Schwere Zeiten für Grünen Veltliner & Co

Der Weißweinimport aus Österreich ist im ersten Quartal 2011 eingebrochen.

Österreichischer Wein in Deutschland, das ist eine seit über zwei Jahrzehnten anhaltende Erfolgsgeschichte. Deutschland ist vor der Schweiz und den USA der wichtigste Exportmarkt für Österreichs Winzer. Jetzt laufen sie erstmals seit den 1980er Jahren Gefahr, in Deutschland große Marktanteile zu verlieren. Von Januar bis April dieses Jahres hat sich laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden (Destatis) der Import von Weinen aus Österreich nach Deutschland fast halbiert. Er ging von rund 15 Millionen Litern auf 7,9 Millionen zurück. das ist ein Minus von 47,3 Prozent. Im Vergleich dazu legte Italien um drei Prozent oder knapp sechs Millionen Liter zu und Frankreich um 2,6 Prozent oder knapp zwei Millionen Liter, während Spanien mengenmäßig in etwa gleich blieb.

Das sah vor einem Jahr noch ganz anders aus: Da war der Weinimport aus Österreich gegenüber dem gleichen Zeitraum 2009 noch um 11,1 Prozent gestiegen. Allerding war der Juni 2010 dann der letzte Monat mit einem Plus. Von Juli 2010 an sanken die Importmengen zehn Monate in Folge. Die Lage kann also durchaus als bedrohlich eingestuft werden; denn wer solche Marktanteile verliert, hat es mehr als schwer, diese wieder zurückzugewinnen, wenn sich Handel und Konsumenten erst mal anders orientiert haben. Für Veltliner & Co brechen in Deutschland schwere Zeiten an.

Die Wertentwicklung der aus Österreich importierten Weine stellt sich auf den ersten Blick dagegen positiv dar. Der durchschnittliche Preis pro Liter stieg in den ersten vier Monaten 2011 auf 1,96 Euro (2009: 1,34 Euro). Daraus aber zu schließen, dass der Rückgang allein zu Lasten der losen Tank- und Fasswaren gehen würde, ist trügerisch. Eine tiefere Abfrage für Weißweine in der Datenbank von Destatis zeigt zwar, dass der Fasswein- und Sektgrundweinmarkt derzeit praktisch tot ist – Der Fassweinanteil ging von 1,8 Millionen Liter auf 0,035 Millionen Liter zurück – aber auch die weißen Flaschenweine mussten starke Einbußen hinnehmen und zwar um ziemlich genau 47 Prozent. Rechnet man für diesen Sektor den Flaschenpreis (nicht Literpreis) aus, kommt man auf 2,80 Euro die Flasche.

Die Gründe für den Einbruch des Exports sind komplexer Natur. Zum einen ist dies sicher den kleinen Ernten geschuldet und dem daraus resultierenden  Mengenproblem. Dies hat auch zu dem deutlichen Preisanstieg geführt. Damit sind vor allem weiße österreichische Qualitätsweine für den deutschen LEH und für den Discount nicht mehr konkurrenzfähig im Vergleich zu vielen anderen Provenienzen.  Auch als Sektgrundweine kommen sie nicht mehr in Frage. Lediglich im Bereich der weißen Prädikatsweine (Durchschnittspreis pro Flasche: 3,81 Euro) gibt es noch deutliche Zuwächse (+115,4 %), allerdings ist dies neben den Schaumweinen das zweitkleinste Marktsegment.

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(von Mario Scheuermann)

Mario Scheuermann
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