Restaurant der Woche: Irma La Douce
Während die Speisekarte noch etwas Nachholbedarf hat, überzeugt die Weinauswahl. Zwei Gabeln für ein bisschen Frankreich-Feeling in Berlin.
Die Potsdamer Straße in Berlin hat sich zu einer begehrten Gegend für Gastronomie im Ortsteil Tiergarten gemausert. Die »Panama Bar« befindet sich hier, das »Sticks’n’Sushi«, nicht zu vergessen einen Klassiker der Straße, die »Victoria Bar.« Neuzugang ist seit vergangenem Winter das »Irma La Douce«, das (wie auch das Berliner Restaurant »eins44«) Jonathan Kartenberg gehört.
Hauptattraktion im »Irma La Douce« ist nicht so sehr die Speisekarte, die zwischen Brasserie-Gerichten und etwas beliebiger Fusionsküche noch unentschlossen wirkt. Bemerkenswert ist eher die 19 Seiten umfassende Weinkarte. Insbesondere auf Frankreich liegt der Schwerpunkt, sie listet renommierte Weingüter genauso wie aufstrebende Winzer und überrascht in ihrer Vielfalt.
Die Speisekarte ist ebenfalls französisch geprägt, reicht aber nicht ganz an das Niveau der Weine heran. Am meisten Potenzial hatte bei unserem Besuch die Bouillabaisse – sie kostet ähnlich viel wie das Original aus Marseille, unterscheidet sich aber deutlich. Die Einlage war tadellos frisch und bestand neben Jakobsmuscheln aus Seebarbe und Pulpo. Dazu wurde ein viskoser Sud angegossen, der sehr intensiv schmeckte. Als Folge litt der filigrane Geschmack der Einlage, vielleicht wäre es ratsam, beides getrennt voneinander zu servieren.
Frankreich-Feeling in Tiergarten
Zurückhaltender waren sowohl die Vorspeise (Pulpo vom Grill sowie als Carpaccio, begleitet von Salat mit einem unauffälligen Dressing) als auch der Zwischengang (Garnele, ebenfalls vom Grill, mit Ratatouille-Gemüse). Der gebackene Crottin de Chavignol, ein Ziegenweichkäse, geriet recht langweilig. Fazit: Ein bisschen Frankreich-Feeling kommt auf in Tiergarten, für pure französische Lebensfreude fehlt noch die Leidenschaft.
Irma La Douce
Potsdamer Straße 102
10785 Berlin
T: +49 30 23000555
irmaladouce.de
Korrektur, 15.10.20: In einer früheren Version dieses Textes hatten wir das Lokal versehentlich in Berlin-Neukölln verortet. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.
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