Feine UK-Küche in ehemaligem griechischen Flair.

Feine UK-Küche in ehemaligem griechischen Flair.
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»Richwater & Mitchell«: Britische Küche in Berlin

Anton Michel macht sich mit einem eigenen Restaurant selbstständig und serviert alles, außer Fish & Chips.

Gerne werde hierzulande noch immer längst veraltete Klischees zur britischen Küche bemüht und gerne der Philosoph Voltaire mit den Worten zitiert: »Die Engländer haben zweiundvierzig Religionen, aber nur zwei Saucen.« Und augenzwinkernd bemerkte der britische Schriftsteller George Mikes: »Auf dem Kontinent haben die Menschen gutes Essen. In England haben die Menschen gute Tischmanieren.«

Überrascht reagiert demnach mancher moderne Reisende, ob der Gourmetrestaurant-Dichte in Cornwall oder die kulinarischen Höhenflüge in London, wo »nose to tail« oder »farm to table«-Konzepte derzeit Hochkonjunktur feiern. Am Besten lässt sich die in den Gastro-Pubs des Landes erleben, wo zeitgemäße Pub-Atmosphäre und moderne Interpretationen von britischen Küchenklassikern beweisen, dass die Kochkultur Britanniens in Hochform ist.

Nun darf auch Berlin an den köstlichen Facetten des Vereinigten Königreichs partizipieren. Anton Michel ist gerade einmal Mitte Zwanzig und genießt doch bereits einen angesehenen Ruf in der Berliner Gastro-Szene. Der junge Küchenkünstler verbrachte seine Lehrjahre unter anderem bei Kolja Kleeberg im »VAU«, bevor er mit seinem temporären Küchenprojekt »Anton kocht« für begeisterte Gästegaumen sorgte.

Auf ein London Ale in urigem Ambiente.
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Auf ein London Ale in urigem Ambiente.

Mit dem »Richwater & Mitchell« wird der Koch sesshaft und bringt Spezialitäten aus UK nach Berlin-Moabit – in den früheren britischen Sektor. Holzdielen auf dem Boden, schwere, rote Vorhänge und schlicht-rustikale Stühle sorgen für eine urig Note. Weisse Tischdecken und ulkige güldene Leuchtmuscheln an den Wänden setzen einen modernen Pfiff. Das Lokal ist gediegen und nur ein bisschen hip, weder ungemütlich, noch steif. Etwas merkwürdig mutet die graugrüne Wandgestaltung in Backstein-Optik an. Überreste des griechischen Vorgänger-Restaurants.

Das Essen darf geteilt werden

Der Raum entspricht der Küche. Modern und kreativ, aber keine Avantgarde, sondern klassisch und traditionell. Michel möchte, dass die Gerichte geteilt werden und das Publikum folgt gerne diesem Rat, wobei die Preise der Gerichte von sechs bis 23 Euro nicht immer einen Hinweis auf die Portionsgröße implizieren. Sensationell die geröstete Taube mit gebratenen Pilzen. Bei dem gegrillten Knurrhahn spielt der Küchenchef, der einen Teil seiner Jugend in London verbrachte, auch mit indischen Bestandteilen und bringt die Gewürze der früheren Kolonie in die Soße ein.

Scotch Eggs.
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Scotch Eggs.

Ein absolutes Muss sind die Scotch Eggs, jene wachsweichen Eier im Hackmantel und der großartige Käse von Neal's Yard Dairy aus London. Der engagierte und sehr aufmerksame Service bedient ein buntes Publikum aus Jung, Alt und Familien, empfiehlt souverän aus dem umfangreichen Weinsortiment oder bringt mit dem London Pride ein klassisches Ale aus London an den Tisch.

»Sunday Roast« statt »Fish & Chips«

Gerne kommt auch Anton Michel selbst an den Tisch und erklärt sympathisch die Gerichte oder seine Pläne, bald auch die Tradition des Sonntagsbratens, des »Sunday Roast« in Berlin einzuführen. Nur bei Fish & Chips sagt er: »No!«, denn seine Idee der perfekten Zubereitung in einer großen Wanne lässt sich im Restaurant nicht umsetzen.

Info

»Richwater&Mitchell«
Wiclefstraße 30
10551 Berlin

www.richwatermitchell.de

Peter Eichhorn
Peter Eichhorn
Autor
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