»Unser Aufbruch« – ein Projekt der Weingüter St.Antony, Battenfeld Spanier und Robert Weil

»Unser Aufbruch« – ein Projekt der Weingüter St.Antony, Battenfeld Spanier und Robert Weil
© Matthias Brückner

Rekordergebnisse in Kloster Eberbach

Bei der Auktion des VDP Rheingau wurden Weine im Wert von über 300.000 Euro versteigert.

Nachdem bereits 3609 Flaschen versteigert waren, setzte die Versteigerung des 48. und letzten Loses ein Ausrufezeichen hinter den Eberbacher Auktions-Samstag: Die 12-Liter-Flasche des Weins »unser Aufbruch« der Weingüter Weil, Battenfeld-Spanier und St. Antony wurde im Paket mit drei Magnum und sechs 0,75-Liter-Flaschen bei sensationellen 31.500 Euro zugeschlagen. Bei diesem Wein handelt es sich um ein Benefizprojekt, das die drei beteiligten Weingüter im vergangenen Jahr aufgelegt hatten, um der von Corona gebeutelten Gastronomie beim Neustart unter die Arme zu greifen (Falstaff berichtete). Der aus den Lagen Gräfenberg, Hipping und Frauenberg assemblierte Wein – seines gebietsübergreifenden Charakters wegen als »deutscher Wein« etikettiert – dürfte  nicht zuletzt in der großformatigen Flasche zu einem ungewöhnlich langen Leben vorbestimmt sein. Der enorme Erlös wird nun von den Weingütern gespendet, je zu einem Drittel an die Initiative #solidAhrität zur Unterstützung der Flutopfer an der Ahr, an einen Hilfsfonds für die Ukraine, und an die Stiftung »Stoa169« des Künstlers Bernd Zimmer, der auch das Etikett gestaltet hatte.

Monte Vacano nach zwei Jahren schon Kult

Den zweithöchsten Zuschlag des Tages erzielte eine 6-Liter-Flasche des neuen Parzellen-Rieslings »Monte Vacano« aus dem Weingut Robert Weil. Für den 2019er, den zweiten produzierten Jahrgang aus einem besonders steilen Teilstück des Gräfenbergs, aus dem zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Familienreserve der Familie Weil erzeugt wurde, verzehnfachte ein hartnäckiger Bieter den Ausrufpreis von 1.000 Euro: Bei genau 10.001 Euro fiel der Hammer. Auch die Magnumflaschen dieses in Subskription stets hoffnungslos überzeichneten Weins brachten mit einem Preis von 850 Euro ein höchst bemerkenswertes Ergebnis.

»Mit Demut«, so kommentiert Jochen Becker-Köhn vom Weingut Robert Weil das Resultat, hätten Wilhelm Weil und die gesamte Mannschaft des Weinguts dieses Ergebnis aufgenommen, »aber natürlich auch mit Freude. Dass der Markt solche Preise hergibt.« Von der Sechs-Liter-Flasche des Monte Vacano existieren im übrigen nur zwei Exemplare, eines wurde nun versteigert, das zweite bleibt auf dem Weingut, wie Becker-Köhn sagt, »für die nächste Generation«.

Weitere Großformate, und eine 1915er Beerenauslese

Die derzeitige Hype um Großflaschen sorgte auch bei weiteren Weinen für Spitzenergebnisse: Der »Goethewein aus dem Brentanohaus« des Weinguts Allendorf erlöste im 12-Liter-Format 6.600 Euro. Eine sechs-Liter-Flasche 2012er Assmannshäuser Höllenberg Spätburgunder von Kloster Eberbach brachte 3.100 Euro, und die 5-Liter-Flasche 2019er Assmannshäuser Höllenberg Spätburgunder GG von August Kesseler 3.000 Euro.

Bei den Auktionen in Kloster Eberbach sind stets auch gereifte Weine aus der Schatzkammer des Hausherrn ein Thema: Dabei machte dieses Jahr auch ein sehr ungewöhnlicher Weintyp Furore: Der 1972er Assmannshäuser Höllenberg Spätburgunder Auslese-Eiswein, also ein Eiswein aus blauen Trauben, erzielte in der 0,7-Liter-Flasche 1.200 Euro. Noch etwas höher ging es für einen gereiften trockenen Spätburgunder aus dem Assmannshäuser Höllenberg: Die 0,7-Liter-Flasche »Cabinet« aus dem Jahrgang 1952 erlöste 4.200 Euro. Auch diese Summe wird übrigens wohltätigen Zwecken zufließen.

Der älteste Wein der Auktion kam in diesem Jahr indes nicht aus Eberbach, sondern von Schloss Johannisberg: Die 1915er Beerenauslese Dunkelblaulack war einem Kenner 9.600 Euro wert.

Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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