Thailändischer Wein - Starke Leistung

Neben Sonne, Strand und Meer hat Thailand auch ausgezeichneten Wein zu bieten.

Mit einem »Weindieb« holt Nikki Lohitnavy ein Muster ihres 2011 Syrah l'Orient aus einem Fass von Taransaud. Die Szene könnte sich durchaus auf Château Angelus in Saint-Émilion abspielen, wo sie einst gearbeitet hat – doch wir sind bei GranMonte im Asoke Valley, etwa zweihundert Kilometer nordöstlich von Bangkok. Die junge Önologin hatte mit Bruno Prats – vormals Château Cos d'Estournel in Saint-Estèphe – bei Quinta de Roriz in Portugal sowie bei Anwilka in Südafrika gearbeitet, bevor sie in ihre Heimat zurückkehrte. Dort legte ihr Vater ­Visooth Endit vor dreizehn Jahren einen Weinberg an, der inzwischen auf 18 Hektar angewachsen ist. Zusammen mit dem australischen Weinbauberater Richard Smart pflanzt er vorwiegend Syrah und Chenin Blanc auf den rotliegenden Lehmböden an, teilweise sogar ungepfropfte Reben. Daneben stehen versuchsweise auch Pinot Noir, Cabernet Sauvignon, Viognier und Verdello im Ertrag.

Hohe Lage - trockenes Klima
Ausgesucht hat er diese Ecke Thailands ­wegen des Klimas: Hier ist es trockener und aufgrund der höheren Lage auch etwas ­kühler als in den meisten anderen Regionen ­dieses sonst tropischen Teils Asiens. Und der vorhandene Kalksteinsockel erinnert an geologische Formationen, die für den Weinbau als geeignet gelten. Auch ein anderer Faktor dürfte die Wahl beeinflusst haben: Die Re­gion am Fuße der Berge von Khao Yai umfasst ­einen der bekanntesten Nationalparks des Landes und ist eines der beliebtesten Ausflugsziele für die beinahe 13 Millionen Einwohner der Hauptstadt. ­Experten erwarten, dass Bangkok in diesem Jahr Paris den Rang als meistbesuchte Stadt der Welt ablaufen wird. Ein logischer Nebeneffekt wird sein, dass die Touristen künftig ihren Weg auch dorthin finden werden. Ähnlich profitierte einst das Napa Valley von San Francisco.

Das Weingut GranMonte liegt im Asoke Valley nordöstlich von Bangkok
Das Weingut GranMonte liegt im Asoke Valley nordöstlich von Bangkok

Familienbetrieb: Die junge Nikki Lohitnavy (l.) hat in Australien Önologie studiert, dann in Portugal und Südafrika gearbeitet. Nun trägt sie ihr erworbenes Wissen zurück in die Heimat und arbeitet auf dem Weingut ihres Vaters Visooth Endit
Familienbetrieb: Die junge Nikki Lohitnavy (l.) hat in Australien Önologie studiert, dann in Portugal und Südafrika gearbeitet. Nun trägt sie ihr erworbenes Wissen zurück in die Heimat und arbeitet auf dem Weingut ihres Vaters Visooth Endit

Neue Weinberge in Thailand
Überall in Thailand sind in den letzten Jahren neue Weinberge entstanden: vom kleinen Weingut Mae Chan in Chiang Rai mit kaum 8000 abgefüllten Flaschen im Jahr über Alcidini nahe Khao Yai, dessen erster Jahrgang 2005 war, bis hin zum Neuling Silver Lake in Pattaya, südöstlich von Bangkok gelegen und eher für seine zweifelhaften Nachtlokale ­bekannt. Trotzdem gibt es im gesamten Land kaum mehr als 200 Hektar Rebberge – das ist nicht mal ein Drittel der Fläche der ­Wiener Weinregion, Österreichs kleinstem Anbaugebiet. In vielen Fällen waren es Neureiche, die ihren Ferienhäusern einen exotischen Touch verleihen wollten und Reben anpflanzen ließen – doch das tropische Klima macht den Anbau zum Drahtseilakt.

Thailändische Qualität
Einer der Pioniere im Land war Château de Loei, dessen Wein 1996 bei einem inter­nationalen Gipfeltreffen unter anderem an Frankreichs damaligen Staatschef Jacques Chirac ausgeschenkt wurde. Beim Trinken wurde er dann genau beobachtet, und man erzählt sich, dass er sich über den Wein zwar nicht äußerte, sich aber auch nicht nachschenken ließ. Gegründet wurde Château de Loei von Chaijudh Karnasuta im Hochland von Phurua im Nordosten des Landes. 1995 kam dieser erste kommerzielle Wein Thailands auf den Markt, heute ist er allerdings kaum mehr anzutreffen. Angesehen sind derzeit die Mitglieder der Thai Wine Association (www.thaiwineassociation.com), die sich 2004 zusammengeschlossen haben, um die Qualität der heimischen Weine zu wahren und deren Ansehen zu fördern, unter anderem mit Auftritten auf Messen wie der Vinexpo in Bordeaux.

