Der neue Blanc de Blanc ist vorerst nur in ausgewählten Ländern erhältich – unter anderem in Deutschland.

Der neue Blanc de Blanc ist vorerst nur in ausgewählten Ländern erhältich – unter anderem in Deutschland.
© Falstaff/Sautter

Perrier-Jouët lanciert neue Cuvée

Erstmals nach fast 20 Jahren erweitert das Champagnerhaus aus Épernay wieder sein Portfolio – mit einem Non Vintage Blanc de Blancs.

Champagnerhäuser wissen zu feiern: Perrier-Jouët hatte sich am 23. Mai zur Präsentation seines neusten Champagners den feudalen Rahmen von Münchens Schloss Nymphenburg auserkorken. Im lichten Glanz der Orangerie servierte das Team von Bobby Bräuer (aus dem mit zwei Sternen dekorierten »EssZimmer« in der BMW-Welt) ein fünf-Gänge-Menü. Die Vorspreise mit Jakobsmuschel, Imperialkaviar, Spargel und wildem Schnittlauch setzte den Chardonnay-basierten Champagner treffend in Szene, während ein Gang mit Felsen-Rotbarbe, Curry, Paprika und Pomeranze zum 2008er Jahrgang der Prestige-Cuvée »Belle Époque« den Höhepunkt der durchwegs gelungenen Marriagen darstellte. Die bittersüße Fruchtigkeit der Orange, die dezent gesetzte Schärfe des Curry und die saftig-marine Frische der sehr behutsam gegarten Barbe – ein vielschichtiger Hochgenuss zum cremigen, seinerseits komplexen Champagner.

Durch den Abend führte der Chef de cave von Perrier-Jouët, Hervé Deschamps. Bereits am Nachmittag hatte der erfahrene Kellermeister Falstaff im Interview einen Blick hinter die Kulissen und zum »Making of« der neuen Cuvée gestattet. Dabei erzählte er, wie er 1993, damals bereits zehn Jahre in Diensten von Perrier-Jouët und gerade frisch zum Chef de cave aufgestiegen, erstmals eine neue Cuvée für das Haus kreierte: Ebenfalls einen Blanc de Blancs, und zwar als Variante des Prestige-Labels »Belle Époque«. Im Jahr 1999 wurde dieser 1993er auf den Markt gebracht. Und schon bald nach dem großen Erfolg dieses Weins habe ihn das Management gefragt, ob er nicht auch einen Non Vintage Blanc de Blancs produzieren könnne. »Damals habe ich gesagt: Ja schon, aber ich brauche Zeit.«

Und die Zeit verging dann schnell. Erst Ende der Nuller-Jahre begann sich das Projekt zu konkretisieren. Wie man Deschamps in seiner bedächtigen Weise sprechen hört, darf man davon ausgehen, dass der Plan in den dazwischen liegenden Jahren nicht in Vergessenheit geraten war. Doch gerade im Weinbau lässt sich eben nicht alles beliebig beschleunigen. »Man kann eine neue Cuvée nur mit neuen Verträgen für Trauben machen«, bringt Deschamps sein Vorgehen auf den Punkt. In aller Ruhe scheint Deschamps die zuverlässigsten Winzer und die ihm am besten taugenden Lagen gesammelt zu haben. Deschamps nennt unter den Herkünften für den neuen Blanc de Blancs die Chardonnay-Hochburg Côte des Blancs, aber ebenso die Gegend von Trépail an der Montagne de Reims und die Côte de Sézanne ganz im Süden der Champagne.

Hervé Deschamps bei der Präsentation des neuen Blanc de Blancs in München.
© Falstaff/Sautter
Hervé Deschamps bei der Präsentation des neuen Blanc de Blancs in München.

Erstes Degorgement auch in Deutschland

»Vor acht Jahren haben wir die ersten Muster probiert. Dann hat sich nach und nach herauskristallisiert, was die beste Assemblage ist.« Von der Côte de Blancs die Mineralität, von den anderen Chardonnay-Hochburgen die Rundheit und der Schmelz – eine Kombination, welche die Perrier-Jouët-Version des puren Chardonnay-Champagners weniger karg und bissig schmecken läßt, als es oft der Fall ist.

Die jetzt präsentierte Cuvée ist auf Basis des Jahrgangs 2013 bereitet, mit zusätzlichen etwa 15 Prozent Reserveweinen aus 2011 und 2010. Eine produzierte Flaschenzahl möchte Deschamps nicht nennen, erwähnt jedoch, dass es sich um eine kleine Menge handle. Daher wird das erste Degorgement auch nur in fünf Ländern zu finden sein: In Japan, England, Hong Kong, Frankreich und Deutschland.

»Es ist sehr wichtig für uns, dass der Hausstil erhalten bleibt.«
Hervé Deschamps

Alle Grundweine wurden ohne Holzkontakt vinifiziert, was sich in einer Betonung der floralen Duftigkeit des Sortentyps zeigt. Am Gaumen verbindet der Wein ein sehr feines Mousseux mit einer natürlichen, nicht im Übermaß über die Säure definierten Frische. Durch die malolaktische Säureumwandlung, die bei Perrier-Jouët üblich ist, hat der Blanc de Blancs auch ohne allzu üppige Dosage (8 Gramm pro Liter) eine feine Abrundung in der Gaumenstruktur.

»Es ist sehr wichtig für uns, dass der Hausstil erhalten bleibt«, sagt Hervé Deschamps. Und dabei spricht er ein bedeutungsschweres Wort gelassen aus – ist er doch erst Perrier-Jouëts siebter Chef de Cave seit der Gründung des Hauses im Jahre 1811. Wenn sich ein Haus mit so großer Kontinuität auf neues Terrain vorwagt, dann hat das wohl durchaus eine Feier in feudalem Rahmen verdient.

Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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