Restaurant der Woche: »The Grand«
In der ehemaligen Armenschule nahe des Berliner Alexanderplatzes wird jetzt auf hohem Niveau genossen statt gebüffelt.
Eine stille Seitenstraße ganz in der Nähe des lauten Alexanderplatzes, von außen ein schlichter, grauer Altbau. Wo ist der Eingang? Ach hier! Das Esszimmer des »The Grand« öffnet sich zum großen Saal in Höhe und Breite. Freigelegter Backstein hier und da, ein Innenhof mit Sommerbestuhlung. Früher haben hier Kinder gespielt. Das Gebäude, in dem das Restaurant residiert, war einst eine kommunale Armenschule. Jetzt wird hier genossen statt gebüffelt. Und zwar auf hohem Niveau. »The Grand« wurde von den Berliner Meisterköchen als »Szenerestaurant 2014« ausgezeichnet. Die dazugehörige Bar und der Club sind bis heute ein Hauptstadt-Hotspot.
Tilo Roth hat den Charakter des Restaurants geprägt – mit seiner französisch inspirierten Karte. Nun hat der Chefkoch das Haus verlassen und seinem Souschef Mathias Josupeit die Bühne überlassen. Der führt den Stil souverän weiter und serviert zur Vorspeise eine Artischocke von bester bretonischer Qualität, gefüllt mit einer süß-sauer abgeschmeckten Caponata aus Auberginen und Tomaten. Ungewöhnlich – drei verschiedene Dips zum Eintauchen der Blätter machen das Gericht variantenreich: eine Minzsauce, eine Oliventapenade und ein Mousse aus getrockneten, im Gemüsefond aufgekochten Tomaten mit intensivem Rosmarin- und Thymianaroma.
Das dann folgende Entrecôte vom Husumer Rind ist tadellos im Southbend bei 800 Grad gegrillt und wird von einem samtigen Kartoffelpüree mit Crème fraîche und Schmelzzwiebel begleitet. Beim Dessert rät der ausgesprochen freundliche Service zu einem Himbeer-Pfirsich-Crumble, das mit gebackenem Mandelmehl knusprig ummantelt ist und zu dem das Tonkabohne-Joghurteis eine kühle und cremige Ergänzung ist.
Bewertung
Essen 43 von 50
Service 16 von 20
Weinkarte 17 von 20
Ambiente 9 von 10
Gesamt 85 von 100
THE GRAND
Hirtenstraße 4
10178 Berlin
T: +49 30 2789099555
www.the-grand-berlin.com
Aus Falstaff Deutschland 06/16