Provinz. Manch ein Großstädter sagt dieses Wort mit einer gewissen Herablassung. Was kann es in der Provinz schon an Interessantem geben? Ein prächtiges Landhotel und Landrestaurant wie aus dem Bilderbuch beispielsweise, wie die »Auberge de Temple« in Johannesberg im nördlichsten Zipfel von Bayern. Ein stattliches Bürgerhaus auf einer Kuppe neben der Kirche. Allein schon das Konzept ist charmant: Die Inhaber Nicole und Ludger Helbig haben Gourmetrestaurant und Gasthof Anfang März zusammengelegt.

Man kann in einer eher rustikalen Stube oder in einem etwas gediegener eingerichteten Raum mit tollem Blick auf den Odenwald sitzen und sich kreuz und quer durch beide Karten essen. Wir entscheiden uns für das Genussmenü zum Preis von 112 Euro. Glasig gegarter Hummer mit gegrillter Wassermelone und konfierter Vanilletomate. Sehr filigran. Herzhaft aromatisch eine Thaicurry-Suppe. Auf die folgt ein minimal zu lange gegarter Heilbutt mit einer sehr klassischen Birne-Bohnen-Speck-Begleitung. Am überzeugendsten an diesem entspannten Abend ist die sämige und geschmacksstarke Sauce mit Aromen geräucherter Paprika zum mürben US-Flanksteak. Guter Käse, gutes Dessert. Insgesamt sind auf der Karte für unseren Geschmack zu viele klassische Luxusprodukte von weit weg und zu wenige Regionalprodukte.

Beim Wein ist das umgekehrt. Neben internationalen Weinen und Deutschem aus den wichtigen Regionen finden sich fünfzig Weine sehr und weniger bekannter Winzer aus Franken mit sehr gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Nur eines ist schrecklich an der »Auberge«: die Bilder an der Wand.