Pfälzischer Visionär Achim Niederberger ist tot

Der Unternehmer verstarb im Alter von 56 Jahren. Er litt seit längerem an einer Krebserkrankung, was selbst enge Mitarbeiter nicht wussten.

Bis zuletzt hatte Achim Niederberger an seinem Wein-Imperium gearbeitet. Erst im März hatte er den international erfahreren Marketing-Manager Marian Kopp als Gutsdirektor des Weingutes Reichsrat von Buhl geholt. Nun hat Niederberger aber den Kampf gegen seine schwere Erkrankung verloren. Im Alter von 56 Jahren verstarb der pfälzische Visionär. Er hinterlässt seine Frau und fünf Kinder. Lesen Sie hier den persönlichen Nachruf von Mario Scheuermann:

»Wir waren zu einem seiner sehr seltenen Interviews verabredet, aber dazu wird es jetzt nicht mehr kommen. Am Donnerstagvormittag ist der Unternehmer Achim Niederberger im Alter von 56 Jahren verstorben. Er litt seit längerem an einer Krebserkrankung, was selbst enge Mitarbeiter nicht wussten. Nach Informationen der lokalen Presse wird seine Frau Jana (32) die Leitung der Niederbergergruppe übernehmen und das Werk ihres Mannes fortsetzen.
 
Der gelernte Einzelhandelskaufmann verdiente sein Geld zunächst mit regionaler Sportwerbung  und Etikettendruck. Mit der Zeit wuchs das Unternehmen zu einer Medien- und Werbegruppe zu der unter anderem auch eine Beteiligung an einer regionalen Fluglinie und ein Kochbuchverlag gehörten. Niederbergers Interesse am Wein begann mit einem gut bestückten privaten Weinkeller in seiner Villa in Neustadt an der Weinstraße, in dem er einige tausend Spitzenweine aus aller Welt aufbewahrte darunter Schätze wie einen »Imperiale 1989 Château Pétrus« und Raritäten wie ein 1811er Forster Ungeheuer. Seit dem Jahr 2002 baute er schließlich systematisch eine Weingruppe auf, in der er die drei pfälzischen Spitzenbetriebe von Buhl, Bassermann-Jordan und Deinhard/von Winning  vereinte, die bis zur Erbteilung der Winzerfamilie Jordan 1849 eine Einheit bildeten und auf einer Stufe mit den gewichtigsten Grand Crus in Bordeaux standen. Mit einer Gesamtrebfläche von 150 Hektar gehörte Niederberger schließlich zu den größten Weinbergbesitzern Deutschlands.
 
Aber er sammelte nicht nur große Weine und Weingüter, er scharte auch Talente und Könner um sich wie die drei Önologen Ulrich Mell (Bassermann), Stephan Attmann (von Winning) und zuletzt Mathieu Kauffmann, der von Bollinger aus der Champagne in die Pfalz wechselte, sowie den ehemaligen Racke-Manager Marian Kopp oder den Sterne-Koch Patrick Kimpel vom Kronenschlösschen in Hattenheim als Küchendirektor für seine gastronomischen Unternehmungen. Denn rund um die drei Weingüter schuf er eine kulinarische Erlebnislandschaft mit zwei Hotels und  mehreren Restaurants der unterschiedlichsten Kategorien von Bar und Bistro bis zum Gourmet-Tempel. Erst vor zwei Monaten eröffnete er das Hotel und Spa Kaisergarten in Deidesheim. Ihm verdankt es der kleine Weinort, dass er heute zu den ersten weintouristischen Destinationen in Deutschland gehört. In unserem Vorgespräch für das Interview habe ich den Eindruck gewonnen, dass er noch viel mehr als dies wollte. Er sah diesen Teil der Pfalz als eine Art deutsches Napa Valley. Der Deidesheimer Bahnhof war das nächste Objekt, auf das er ein Auge geworfen hatte. Eine Art historischer Weinbergexpress entlang der Mittelhaardt von Neustadt nach Bad Dürkheim war eine seiner Visionen.«

Text von Mario Scheuermann