Elegante Gerichte bei einzigartigem Blick über Köln.
Kann man einem Restaurant vorwerfen, dass es Geld verdienen will? Nein. Aber der Gast darf sich nicht über den Tisch gezogen fühlen. Das gelingt dem Management des »Himmel un Äd« im Kölner Wasserturm nicht. Die Preise für Weine aus dem Ausland sind so offensiv kalkuliert, dass man das fast dreist nennen muss. Beispiel gefällig? Ein 2009 St. Aubin 1er Cru Clos de la Chatenière von Hubert Lamy kostet hier 180 Euro. Ein St. Aubin ist eigentlich ein »Ausweichwein« für Burgunderfreunde, die keine Montrachet-Preise zahlen wollen. Im Restaurant »Tim Raue« in Berlin ist der gleiche Wein für 91 Euro zu haben. Im Einkauf kostet er allenfalls 40 Euro. Der übertriebene Profitdrang zeigt sich auch beim Essen. Die Portionen sind klein; sie machen höchstens schlankheitsbesessene Selbstoptimierer satt. Glücklich ist man trotzdem. Das liegt am überaus großen Talent des jungen Küchenchefs Mathias Maucher, der bei Wohlfahrt gelernt hat. Dessen Einfluss schmeckt man bei der Jakobsmuschel mit Mango-Chutney.
Alle Gerichte sind elegant und gut ausbalanciert. Großartiger Hummer mit Physalis und einer würzigen Paste aus Kardamomblättern. Sinnlich-weich die Rotbarbe mit einer herrlich intensiven Brandade vom Meeraal und einer hinreißenden Gulaschcreme. Fantastisch mürbes Pferdefilet mit Moosbeeren, dessen leichte Süße durch an dieser Stelle überraschende Kerbelaromen aufgefangen wird. Tolle Sauce dazu. Höhepunkt am Ende: die klug mit zusätzlichen Aromen angereicherten Käse von Affineur Waltmann, zum Beispiel Brebis mit Brombeeren und Eichenhonig. Der Service ist unauffällig, manchmal etwas distanziert. Blick über Köln ist einzigartig.
Bewertung
3 Gabel(n)Essen 47 von 50
Service 16 von 20
Weinkarte 18 von 20
Ambiente 9 von 10
Gesamt 90 von 100
Himmel und Äd
Hotel im Wasserturm
Kaygasse 2
50676 Köln
T: +49 221 20080
www.hotel-im-wasserturm.de
(CT)
>>> Weiterlesen: Sixpack Deutschland, Teil 3
Aus Falstaff Deutschland 04/15
