Österreichs bekanntestes römisches Bauwerk: das Heidentor.

Österreichs bekanntestes römisches Bauwerk: das Heidentor.
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Römer an der Donau

Von römischer Bade- und Esskultur, ungewöhnlichen Mülleimern und dem Weltkulturerbe.

Vor 2000 Jahren kamen die Römer an die Donau, blieben mehr als 400 Jahre lang und waren ein prägendes Element der Geschichte. Die Diva unter Europas Flüssen hat, ganz wie es sich für eine Grande Dame gehört, viele Facetten und trägt bis heute maßgeblich zur europäischen Siedlungs- und Kulturgeschichte bei. Eine erste wichtige Rolle spielten dabei schon die Römer.
Der Donaulimes in Österreich war Teil der rund 7500 Kilometer langen Grenze des Römischen Reiches, die sich durch 20 Länder und drei Kontinente, von Schottland über den Nahen Osten bis nach Marokko, zog. Viele setzen diese Grenzlinie mit den Wachposten und Kastellplätzen in ihrer Bedeutung als archäologisches Bodendenkmal mit der Chinesischen Mauer gleich.

Zeitreise Donaulimes

Beginnen wir unsere Zeitreise am oberösterreichische Donaulimes, bevor wir dann nach Niederösterreich weiterziehen und Carnuntum »besuchen«. In Oberösterreich treffen wir auf die Nordgrenze des Römischen Reiches und Befestigungsanlagen, die die Römer ab dem ersten Jahrhundert nach Christus entlang des Flusses von Schlögen stromabwärts anlegten. Die Grenzanlagen des römischen Reiches, lateinisch limes, prägten mit ihrer fast fünfhundertjährigen Geschichte nicht nur viele Kulturlandschaften, sondern sind auch Keimzellen vieler Städte in Europa. Denn eines ist sicher: Ganz viele zivilisatorische Errungenschaften wären ohne die Römer undenkbar. So waren sie von der großartigen Bade- und Wellnesskultur über den Weinanbau bis zur Esskultur tonangebend für die Entwicklung. Und die Donau als Handelsweg bildete die Grundlage eines seit Jahrtausenden von den Menschen bevorzugten Siedlungsgebietes, der Strom war Natur- und Kulturraum.

Römische Bade- und Esskultur

Auf dem Staatsgebiet des heutigen Österreich sicherte der Donaulimes einst auf einer Länge von 350 Kilometern von Boiotro (Passau) bis Carnuntum (bei Bad Deutsch-Altenburg) das römische Imperium. Am Limes entlang führte nicht nur eine Straße, auf diesem Abschnitt erstreckten sich auch jede Menge Siedlungen und Verwaltungszentren, in deren geografischer Mitte das Legionslager Lauriacum, heute die älteste Stadt Österreichs, lag: Enns. Die hier erst kürzlich freigelegten römischen Kalkbrennöfen sind ein sensationelles neues Zeugnis dieser alten Kultur. Sie sind, so die Wissenschaft, die Voraussetzung für die rege Bautätigkeit der Römer. Besonders spannend ist auch der Umstand, dass einer der Brennöfen im vierten Jahrhundert als Müll­eimer Verwendung gefunden hatte, der sich heute als wahre Fundgrube erweist und ­Ziegel, Münzen, Keramik und Knochenteile von Tieren zum Inhalt hat. Das besonders gut erhaltene römische Bad nahe der Schlögener Donauschlinge und ein Burgus (Wachturm/Kleinkastell) bei Oberanna sind bestens erhaltene Zeugen der weit entwickelten Kultur der Römer. Nachfolgend der Landesausstellung »Die Rückkehr der Legion. Römisches Erbe in Oberösterreich«, sind das Museum Lauriacum, das Römerbad und der Burgus jetzt eine Dauerausstellung.

Das alte Rom lebt

In der Ausgrabungsstätte der Römerstadt Carnuntum wurde – weltweit einmalig – ein römisches Stadtviertel in Originalbauweise rekonstruiert. Beim »Römerfestival« erwacht die Römerstadt Mitte Juni dann auch zum Leben und Besucher können zwischen der Welt der Legionen, einem Stelldichein mit Barbaren und der Welt der Gladiatoren hin und her pendeln. Das auf dem Gebiet des heutigen Petronell angelegte Legionslager Carnuntum war einst Roms Donaumetropole, die sich damals zu einer blühenden Stadt mit rund 50.000 Einwohnern entwickelte. Carnuntum mit dem Donauhafen, der Badekultur und dem Amphitheater war einst mondäner Treffpunkt der »jungen Römer«. Wollen Sie wissen, was damals angesagt war? Dann kommen Sie zu den »Römischen Gaumenfreuden« in die römische Stadtvilla »villa urbana«. Sie liegt im Römischen Stadtviertel von Petronell, einer weltweit einzigartigen Rekonstruktion antiker Bautechnik.

Tore der alten Welt mit sprechenden Römern

Das Wahrzeichen Carnuntums ist das ­Heidentor, das Monument für Kaiser ­Constantinus II. (317–361 n. Chr.), ­Österreichs bekanntestes römisches Baudenkmal. Ein anderes berühmtes Tor ist das Römertor mit seinen Wehrtürmen in Traismauer, wo sprechende Römer den Gast über alles informieren. Das kann man auch im Römermuseum am Eingang zur Wachau tun.

Carnuntum war einst Treffpunkt der »jungen Römer«.
© Donau NÖ Andreas Hofer Photography
Carnuntum war einst Treffpunkt der »jungen Römer«.

UNESCO-Weltkulturerbe

Neuem, Altem, Erforschtem und Unerforschtem soll zukünftig eine besondere Ehre zuteilwerden: die Aufnahme des Donaulimes in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Damit wäre auch der Donaulimes in Österreich Teil dieses großen Erbes. Die Intention der UNESCO ist die umfassende Dokumentation und Erhaltung des gesamten Donaulimes von England über Marokko bis zum Mittelmeer und so könnte der »Römerwall« ein »transnationales Weltkulturerbe« werden.

Limes zum Teil schon Welterbe

Der Hadrianswall in Nordengland, der ­Antoniuswall in Schottland und der 550 Kilometer lange Limesabschnitt in Deutschland sind bereits Welterbestätten. Am ­österreichischen Donaulimes könnte diese Auszeichnung für 500 Jahre Geschichte, 357,5 Stromkilometer, über 40 bereits sichtbare Denkmäler und 15 Museen viele starke touristische, wirtschaftliche und kulturelle Impulse bedeuten.

Erschienen in
Falstaff Spezial »Donau Österreich« 2019

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Ilse Fischer
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