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Rheinland-Pfalz von Weinskandal erschüttert

Neun Beschuldigte sollen erhebliche Mengen Wein gepanscht und einen Teil auch als Biowein verkauft haben.

Der ehemalige Geschäftsführer einer rheinhessischen Weinkellerei und acht weitere Beschuldigte stehen im Verdacht, bis zu einer Million Liter Wein gefälscht und in Verkehr gebracht zu haben. Wie Michael Brandt, Leitender Oberstaatsanwalt der ermittelnden Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach berichtet, wurde die Rheinhessische Weinkontrolle erstmals im Oktober 2018 auf die Aktivitäten des mutmaßlichen Fälscherrings aufmerksam. »Der erste Anhaltspunkt war: Vermarktung von Übermengen«, so Brandt. Bei Übermengen handelt es sich um Weine aus zu hohem Ertrag, die nach Gesetzeslage zur Bekämpfung des Weinsees der Destillation zugeführt werden müssen.
Wie weitere Nachforschungen ergaben, war die kriminelle Energie eines Teils der Beschuldigten aber mit diesem einen Vergehen noch nicht erschöpft: Sie stellten in großem Umfang »bezeichnungsschädliche« Verschnitte her. Das heißt: Sie verschnitten Qualitätsweine verschiedener Anbaugebiete miteinander und gaben sie sodann aber den Eingangsbezeichnungen entsprechend an Kellereien ab, oder sie verschnitten Landweine mit Qualitätsweinen und brachten das Resultat als Qualitätswein in den Verkehr. Selbstredend hätten solche Verschnitte nur Anrecht auf die weinrechtlich geringere Bezeichnung, also Landwein. Um dem Zynismus die Krone aufzusetzen, widmeten die Beschuldigten auch noch mehrere Tausend Liter ihrer Artefakte zu Biowein um.
Einen Teil der gepanschten Weine konnten die Behörden beschlagnahmen, aber vermutlich war der größte Teil bereits in den Handel gelangt. Und es sei auch nicht ausgeschlossen, dass noch weitere Vergehen ans Tageslicht kommen, so der Leitende Oberstaatsanwalt: »Wir sind noch lange nicht am Ende der Ermittlungen«.

Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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