dass die Gäste sich alle Zeit der Welt lassen: Slow Food für fröhliche Eskapisten.

Speisewirtschaft Opitz
Mundsburger Damm 17
22087 Hamburg
speisewirtschaft-opitz.de

Veddeler Fischgaststätte

Wer einfach guten Fisch essen möchte, fährt nach Bremerhaven – oder in den Hamburger Süden, in eine der letzten Fischbratküchen der Stadt. Seit 1932 steht zwischen Ausfallstraße und Eisenbahndamm die Veddeler Fischgaststätte. Ihre Eintrittstür ist ein Wurmloch in eine andere Zeit, seit Ende der 1940er Jahre blieb die Inneneinrichtung fast unverändert. Faszinierend simpel die Speisekarte: Es gibt Backfisch, gebratenen Hering, Fischfrikadelle und Scholle, dazu hausgemachten Kartoffelsalat oder Pommes Frites. Ach ja, Salat auch noch. Was so viele Gäste hier glücklich macht, ist vor allem die Güte der Zutaten und die perfekte Zubereitung des Backfischs: die Pannade knusprig, dabei innen auf den Punkt gegart. Diese Köstlichkeit ist außer handwerklichem Können dem bald 100 Jahre alten Ofen, dem Herzen der Veddeler Fischgaststätte, zu verdanken. Vor wenigen Wochen überraschte die Stadt Hamburg mit einer guten Nachricht: Die »Veddeler Fischgaststätte« darf an ihrem bisherigen Ort bleiben, ein Abriss ist vom Tisch. Die Aussicht auf eine Geburtstagsfeier zum Hundertsten scheint also gesichert.

Veddeler Fischgaststätte
Tunnelstrasse 70
20539 Hamburg
Tel. 040 / 78 63 89
veddeler-fischgaststaette.de

Hilmar Schulz
Falstaff Scout
Mehr zum Thema
Rezept
Hechtnockerl in Dillsauce
Hecht hat grandioses Fleisch, aber auch sehr viele, sehr böse Gräten. Deshalb wurden die...
Von Redaktion
Rezept
Salzburg Garnelen Ceviche
Ceviche – ein ursprünglich südamerikanisches Gericht, wobei die Garnelen durch die Säure aus...
Von Redaktion
Rezept
Karpfaccio
Der hauchdünn geschnittene Karpfen wird von einem warmen Pickelfond über Kapern und Hollerblüten...
Von Philip Rachinger