Wann schmeckt ein Riesling am Besten?

Wann schmeckt ein Riesling am Besten?
© Falstaff/Sautter

Sautters sonderliche Schoppen: »Steel-Stone-Wood«

Holzfass, Stahltank oder ganz andere Materialien – wann wird ein Riesling besonders schmackhaft? Mit den Weinen von Andreas Schmitges kann man zu Hause den direkten Vergleich anstellen.

Kilian Schmitges wollte es genau wissen. Als der Junior des Mosel-Weinguts Andreas Schmitges im vergangenen Herbst ein Granitfass zum Ausprobieren angeboten bekam, beschloss er, die beste Lesepartie aus der Spitzenlage Erdener Treppchen für ein Experiment zu nützen. Der Most würde nach dem Pressen und nach der Vorklärung in drei Teile geteilt: 1.000 Liter würde er im Stahltank ausbauen und ebensoviel in einem Fuder aus Eiche. Das letzte Drittel schließlich käme in jenes besagte Behältnis aus massivem Granit.

Zwei Tonnen wiegt das steinerne Trumm, das er vom Hersteller für ein Jahr in den Keller gestellt bekam. Angesichts eines Kaufpreises von rund 15.000 Euro ist es nur zu verständlich, dass die Weingüter eine solche Anschaffung nicht aufs Geratewohl machen möchten. Mit dem Ergebnis ihrer Vergleichsstudie gehen Vater und Sohn Schmitges nun an die Öffentlichkeit: Für 120 Euro kann man sich je zwei Flaschen der drei Vergleichsweine ins Haus kommen lassen – und ist dann gebeten, seine persönliche Präferenz bei einem Voting kund zu tun.

Geteilte Vorlieben

Bei den bisherigen Antworten aus der Kundschaft hat Schmitges beobachtet, dass die perönlichen Vorlieben weit streuen: »Wer Weine mit viel Frucht mag, der ist beim Stahl. Wer gerne Burgunder oder Holzfass-gereifte Weine mag, der ist beim Holz. Und die Puristen sind beim Granit.« Um auszuschließen, dass die Präferenzen durch pure Voreingenommenheit entstehen, hat die Familie auch schon Blindproben organisiert. Da zeigten sich andere Ergebnisse: »In den Sommermonaten war in der Blindprobe zu 80 Prozent das Steinfass vorn, seit ein paar Wochen mögen die Kunden die Holzvariante etwas besser.«

Für ihn als Winzer selbst, so Schmitges, sei derzeit eine vierte Version am besten: »Zwei Drittel im Granit und ein Drittel im Holz ausgebaut. Dann verbindet sich die Mineralität mit den komplexen Komponenten aus dem Holzausbau, und der Wein trägt im Abgang noch länger.«

Der Selbsttest

Im Selbstversuch entstand der Eindruck, dass sich die drei Weine in diesem recht jungen Zustand noch nicht sehr weit voneinander entfernt haben. Die Holzfass-Variante zeigt mit kräuterwürzigen Noten bereits einen Anflug von Entfaltung, während der Wein aus dem Granit am verschlossensten wirkt und beinahe noch etwas unruhig. Der Test macht jetzt schon Spaß – für den größten Erkenntnisgewinn sollte man die Flaschen aber besser erst in drei, vier Jahren öffnen. Zum Glück enthält das Paket zwei Flaschen pro Sorte.

Info

»Steel-Stone-Wood« 2016 Erden Treppechen Riesling trocken
Weingut Andreas Schmitges
€ 120,– (für einen Sechser-Karton mit je zwei Flaschen jeder Ausbauvariante)

Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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