Restaurant der Woche: »Halbedel's Gasthaus«
Eine wundervolle Leichtigkeit trifft auf ein puristisches Meisterwerk.
Manchmal trifft einen das Glück unvorbereitet. Wie an diesem Abend in »Halbedel’s Gasthaus« in Bonn, jener schönen, efeuüberwucherten Villa in Bad Godesberg mit ihrem charmant-plüschigen Speisesaal und reizenden Kellnerinnen in altmodischen Schürzen. Das Glück traf uns in Form einer geeisten Suppe von der Gänseleber mit Amarenakirschen-Sorbet. Purer, feiner Lebergeschmack. Perfekte Balance zwischen Süße, Salz und Säure. Und eine wundervolle Leichtigkeit. Ein puristisches Meisterwerk.
Ähnlich präzise geraten zwei weitere Gänge: Hummer mit Amalfi-Zitone und erdigem Mangold vom eigenen Hof in der Eifel und eine saftige Tranche von einem Vier-Kilo-Steinbutt, die auf extrem geschmacksintensivem, zu einer Art Tagliatelle geschnittenem weißen Spargel ruhte. Dass der Abend insgesamt kein großartiger, sondern »nur« ein sehr schöner wurde, lag am völlig unnötigen Hang Halbedels, manche seiner Gerichte zu überladen. Wie den rohen Yellowfin-Thunfisch zu Beginn des Menüs. Nichts mehr zu erschmecken vom Fisch, zu viele Nebendarsteller von pochierten Apfelkügelchen bis hin zu aromatisierten kleinen Pfannküchlein, beanspruchen die Bühne für sich. Der gute Hauptgang, Maibock aus der Eifel mit Rübstielmus, Ingwer und schöner Wacholdersauce, wäre so perfekt gewesen. Leider gesellte sich Couscous mit Purple Curry und Berberitzen dazu, der vom Wesentlichen ablenkte.
Im »Halbedel’s« wird man vom Chef selbst bedient; der Patron lässt es sich nicht nehmen, jeden einzelnen Gang selbst zu präsentieren. Auf der mit Hand geschriebenen Weinkarte wird der Gernetrinker leicht fündig. Gute Auswahl vor allem deutscher und österreichischer Weine zu fairen Preisen.
Bewertung
Essen 43 von 50
Service 17 von 20
Weinkarte 17 von 20
Ambiente 8 von 10
Gesamt 85 von 100
Halbedel’s Gasthaus
Rheinallee 47
53173 Bonn
T: +49 228 354253
www.halbedel.de
Aus Falstaff Deutschland 05/16