Mittelrhein-Impression mit der Burg Fürstenberg

Mittelrhein-Impression mit der Burg Fürstenberg
Foto beigestellt

Paukenschlag in Bacharach

Mit dem Kauf von nahezu zehn Hektar am Stück wird das Weingut Ratzenberger quasi über Nacht zum größten VDP-Betrieb am Mittelrhein.

Bekannt ist das Mittelrheintal vor allem durch die Loreley – und dadurch als Touristenmagnet. Doch in Sachen Wein war das Gebiet lange Jahre ein Sorgenkind: Denn immer mehr Winzer gaben dort ihre Weinberge im Steilhang auf. Die notwendige Handarbeit war kaum noch zu finanzieren, da das Preisgefüge der Weine vom Mittelrhein – trotz dessen Status als UNESCO-Welterbe – nicht aus dem Schatten der Nachbarregionen herauszutreten vermochte. Erst in den vergangenen Jahren konnte dieser Negativ-Trend langsam gestoppt werden. Und nun gibt es ein zusätzliches Zeichen, dass Bewegung in das unterschätzte Anbaugebiet kommt: Mit Jochen Ratzenberger übernimmt einer der profiliertesten Winzer der Region nahezu zehn Hektar Steillagen am Stück: den Löwenanteil der Lage »Rheindiebacher Fürstenberg« wenige Kilometer südlich von Bacharach.

Im Gespräch mit Falstaff zeigt sich Ratzenberger begeistert von seinem Coup: »Sowas an einem Stück zu bekommen, ist einfach ein Traum. Die Lage hat früher wunderbare edelüße Weine bis zur Trockenbeerenauslese gebracht, aber auch für feinherben Kabinett war sie bekannt. Und ich bin überzeugt, dass wir auch große trockene Weine aus dieser Lage trinken werden.« Der Weinstil falle etwas weicher aus als in Bacharach, so Ratzenberger, bringe zugleich aber stabilere Säurewerte als etwa im Bopparder Hamm. Der Hang ist nach Südosten und Süden ausgerichtet, im Boden ist der derselbe Devonschiefer, der auch die anderen Spitzenlagen des Mittelrheins kennzeichnet.

Freilich hat der Kauf auch seine Schattenseiten: »Die ganzen 9,4 Hektar sind zwar derzeit voll bestockt, aber die Reben sind teils in desaströsem Zustand. Ein dreiviertel Hektar direkt unter der Burg Fürstenberg werden wir als alte Reben erhalten, und auch weitere drei Hektar Altbestand werden wir erst einmal stehen lassen, doch alles andere werde ich komplett neu anlegen.« Ratzenberger rechnet mit einem mehrjährigen Aufbau. Da gerade ein Flurbereinigungsverfahren angestoßen wurde, werden sich die Weinberge sinnvoll mit Wegen erschließen lassen. In einem Teil des Steilhangs plant Ratzenberger, Querterrassen anzulegen. »Der Terrassenbauer Schwörer, der in ganz Deutschland Kleinterrassen baut, hat sich das schon angesehen, und meinte, das Ding sei der Wahnsinn. Möglicherweise wird es sogar eine Geisenheimer Dissertation geben, die den Effekt der Magerrasenkulturen für die Biodiversität untersucht.«

Überzeugendes Generationenprojekt

Ratzenbergers erste Weine aus der Neuerwerbung werden schon diesen Herbst gelesen werden. »Alles weitere wird man sehen«, sagt Ratzenberger, der auch nicht ausschließt, dass der beste Teil der Lage irgendwann später einmal als »große Lage« klassifiziert werden könnte, wenn die neu anzulegenden Parzellen in ein gutes Alter kommen. Die Investition – die Rede ist von einer dreiviertel Million Euro – ist zweifellos eine in ein Generationenprojekt: »Die gesamte Familie steht dahinter. Wir haben zwei Töchter, und die jüngere war mit ihren 14 Jahren sogar mit dabei bei den Verkaufsverhandlungen.« Diese langfristige Planung hat auch die Grundstückseigentümer überzeugt: Mit Ratzenberger berücksichtigten sie nicht den höchsten Bieter, sondern denjenigen, der das überzeugendste Gesamtkonzept vorlegen konnte.

Info

Weingut Ratzenberger
Blücherstr. 167
55422 Bacharach

www.weingut-ratzenberger.de

Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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