Der Kalterer See gilt als der wärmste Badesee der Alpen. Die in der Nähe gelegenen Dörfer Tramin und Kaltern locken Besucher aus aller Welt.

Der Kalterer See gilt als der wärmste Badesee der Alpen. Die in der Nähe gelegenen Dörfer Tramin und Kaltern locken Besucher aus aller Welt.
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Südtiroler Seen: Genuss für Leib und Seele

In allen Höhenlagen findet man kleinere und größere Seen. Als blaue Farbtupfer markieren sie ­eine faszinierende Land­schaft. An ihren Ufern kann man wunderbar genießen.

Seen-Sucht

Am See lässt es sich gut verweilen. Da kommt man zur Ruhe, kann die Seele baumeln lassen. Südtirol ist reich gesegnet mit Seen. Zahlreiche kleine Gebirgsseen liegen versteckt zwischen mächtigen Berggipfeln. Einige sind nur wenige Wochen im Hochsommer eisfrei.

Nach -einer langen Wanderung die erhitzten Füße da einzutauchen, ist eine erfrischende Wohltat. Das Land hat aber auch in niedrigeren, leichter zugänglichen Lagen viele faszinierende Seen. Der bekannteste und größte davon ist der Kalterer See.

Er liegt an der Südtiroler Weinstraße und ist eine Hinterlassenschaft des großen Alpengletschers aus der letzten Eiszeit. Der Kalterer See ist ein beliebter Badesee. Segler und Surfer schätzen ihn am Nachmittag, wenn der Ora-Wind vom Gardasee heraufweht und für eine kräftige, konstante Brise sorgt.

An den Ufern gibt es zahlreiche Einkehrmöglichkeiten und stilvolle Hotels. Besonders empfehlenswert ist ein Besuch im »Panholzer«. Eingebettet in den Weinbergen, liegt dieser historische Gutshof wenige hundert Meter vom See.

Der »Panholzer« ist Weinbar und Restaurant. Martina und Daniel, die engagierten Wirtsleute, haben dem alten Gemäuer neues Leben eingehaucht und begeistern mit kleinen Häppchen zu ausgewählten Weinen, mittags und abends gibt es auch eine große Karte.

Ein Mittagessen im warmen, sonnendurchfluteten Garten mit Blick auf den See ist eine himmlische Erfahrung. Entdeckungen bietet auch die Ortschaft Kaltern selbst.

Der historische Ortskern mit seinen verwinkelten Gassen und Plätzen macht aus Kaltern eines der schönsten Weindörfer. Und damit sind wir schon bei der Sache, die neben dem See den Ort weit über die Grenzen hinaus bekannt gemacht hat: Wein. Als Kalterersee DOC – im Unterschied zum See in einem Wort geschrieben – ist er für viele DER ­Südtiroler Wein schlechthin.

Die Vernatsch-Traube, in Deutschland auch bekannt als Trollinger, findet an den sanft zum See abfallenden Hängen ideale Bedingungen. Unter der Bezeichnung wein.kaltern haben sich 25 Winzerbetriebe zusammengeschlossen und dem Kalterersee zu einem kräftigen Qualitätsschub verholfen.

Aus dem ehemals als Massenwein verschrieenen Tropfen ist eine regionale Spezialität geworden, die mit Saftigkeit, frischer Frucht und wunderbarem Trinkfluss überzeugt. Das zarte Tannin des Kalterersees erlaubt es, den Wein auch gekühlt zu genießen.

Das verleiht dem säure­armen Vernatsch mehr Spannung. Einer der besten Kalterersee stammt vom Weingut Manincor. Der nach biodynamischen Richtlinien geführte Weinhof zählt zur Südtiroler Spitzenklasse.

Der Weingarten Keil, aus dem die Trauben für den Kalterersee stammen, gehört zu den historischen Lagen am See. Ein anderer Klassiker unter den Weinen ­vom See ist der »Bischofsleiten« von Castel Sallegg.

Eine ganze Palette an hervorragenden Weinen erzeugt die Kellerei selbst. Im angeschlossenen Winecenter, das 365 Tage im Jahr offen hat, findet man neben der breiten Palette der Kellerei Kaltern auch die Kalterersee-Weine aller anderen Betriebe im Ort.

Vielfältige Erfahrung

Nicht weit von Kaltern liegt ein weiterer wunderbarer Südtiroler See, eigentlich sind es sogar zwei: der Kleine und der Große Montiggler See.

Sie sind ein wenig versteckt in den Wäldern der Weinbaugemeinde Ep­pan zu finden, ihre Entdeckung aber lohnt sich! Am Großen Montiggler See geht es quirliger zu, der nur zu Fuß zu erreichende Kleine Montiggler See ist ein gefragter Ort bei Ruhesuchenden.

Der Reschensee im obersten Vinschgau am Übergang zu Ös­terreich entstand in den 1950er-Jahren als Stausee für die Stromgewinnung. Der kräftige Wind, der hier immer durchzieht, macht ihn zu einem begehrten Ziel für Surfer und Kiter.

Ein richtiges Juwel ist der Karersee, der an sonnigen Tagen smaragdgrün schimmert. Eingebettet zwischen Rosengarten ­und Latemar in den Dolomiten strahlt er eine eigene Faszination aus.

2018 wütete ein Sturm in den umliegenden Wäldern und schlug breite Schneisen; dem Reiz des Sees aber kann das wenig Abbruch tun. Nicht weit vom Karersee gibt der sehenswerte Geoparc-Parkours der Bletterbachschlucht einen sinnlichen Eindruck in die Erdgeschichte frei.


Seh-Sucht

Die Südtiroler Berge gewähren herrliche Aussichten. Bei Alt und Jung ist es beliebt, mindestens einmal im Jahr frühmorgens aufzubrechen, um in luftiger Höhe den Sonnenaufgang zu erleben.

Im Grunde genommen ist ein Sonnenaufgang auf jedem Südtiroler Berggipfel ein einprägsames Erlebnis. Aber es gibt doch einige besondere Orte. Einer davon ist das Astjoch.

Ein leicht zu erreichender Gipfel, von dem man eine atemberaubende Sicht auf den Kronplatz und die dahinter liegenden Dolomitengipfel genießt.

Ein anderer Punkt ist das Rittner Horn. Die Aussicht ist hier gigantisch: im Nordosten die Rieserfernergruppe an der Grenze zu Österreich, im Südosten und Osten die atemberaubenden Spitzen der Dolomiten, im Westen die Ortler-, Brenta- und Adamellogruppe und im Norden die Ötztaler Alpen.

Ähnlich weit reicht die Sicht auf der gegenüber liegenden Bergkuppe der »Stoanernen Mandln«, ein alter Kultplatz. Hirten begannen hier einst, Steine zu Türmen aufzuschichten und schufen so die ersten »Stoanernen Mandln«.

Heute zieren Hunderte solcher »Mandln« das Gelände ums Gipfelkreuz. Die Dämmerung lässt manche dieser Türme gespenstisch lebendig erscheinen. Ein einprägsames Erlebnis! Rauf geht’s im Mondschein, bei dunkler Nacht erleuchten Stirnlampen den Weg.

Oben angekommen, färbt sich der Horizont im Osten zuerst blau-violett, dann rosa. Wenn dann der winzige helle Punkt immer größer wird und die ersten wärmenden Sonnenstrahlen aufs Gesicht treffen, ist das ein magisches Erlebnis. Ein Tag kann wunderbarer nicht beginnen!

Erschienen in
Südtirol Spezial 2020

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Othmar Kiem
Othmar Kiem
Chefredakteur Falstaff Italien
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