Legendärer Weinkeller im Rheingau: »Hotel Kronenschlösschen«

Legendärer Weinkeller im Rheingau: »Hotel Kronenschlösschen«
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Rheingau: Einbruch im »Hotel Kronenschlösschen«

Dreiste Diebe stehlen rund 500 hochwertige Weine. Hotel-Geschäftsführung bittet Händler und Sammler um Mithilfe bei der Wiederbeschaffung.

Normalerweise herrscht bis spät in die Nacht reges Gästetreiben im Gourmet-Restaurant und Bistro des »Hotels Kronenschlösschen« in Hattenheim. Doch in Zeiten des Lockdowns sind Hotel und Restaurant geschlossen, das gesamte Anwesen liegt seit Wochen im staatlich verordneten Winterschlaf. Die ohnehin schwierige Situation, in der Gastronomie und Hotellerie aktuell stecken, nutzen dreiste Diebe und öffneten unbemerkt in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag gewaltsam die Tür zum legendären Weinkeller des Hotels.

Dass hier Profis am Werk waren, die wahrscheinlich im Auftrag handelten, ist keine Premiere. Immer wieder wurden in den vergangenen Jahren gut sortierte Weinkeller namhafter Restaurants und Hotels aufgebrochen und dabei gezielt wertvolle Weine gestohlen. Auch Etiketten weltberühmter Weine sind beliebtes Diebesgut, wie ein Fall an der Mosel kürzlich zeigte.

Im Keller des Kronenschlösschens hatten es die Täter vor allem auf die roten Gewächse renommierter Produzenten aus dem Bordelais und dem Burgund abgesehen. »Die Einbrecher wussten nicht nur welche raren Bouteillen ausgesuchter Spitzenweingüter hier in den Regalen liegen, sie kannten sich auch mit den Jahrgängen bestens aus«, sagt Johanna Bächstädt, die zusammen mit ihrem Vater Hans B. Ullrich das schicke Landhotel leitet.

Diebe hatten es auf Raritäten aus Burgund und Bordeaux abgesehen

Der Bestand an Pétrus-Weinen ist komplett verschwunden, ebenso die legendären Pinot Noirs der Domaine Romanée-Conti, darunter auch einige Flaschen »La Tache«, die im Restaurant für rund 18.000 Euro angeboten wurden. Von den Weinen aus den Châteaux Mouton, Latour und Lafite fehlen nur die besten Jahrgänge. Dagegen hat man die Flaschen aus dem Jahrgang 1981 liegen lassen, ebenso die Sammlung von Sassicaias, einem der berühmtesten Weine Italiens. Auch ein Yquem aus dem Jahr 1921, der mit 100 Parker Punkten ausgezeichnet ist, fand bei den Dieben kein Interesse. »Wahrscheinlich hat sie das verblasste und nur schwer lesbare Etikett gestört, das leicht wiederzuerkennen ist und deswegen einen Verkauf riskant macht«, meint Bächstädt.

Auffällig ist, dass die Täter keinen einzigen Riesling mitgenommen haben, von denen das Kronenschlösschen einige echte Raritäten besitzt. In Sachen weißer Spitzengewächse wurden nur Champagner von Krug und Roederer eingesackt, die restlichen Weißweine blieben unangetastet. »Nach einem ersten Überblick, wir hatten drei Tage vor dem Einbruch eine Inventur gemacht, wurden rund 500 Weine gestohlen«, sagte Johanna Bächstädt. Die genaue Schadenssumme ist noch nicht absehbar, doch bittet die Geschäftsführerin alle Weinhändler und seriösen Sammler, sich bei auffälligen und verdächtigen Angeboten mit ihr in Verbindung zu setzen.

Ingo Swoboda
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