© Othmar Kiem

Präsentation von Ruggeri Prosecco in Mailand

Hinter dem Namen Ruggeri verbirgt sich einer der meistverkauften Schaumweine der Welt. Anlässlich des 20. Jahrganges lud Ruggeri zu einer Verkostung.

Ruggeri mit Vertikaler von Top-Prosecco

Giustino Bisol ist 96. Bis zu seinem 87. Lebensjahr arbeitete er im Betrieb. Hier im Joia in Mailand, dem ersten und einzigen vegetarischen Sternelokal Italiens, ist er heute Abend nicht persönlich mit dabei. Die Geschichten, die sein Sohn Paolo und seine Enkelin Isabella über ihn erzählen, lassen ihn aber in den Köpfen der Gäste anwesend sein. 1995 kreierte Paolo Bisol zu Ehren seines Vaters, der Ruggeri 1950 gegründet hatte, eine Spitzencuvée, die er Giustino B. nannte. Zur Feier des 20. Jahrganges dieses außergewöhnlichen Prosecco Superiore DOCG lud Ruggeri zu einer Verkostung verschiedener Jahrgänge.

Steillagen und 100-jährige Reben

Die Trauben für den Giustino B. kommen aus Steillagen in San Pietro di Barbozza, Santo Stefano, Saccol und Guia bei Valdobbiadene. Wer bei Prosecco an weite Flächen in der Ebene denkt, liegt hier falsch. Die Weinberge sind in extremer Steillage und klein parzelliert. Fast alles hier ist Handarbeit. Die Glera-Trauben kommen von 80-100 Jährigen Reben. Wie die anderen Prosecco kommt auch der Giustino B. schon im Frühjahr nach der Ernte in den Handel, Paolo Bisol aber ist überzeugt, dass die Spitzencuvées erst drei bis vier Jahre nach der Ernte ihren vollen Ausdruck finden. Um das zu belegen, gab es eine Verkostung der Jahrgänge 2015 (noch trüb aus dem Tank) bis 1997. Nun, 1997 zeigt klare Alterungsnoten, noch zu genießen aber schon deutlich auf dem absteigenden Ast. 2001 und auch 2005 zeigten sich hingegen erstaunlich präsent und lebendig. Der beste Wein des Abends war – zum Erstaunen vieler – nicht etwa der junge 2013er, sondern der Jahrgang 2008. Er eröffnete mit feinen, leicht gereiften aber doch sehr ansprechenden Noten, war dann am Gaumen ausgewogen, füllig und erstaunlich lange anhaltend. Nicht jeder Prosecco also muss jung getrunken werden. Bei einigen Spitzencuvées, wie dem Giustino B., lohnt es sich, einige Jahre zu warten. 

Prosecco und Spitzenküche

Begleitet wurden die Prosecco von Ruggeri von feinen Gerichten von Pietro Leemann, Küchenchef im Joia. 3 Gänge trug auch der Specialguest des Abends, Massimiliano Alajmo vom 3-Sterne-Restaurant Le Calandre bei Padova bei, auch diese vegetarisch. Eröffnet wurden der Reigen von „Bohnen und Banane“ von Massimiliano Alajmo. Was auf dem Papier etwas sonderbar klingt, war das einprägsamste Gericht des Abends. Banane, Staudensellerie, Radicchio und Bohnen, jeweils roh, leicht gekocht und als Creme, gingen da eine wunderbare Harmonie ein. Es folgte eine »Kokos-Veluoté mit Himalaya-Curry und krokantem Gemüse-Müsli« von Leemann und ein „Risotto mit roten Rüben und schwarzem Curry“ von Alajmo. Dazu passte der Giustino B. genauso wie zum »Winterlichem Wurzelgemüse mit Mandelkäse und Gemüse-Garum« von Leemann. Der duftige und lockere Panettone Bianco von Alajmo, der als Schlussdessert den Abend beendete, war hingegen eindeutig ein Soloauftritt. Trotzdem: Wie der Abend eindrucksvoll zeigte, muss Prosecco nicht immer jung getrunken werden und kann zudem hervorragend als Essenbegleiter eingesetzt werden. 
Impressionen zur Präsentation finden Sie in der Bildergalerie.

Othmar Kiem
Othmar Kiem
Chefredakteur Falstaff Italien
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