Ein Hubschrauber über St. Emilion im Anti-Frost-Einsatz.

Ein Hubschrauber über St. Emilion im Anti-Frost-Einsatz.
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Sauternes kämpft gegen den Frost

Letztes Jahr waren Bordeaux’ vins liquoreux fast komplett dem Frost zum Opfer gefallen. Nun beklagen Sauternes und Barsac erneut drei Frostnächte in Folge.

Das Wochenende vom 1. bis 3. April brachte den Winzern in Südwestfrankreich drei Frostnächte nacheinander. Entlang von Garonne und Dordogne, im den Départements Charente (der Herkunft des Cognac) und Pyrénées-Atlantiques fielen die Temperaturen unter den Nullpunkt. Da der Austrieb der Reben bereits in vollem Gange ist, stehen bedeutende Schäden zu befürchten. Gravierend traf es – wie schon in 2021 – die Winzer der Süßweinregionen von Sauternes und Barsac.

Kerzen, Windräder, Hubschrauber

Allerdings boten die Weingüter in den vergangenen Nächten das ganze Arsenal auf, über das sie zur Frostbekämpfung verfügen: Manche Güter nützten Kerzen, andere versuchten, mithilfe von Windrädern oder einem Hubschrauber wärmere Luftschichten aus der Höhe in den bodennahen Bereich zu bringen. Ein Temperaturunterschied von zwei, drei Grad kann sich in diesen Momenten bereits als die Rettung erweisen. Auf Château La Tour Blanche, das nicht nur rund 40 Hektar Reben bewirtschaftet, sondern auch ein Weinbaugymnasium beherbergt, kam sogar ein riesiges Heissluftgebläse mit dem Aussehen eines Flugzeug-Triebwerks zum Einsatz.

»Es ist eigentlich nachrangig, welche Maßnahmen ein Weingut einsetzt«, so äußert sich Jean Jacques Dubourdieu von Château Doisy-Daëne aus Barsac. »Wichtig ist aber, dass wir unsere Mittel zur Frostbekämpfung alle zusammen zur gleichen Zeit anwenden, damit ein möglichst großer Effekt für die Rebfläche als Ganze entsteht.«

Hoffnung auf geringere Schäden als 2021

Da sich die Schäden an den jungen Trieben erst nach Ablauf einiger Tage zeigen, sind die Folgen der letzten Frostnächte noch nicht abschließend zu beurteilen. »Wir sind schon etwas traumatisiert aus dem letzten Jahr«, sagt Clemence Planty von Château Guiraud aus Sauternes. Denn einen 2021er Jahrgang des Grand Vin von Château Guiraud wird es nicht geben, zu gering war die Ernte, und qualitativ zu wenig überzeugend, was der Frost zurückgelassen hatte. »Aber nach den Erfahrungen aus 2021 haben wir kräftig investiert und sechs Windräder angeschafft.« Die Windräder, die warme Luft an den Boden und damit in die Rebzeilen drücken, sind in den letzten Jahren in ganz Bordeaux auf vielen Betrieben installiert worden, selbst auf dem legendären Château Petrus in Pomerol. Auf Château Guiraud schützen die sechs Räder etwa die Hälfte der für den Grand Vin vorgesehenen 70 Hektar Rebfläche.

Trotz tiefer Temperaturen von bis zu minus sechs Grad hat Clemence Planty Hoffnung, dass die Schäden geringer ausfallen als im Vorjahr: »Der Austrieb ist zum Glück noch nicht so weit fortgeschritten wie 2021. Wir sind erst einmal vorsichtig optimistisch.«

Auch Burgund betroffen

Auch in Burgund mussten die Winzer in den vergangenen Nächten Maßnahmen gegen den Frost ergreifen. In Puligny-Montrachet beispielsweise, wo der Austrieb bereits relativ weit vorangeschritten ist, wurden in manchen Weinbergen bis zu minus fünf Grad Celsius gemessen. Die Domaine Leflaive ließ ihre Mitarbeiter Kerzen in den Weinbergen entzünden – im Gegenwert von 5.000 Euro pro Hektar. Auch hier ist es noch zu früh, um abzuschätzen, wie erfolgreich die Maßnahmen waren. »Ich bin aber nach wie vor sehr beunruhigt«, wird Betriebsleiter Pierre Vincent in französischen Medien zitiert, »denn es ist gerade einmal Anfang April.« Die Frostgefahr endet bekanntlich erst um die Eisheiligen herum. Und diese sind noch sechs Wochen entfernt.

Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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