Als sich Bill Harlan Anfang der 1980er Jahre nach geeignetem Land umschaute, um ein Weingut zu gründen, wurde er an der Grenze zum Oakville County in völliger Abgeschiedenheit fündig: Vor ihm lag ein wilder, unberührter Steilhang. Das wäre ideales Weinbaugelände, dachte er sich, und kontaktierte den Besitzer. Doch dieser wollte nicht verkaufen, denn er nützte das Land als Jagdrevier, und wollte das nicht aufgeben.
Ein paar hundert Meter weiter fand Harlan schließlich das Grundstück, auf dem er den Harlan Estate gründete. Der Rest ist Geschichte: Wenn es einen kalifornischen Kult-Cabernet gibt, auf den sich alle einigen können, dann ist es Harlan.
Ein Telefonanruf 25 Jahre später
25 Jahre später bekam Harlan einen Telefonanruf, der ihn davon unterrichtete, dass das damals zuerst angeschaute Land nunmehr doch zum Verkauf stehe. Der Vorbesitzer hatte in der Zwischenzeit ebenfalls Reben angelegt, »aber nicht sehr professionell«, sagt Bill Harlans Sohn Will, der heute Promontory leitet – jenes Weingut, das inzwischen an diesem Platz im Aufbau befindlich ist.
»An Anfang hatten wir keine Idee, ob die Weine vielleicht zu Harlan werden könnten, oder etwas Eigenes, zum Beispiel unter dem ›bond‹-Label«, erzählt der 32-jährige weiter. »Wir haben es dann gekauft und beschlossen, erstmal ein paar Jahre Wein aus dem Ertrag der bestehenden Reben zu machen. Um erst einmal zu lernen, was es mit dem Weinberg auf sich hat. Wir vermuteten, dass etwas Ähnliches wie beim Harlan Estate rauskommen könne. Aber mit dieser Vermutung lagen wir komplett daneben!«
Weinberge auf 300 Metern Höhe
Die Weinberge von Promontory besitzen im Durchschnitt 40 Prozent Hangneigung, und sie liegen bis zu 300 Meter hoch. Nach Norden ist der nächste Nachbar Harlan, im Osten Dominus. Bei der Geologie bringen zwei Störungslinien eine große Vielfalt von Schichten zur Oberfläche: Es gibt vulkanische und alluviale Böden, immer zusammen mit Kalk, dazwischen liegen metamorphe Gesteine. Schiefer, die andernorts in Napa sehr selten sind.
Wiederaufbau und Vitalisierung
Die ersten drei Jahre galten nur dem Wiederaufbau der Reben und der Vitalisierung der Böden. »Schließlich stellten wir fest, die Weine haben mehr Säure als in Harlan, und sie sind regelrecht introvertiert.« Dann folgten Veränderungen an der Weinbereitung: Anders als bei Harlan ist Michel Rolland bei Promontory nicht involviert. Beim Ausbau soll in Zukunft der Anteil großer Gebinde gesteigert werden, und es werden weniger Barriques zum Einsatz kommen.
Beziehung zum Land
Die Pflanzungen des Vorbesitzers wurden bereits größtenteils gerodet, nur die besten Parzellen blieben erhalten, und es gibt auch schon Ertrag aus den ältesten Neupflanzungen, die inzwischen neun Jahre alt sind. Von den 340 Hektar Land, die zu Promontory gehören, werden später einmal 30 unter Reben stehen, derzeit sind zehn Hektar im Ertrag.
Der Rest des Geländes ist Forst. »Wir haben 10 Leute, die sich ausschließlich um den Wald kümmern«, sagt Will Harlan. Und ergänzt: »Das Land des Promontory Estate lässt einen nicht kalt, wenn man dort ist. Man muss einfach eine Beziehung aufbauen, denn man fühlt sich als Mensch so, so klein.« Gewiss nicht die schlechtesten Bedingungen, um eine weitere Wein-Legende auf den Weg zu bringen.
Verkostung der ersten drei verfügbaren Jahrgänge