Erstklassige Schaumweine werden heute in der ganzen Schweiz produziert – auch am Genfersee.

Erstklassige Schaumweine werden heute in der ganzen Schweiz produziert – auch am Genfersee.
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Schaumwein aus der Schweiz

Viele Schweizer Weinproduzenten haben auch einen Schaumwein im Programm – lange war deren Qualität durchwachsen. Doch in den letzten Jahren wurde damit begonnen, die Qualität der Schäumer zu steigern.

Lange waren gute Schweizer Schaumweine rar. Doch seit wenigen Jahren finden Fans von Schweizer Weinen immer mehr exzellente Prickler. Diese Entwicklung ist nicht etwa auf eine Landesregion begrenzt, sondern zeigt sich flächendeckend. Das beweisen auch die Resultate der Sparkling Trophy in diesem Jahr. Mit dem Brut Edition V von Clos de Tsampéhro aus dem Wallis, dem Obrecht Brut aus Graubünden und der Cuvée Louis-Edouard Mauler 2011 aus Neuchâtel sind gleich drei ganz verschiedene Weinregionen auf dem diesjährigen Treppchen vertreten. So unterschiedlich die Schaumweine der Schweiz sind, so unterschiedlich sind auch ihre Macher. Clos de Tsampéhro gehört – was die Qualität betrifft – zu den kompromisslosesten Walliser Weinprojekten. Eingesetzt werden internationale, aber auch heimische Sorten, es wird biologisch produziert, mit Bestrebungen zur Biodynamie, und die Weine kriegen die Zeit im Keller, die sie brauchen. Man setzt dort generell auf minimale Intervention und erreicht so Spitzenqualitäten. Hinter Tsampéhro stehen der Winzer Joël Briguet, der mit seiner Cave La Romaine kein Unbekannter ist, sein Önologe Vincent Tenud, der in Schweden geborene Genfer Bankier und Weinliebhaber Chris­tian Gellerstad sowie Johanna Dayer, Marketing-Expertin und Anwärterin zum Titel Master of Wine. Der Clos de Tsampéhro Brut folgt klar dem Champagnervorbild, bleibt dabei aber ein Walliser Terroirwein. Neben Chardonnay und Pinot Noir enthält er auch die heimische Sorte Petite Arvine und reifte ganze 42 Monate lang auf der Hefe.

Geschmacklich trennen den Clos de Tsampéhro Brut und den Obrecht Brut Welten, qualitativ aber spielen sie in derselben Liga. Familie Obrecht vom Weingut Sonne in Jenins machte sich in den vergangenen Jahren insbesondere durch ihren exzellenten Schaumwein einen Namen. Während beim Clos de Tsampéhro die Reife eine wichtige Rolle spielt, ist der Brut von Obrecht auf Geradlinigkeit und Frische getrimmt: ein moderner Brut-Nature-Typus aus Graubünden. Das Geheimnis hinter dem Erfolg dieses Schaumweins ist sicher die Erfahrung seiner Macher. Viele Schweizer Winzer lassen ihre Grundweine extern versekten, die Obrechts aber begannen bereits im Jahr 2010 damit, die »prise de mousse« im eigenen Keller umzusetzen. Die Erfahrung und die volle Kontrolle über die Produktion sind dem präzisen, frischen Schaumwein klar anzuspüren. Produziert wird er aus den Sorten Pinot Noir und Pinot Meunier und verfügt auch über eine zartrosa Farbe.

Cuvée Louis Edouard Mauler
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Cuvée Louis Edouard Mauler

Aber auch aufseiten von Stillwein lässt sich die Erfahrung bei Familie Mauler nicht absprechen. Seit 1829 stellt die Familie in einem alten Benediktinerkloster im Herzen des Val de Travers ihre über die Grenzen hinaus bekannten »Grands Vins Mousseux« her. Gründer war Louis-Edouard Mauler, nach dem auch der in der Trophy drittplatzierte Wein benannt ist. Bereits im 19. Jahrhundert exportierte das Haus seine Cuvées bis nach Hongkong, San Francisco und Buenos Aires. Die Cuvée Louis-Edouard Mauler wird aus 100 Prozent Pinot Noir aus Neuchâtel vinifiziert und reift mindestens 36 Monate lang in den dunklen Kellern des Klosters. Ein herausragender Schweizer Schaumwein von internationalem Format.


Erschienen in
Falstaff Sparkling Special 2019

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Benjamin Herzog
Benjamin Herzog
Chefredaktion Schweiz
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