Wenn Promis backen: Anna Netrebko

Wenn Promis backen: Anna Netrebko
© Vanessa Maas

Süßes Weihnachten: Die Lieblingsrezepte der Promis

Die schönsten Erinnerungen stiftet unser Gaumen – gerade in der Vorweihnachtszeit. Falstaff präsentiert daher prominente WeihnachtsbäckerInnen und ihre Lieblingsrezepte.

Gerade zu Weihnachten werden Proust’sche »Madeleine-Momente« besonders aktiviert und sicher »regieren« nicht zufällig bei vielen weihnachtlichen Familienfesten die kulinarischen Konventionen so stark wie kaum sonst. Warum essen die meisten Familien zu Weihnachten fast immer traditionell? Weil es wohl das »orale Gedächtnis« so will. Marcel Proust wusste um die Macht, die ein kleines Stück Sandkuchen im Mund haben kann, denn mit jedem Geschmack der Erinnerung kann eine ganze Geschichte lebendig werden.

Bei Operndiva Anna Netrebko glitzert es in ihrer Wiener Wohnung prunkvoll zur Weihnachtszeit. In jedem Zimmer ein anders geschmückter Baum und die Familie in Feierlaune und mit Weihnachtspullovern. Dass in der Familie Netrebko-Eyvazov schön gesungen wird, ist jedenfalls sicher. Ihren »Madeleine-Moment« hat die russische Sängerin, wenn sie eine »Scharlotka« macht, die sie in ihrem neuen Kochbuch auch »Apfelkuchen für Papa« nennt. Noch warm mit Vanillesauce oder Eis serviert, ist es für sie ein Geschmack mit Erinnerungen an wunderbare Zeiten.

Die Vanillekipferl-Fraktion

Was wäre Weihnachten ohne den Keks-Klassiker Vanillekipferl? Die Salzburger Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler, der Startenor Jonas Kaufmann oder auch Julia und Tobias Moretti gehören jedenfalls zur Vanillekipferl-Fraktion. Bei Keksen und Gebäck hat Jonas Kaufmann einen ganz klaren Favoriten. »Vanillekipferl – und zwar solche, die schon fast zerfallen, bevor sie den Mund erreicht haben«, erzählt der Tenor, der zu Weihnachten mit der ganzen Familie gemeinsam am Herd steht und kocht.

Bei Familie Moretti auf ihrem Tiroler Bergbauernhof kommen die berühmten Vanillekipferl des »Schwieger-Tigers« – so nennt der Schauspieler seine Schwiegermutter – zum Einsatz. Die Kipferl von Julias Mutter sind einfach die besten, sagt der Mime und engagierte Bauer. Bei den Morettis werden diese allerdings nur im Advent bis zum Heiligen Abend verspeist, danach und nur bis Neujahr kommen dann, nach alter Tiroler Tradition, die nachbarlichen Keks­teller zu Verkostung.

Tobias und Julia Moretti feiern Weihnachten mit der ganzen Familie auf ihrem Bergbauernhof. Kekse, vor allem Vanillekipferl, gehören zum Fest einfach dazu.
© Patrick Kirchberger
Tobias und Julia Moretti feiern Weihnachten mit der ganzen Familie auf ihrem Bergbauernhof. Kekse, vor allem Vanillekipferl, gehören zum Fest einfach dazu.

Glückliche Weihnachten

»Ich habe Weihnachten immer gemocht«, sagt die Schriftstellerin Donna Leon, »vor allem auch die Traditionen, die damit verbunden sind: der Baum, Keksbacken, Bescherung, die Krippe. Ich mag es auch, wenn sich die Menschen ›Merry Christmas‹ wünschen, persönlich oder auf Weihnachtsgrußkarten, und verstehe die Karten nicht, die zwar einen Baum zeigen, aber die Aufschrift ›Happy Holidays‹ tragen. Es ist doch Weihnachten, nicht wahr?« Und zu Weihnachten gehört auch gutes Essen. Donna Leon verbringt das Fest oft bei Freundin und Lieblingsköchin Roberta Pianaro in Venedig und, wie es in Italien üblich ist – das Essen steht dann im Vordergrund.