In der Vergangenheit konnte Siam ­bereits Preise bei der Vin Austria Wine Challenge gewinnen
In der Vergangenheit konnte Siam ­bereits Preise bei der Vin Austria Wine Challenge gewinnen

Internationales Management: Die Wein­produktion der Siam Winery wird von der Deutschen Kathrin Puff geleitet. Gründer Chalerm ­Yoovidhya, übrigens Mehrheitseigner von Red Bull, führt das Unternehmen von London aus
Internationales Management: Die Wein­produktion der Siam Winery wird von der Deutschen Kathrin Puff geleitet. Gründer Chalerm ­Yoovidhya, übrigens Mehrheitseigner von Red Bull, führt das Unternehmen von London aus

Siam Winery: Spitzenproduzent
Bekanntester Erzeuger Thailands ist heute zweifelsohne die Siam Winery, deren Hauptkeller an der Küste liegt, etwa zweihundert Kilometer südlich von Bangkok. Sie umfasst zwar auch Lagen in Tap Gwang nahe Khao Yai, doch ist sie eher bekannt für ihre Weinberge in den Hua Hills, wo sich auch die Sommerresidenz des Königs befindet, sowie für die sogenannte schwimmende Rebanlage in Samut Sakhon, von wo die Trauben – ­vorwiegend Malaga Blanca – in Booten zur Kelterhalle transportiert werden. Im vergangenen Jahr hat das Weingut ­unter Leitung der deutschen Kellermeisterin Kathrin Puff fast vier Millionen Liter verarbeitet, davon waren allerdings nur 450.000 Flaschen echter Wein aus Thailand. Der Rest war eingeführte lose Ware, die hier ausgebaut und abgefüllt wurde. Siam Winerys Marke Mont Clair mit Wein aus Südafrika ist eine der stärksten des Landes. Die zwei Spitzenweine sind Cuvée de Siam Rouge sowie Blanc, beide zählen zu den besten im Land.

Die qualitative Weinspitze Thailands
Herrscht in der Siam Winery eher der deutsche Geist vor, so ist Château des Brumes durch französischen Esprit geprägt. Hier greift Jacques Bacou von Château du Roc aus dem Corbières im Languedoc Herrn ­Virwawat Cholvanich und dessen Tochter Virvadee unter die Arme. Sie bewirtschaften seit über zwanzig Jahren eine ökologische Farm, doch haben sie ihre ersten Weine erst im Jahr 2002 auf den Markt gebracht. Auf Village Farm Winery werden die Trauben in der Nacht gelesen, um die Frische zu bewahren. Die Mehrzahl der etwa 40.000 Flaschen im Jahr werden im Stil eines Beaujolais erzeugt und mit dem Etikett Village Cellars vermarktet. Das kleine Segment Château des Brumes bildet die qualitative Spitze. Das letzte der führenden Weingüter in Thailand ist die Khao Yai Winery. Ihre Hauptmarke heißt »PB« nach den Initialen des Inhabers Piya Bhirombhakdi. Leider hat eine Krebserkrankung der Reben, die durch den Rebschnitt im tropi­schen Klima ver­ursacht wird, fast ein Drittel der Wein­baufläche vernichtet. Hinzu kommen Regen während der Blüte und Mehltau. Da ist es eine ­Leistung, 160.000 Flaschen im Jahr in guter Qualität abzufüllen – vor allem der 2010er Chenin Blanc »Pirom« ist ­her­vorragend.

Trotz schwieriger Klimaverhältnisse produziert die Khao Yai Winery pro Jahr bis zu 160.000 Flaschen – in guter Qualität
Trotz schwieriger Klimaverhältnisse produziert die Khao Yai Winery pro Jahr bis zu 160.000 Flaschen – in guter Qualität

Prayut Piangbunta studierte im deutschen Weinsberg Kellerwirtschaft und leitet seit 1998 die Khao Yai ­Winery auf dem Anwesen von PB Valley
Prayut Piangbunta studierte im deutschen Weinsberg Kellerwirtschaft und leitet seit 1998 die  Khao Yai ­Winery auf dem Anwesen von PB Valley

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Text von Joel Payne
Aus Falstaff Nr. 06/2012

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