Der Osborne-Stier, ein bekanntes Symbol Spaniens. In der Region Rioja sind heute zwei davon zu finden.

Der Osborne-Stier, ein bekanntes Symbol Spaniens. In der Region Rioja sind heute zwei davon zu finden.
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Teil 1: ¡Viva la Revolución! – Der Kult um den Rioja

Niemals zuvor war die Vielfalt der Rioja-Weine größer als heute. Die Fokussierung auf das Terroir kommt einer kleinen Revolution gleich.

Erst als wir vor diesem unglaublich steilen Hang stehen, wird uns klar, weshalb Juan Carlos Sancha einen Geländewagen der Marke Hummer fährt. Mit Ach und Krach bringt uns das Ungetüm auf das Plateau des Peña el Gato, der Einzellage, die uns der Professor für Önologie an der Weinbauniversität in Rioja und Besitzer der Bodegas Juan Carlos Sancha an diesem Nachmittag zeigen möchte.

Viñedo Singular

Sancha erzählt, dass diese Lage von Kalkgestein sowie Eisen geprägt ist. Die uralten knorrigen Garnacha-Stöcke, die in Terrassen unter uns stehen, wurden bereits im Jahr 1906 von seinen Vorfahren gepflanzt. Sanchas Peña el Gato, der sich im äußersten Zipfel der Subregion Rioja Oriental befindet, gehörte zu den ersten Lagen, die als Viñedo Singular zertifiziert wurden. Die neue Zusatzbezeichnung wurde im Jahr 2017 vom Kontrollrat der Denominación de Origen der Rioja eingeführt. Sie steht für Weine aus einer klar definierten Einzellage. Mit der Zertifizierung eines Rebbergs als Einzellage sind diverse Anforderungen verbunden: Die Rebstöcke müssen mindestens 35 Jahre alt sein, der Ertrag ist stärker begrenzt als für andere Lagen, gelesen werden muss von Hand und bevor die Weine auf den Markt kommen, werden sie zweifach von einem Verkostungspanel auf ihre Qualität und Einzigartigkeit hin geprüft. Nur wenn alle Kriterien erfüllt sind, darf der Wein als »Viñedo Singular« vermarktet werden.

Anstelle der traditionellen Fassreife tritt mit den Einzellagen-Weinen das Terroir in den Vordergrund.

Aktuell existieren 121 derartige Plots von 74 Bodegas in der gesamten Region, wovon etwa ein Drittel der Weine bereits auf dem Markt zu finden ist. Mit der geografischen Klassifikation bewegt sich Rioja in eine neue Richtung. Zusätzlich zum alten, von Bordeaux-Weinen geprägten Qualitätssystem wird dem globalen Trend folgend ein eigentliches Burgunderkonzept etabliert.

Die klassischen Qualitätsstufen der Rioja, allen voran Reserva und Gran Reserva, beruhen rein auf der Reifezeit, die neuen, zusätzlichen Regeln rücken den Ort, das Terroir, ins Zentrum. Bahnbrechend für die Weinregion. Zum ersten Mal wird es möglich, Rioja und all seine Eigenheiten wirklich zu schmecken.

Maschinen haben in Juan Carlos Sanchas Peña el Gato keine Chance. Der Plot gehört zu den ersten zertifizierten Viñedos Singulares der Rioja.
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Maschinen haben in Juan Carlos Sanchas Peña el Gato keine Chance. Der Plot gehört zu den ersten zertifizierten Viñedos Singulares der Rioja.

Die klassischen Rioja-Kategorien

Cosecha oder Generico
Diese Bezeichnung wurde früher nur für Weine verwendet, die gar nicht oder nur kurz im Eichenfass ausgebaut wurden. Heute werden damit auch Weine gekennzeichnet, die nicht im klassischen Prädikats-System eingeordnet werden können.

Crianza
Diese Weine kommen nach mindestens zweijähriger Reife auf den Markt. Im Holzfass müssen sie mindestens 12 Monate ausgebaut werden und danach in der Flasche weiterreifen. Bei
weißen Crianzas beträgt die Reifezeit mindestens sechs Monate im Eichenfass.

Reserva
Reservas kommen frühestens nach drei Jahren in den Verkauf. Sie müssen mindestens ein Jahr im Holzfass reifen. Weiße Reservas dürfen bereits nach zwei Jahren in den Verkauf gelangen, wobei die Ausbauzeit im Holz mindestens sechs Monate beträgt.

Gran Reserva
Für die höchste Qualitätsstufe werden die Weine mindestens fünf Jahre ausgebaut, bevor sie auf den Markt kommen. Zwei Jahre davon müssen sie im Eichenfass reifen. Bei Weißweinen liegt die Mindestreifezeit bei vier Jahren, davon mindestens sechs Monate im Fass.

Der Faktor Mensch ist beim Begriff Terroir nicht zu unterschätzen. Er ist es, der festlegt, wie der Wein am Ende schmeckt.
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Der Faktor Mensch ist beim Begriff Terroir nicht zu unterschätzen. Er ist es, der festlegt, wie der Wein am Ende schmeckt.

Dominik Vombach
Dominik Vombach
Chefredaktion Schweiz
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