Der venezianische Weihnachtskuchen »Pandoro«, der »goldene Kuchen«, oder auch »Zaletti« dürfen da nicht fehlen. Der Teig dieser typischen Kekse aus Venedig ist aus Maismehl, Butter, Orangenschalen und Sultaninen, die Form ein Quadrat und dicker Zuckerguss der süße Abschluss. Das Rezept ist alt, man sagt, dass schon Carlo Goldoni in seinen Komödien die gelben Zaletti erwähnt hat. Was ist das Beste an Weihnachten? »Es macht die Menschen glücklich«, sagt Donna Leon.

Aromen aus Kindertagen

Bei einer Weihnachtsgeschichte von Kultautor Martin Suter führt im Sammelband »Früher war Weihnachten viel später« ein Weihnachtsbaum zur Führungskrise im Topmanagement. Dabei ist für den bekannten Schriftsteller Weihnachten die schönste Zeit des Jahres, weil sie es in seiner Kindheit war. Und da sie ihn immer daran erinnern werde, sagt er, ist es so geblieben. Auch wenn er immer wieder seine Feiertagsrituale der Umgebung anpasst und sie auch einmal auf einem Schiff im Mekong oder in Singapur verbringt, bleibt der Geschmack der »Kindheits-Plätzli« sein persönlicher »Madeleine-Moment«. Advent und Weihnachten ist immer die Zeit der Vorfreude und des Wartens, vollgefüllt mit Geschichten und Rezepten, die etwas vom Zauber der Weihnachtszeit vermitteln und lange nachwirken.

Royale Weihnachten

In Großbritannien erfreut sich der »Christmas Pudding« als traditionelles Weihnachtsdessert großer Beliebtheit. Dieser »Pudding« ist eher eine Art Kuchen mit edlen Zutaten wie zum Beispiel kandierten Früchten, Orangenschalen und einem guten Schuss Brandy, dazu gibt es Brandy-Butter. Man sagt, dass auch die Queen ihren Christmas Pudding jedes Jahr beim Hoflieferanten Wilkin & Son bestellen lässt und dieser nicht in der Küche des Buckingham Palastes gebacken wird. Hausgemacht aus der königlichen Küche kommen aber die Zimtsterne, die für Elizabeth II. und ihre Familie einfach zum Weihnachtsfest in Sandringham House in Norfolk dazugehören.

Weihnachten verbringt die königliche Familie traditionell in Sandringham, dem weitläufigen Anwesen von Queen Elizabeth II. in Norfolk.
© Shutterstock
Weihnachten verbringt die königliche Familie traditionell in Sandringham, dem weitläufigen Anwesen von Queen Elizabeth II. in Norfolk.

Diese werden nach einem traditionellen Familienrezept hergestellt. Die königlichen Konditoren haben das Rezept jetzt aber verraten und so können diese nun von allen gebacken werden. Dass für die Zimtsterne der britischen Monarchin nur bester Ceylon-Zimt und ein sogenannter »Mixed Peel« (Mischung aus kandierter Zitronen- und Orangenschale) verwendet wird, ist aber nur eines der Geheimnisse des guten Geschmacks. Denn nicht nur zu Weihnachten liebt die Queen einen Cocktail aus einem Teil Gin und zwei Teilen Dubonnet, einer Zitronenscheibe sowie drei Eiswürfeln …

Königin Máxima der Niederlande liebt ihrerseits »Alfajores« mit Dulce de Leche. Bei diesen traditionellen Leckereien handelt es sich um Doppelkekse mit Karamellcreme und Kokosraspeln. »Ich bin mit den Alfajores nach dem Rezept meiner Mutter Maria del Carmen Cerutti Carricart aufgewachsen und deshalb werden sie immer meine Lieblingskekse bleiben«, erzählt die gebürtige Argentinierin. Nichts bleibt lebhafter im Gedächtnis haften als der Geschmack besonderer Speisen. Solch sinnliche Erlebnisse prägen den kindlichen Gaumen und rufen immer wieder Erinnerungen und Empfindungen wach. Zu Weihnachten ganz besonders.



beigestellt

Buchtipp: Der Geschmack meines Lebens

Anna Netrebkos Kochbuch, das sie sich zu ihrem 50. Geburtstag selbst geschenkt hat, gewährt einen Einblick in ihr Leben als kulinarische Kosmopolitin (Molden Vlg.).


Erschienen in
Falstaff Nr. 09/2021

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Ilse Fischer
Ilse Fischer
Autorin
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